Reigen. Arthur Schnitzler

Reigen - Arthur Schnitzler


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      Das Stubenmädchen geht; bei der Tür wendet sie sich um; der junge Herr hat ihr nachgeschaut; sie merkt es und lächelt.

      Der junge Herr bleibt eine Weile liegen, dann steht er plötzlich auf. Er geht bis zur Tür, wieder zurück, legt sich auf den Diwan. Er versucht wieder zu lesen. Nach ein paar Minuten klingelt er wieder.

      Das Stubenmädchen erscheint mit einem Lächeln, das sie nicht zu verbergen sucht.

      Der junge Herr Sie, Marie, was ich Sie hab' fragen wollen. War heut Vormittag nicht der Doktor Schüller da?

      Das Stubenmädchen Nein, heut Vormittag war niemand da.

      Der junge Herr So, das ist merkwürdig. Also der Doktor Schüller war nicht da? Kennen Sie überhaupt den Doktor Schüller?

      Das Stubenmädchen Freilich. Das ist der große Herr mit dem schwarzen Vollbart.

      Der junge Herr Ja. War er vielleicht doch da?

      Das Stubenmädchen Nein, es war niemand da, junger Herr.

      Der junge Herr entschlossen Kommen Sie her, Marie.

      Das Stubenmädchen tritt etwas näher Bitt' schön.

      Der junge Herr Näher ... so ... ah ... ich hab' nur geglaubt ...

      Das Stubenmädchen Was haben der junge Herr?

      Der junge Herr Geglaubt ... geglaubt hab' ich – Nur wegen Ihrer Blusen ... Was ist das für eine ... Na, kommen S' nur näher. Ich beiß' Sie ja nicht.

      Das Stubenmädchen kommt zu ihm Was ist mit meiner Blusen? G'fallt sie dem jungen Herrn nicht?

      Der junge Herr fasst die Bluse an, wobei er das Stubenmädchen zu sich herabzieht Blau? Das ist ganz ein schönes Blau. Einfach Sie sind sehr nett angezogen, Marie.

      Das Stubenmädchen Aber junger Herr ...

      Der junge Herr Na, was ist denn? ... Er hat ihre Bluse geöffnet. Sachlich Sie haben eine schöne weiße Haut, Marie.

      Das Stubenmädchen Der junge Herr tut mir schmeicheln.

      Der junge Herr küsst sie auf die Brust Das kann doch nicht weh tun.

      Das Stubenmädchen O nein.

      Der junge Herr Weil Sie so seufzen! Warum seufzen Sie denn?

      Das Stubenmädchen Oh, Herr Alfred ...

      Der junge Herr Und was Sie für nette Pantoffeln haben ...

      Das Stubenmädchen ... Aber ... junger Herr ... wenn's draußen läut' –

      Der junge Herr Wer wird denn jetzt läuten?

      Das Stubenmädchen Aber junger Herr ... schaun S' ... es ist so licht ...

      Der junge Herr Vor mir brauchen Sie sich nicht zu genieren. Sie brauchen sich überhaupt vor niemandem … wenn man so hübsch ist. Ja, meiner Seel'; Marie, Sie sind ... Wissen Sie, Ihre Haare riechen sogar angenehm.

      Das Stubenmädchen Herr Alfred ...

      Der junge Herr Machen Sie keine solchen Geschichten, Marie ... ich hab' Sie schon anders auch geseh'n. Wie ich neulich in der Nacht nach Haus gekommen bin und mir Wasser geholt hab'; da ist die Tür zu Ihrem Zimmer offen gewesen ... na ...

      Das Stubenmädchen verbirgt ihr Gesicht O Gott, aber das hab' ich gar nicht gewusst, dass der Herr Alfred so schlimm sein kann.

      Der junge Herr Da hab' ich sehr viel gesehen ... das und das ... und das ... und –

      Das Stubenmädchen Aber, Herr Alfred!

      Der junge Herr Komm, komm ... daher ... so, ja so ...

      Das Stubenmädchen Aber wenn jetzt wer läutet –

      Der junge Herr Jetzt hören Sie schon einmal auf ... macht man höchstens nicht auf ...

      – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

       Es klingelt.

      Der junge Herr Donnerwetter … Und was der Kerl für einen Lärm macht. – Am End' hat der schon früher geläutet, und wir haben's nicht gemerkt.

      Das Stubenmädchen Oh, ich hab' alleweil aufgepasst.

      Der junge Herr Na, so schaun S' endlich nach – durchs Guckerl. –

      Das Stubenmädchen Herr Alfred ... Sie sind aber ... nein ... so schlimm.

      Der junge Herr Bitt' Sie, schaun S' jetzt nach ...

      Das Stubenmädchen geht ab.

      Der junge Herr öffnet rasch die Rouleaux.

      Das Stubenmädchen erscheint wieder Der ist jedenfalls schon wieder weggangen. Jetzt ist niemand mehr da. Vielleicht ist es der Doktor Schüller gewesen.

      Der junge Herr ist unangenehm berührt Es ist gut.

      Das Stubenmädchen nähert sich ihm.

      Der junge Herr entzieht sich ihr – Sie, Marie, – ich geh' jetzt ins Kaffeehaus.

      Das Stubenmädchen zärtlich Schon ... Herr Alfred.

      Der junge Herr streng Ich geh' jetzt ins Kaffeehaus. Wenn der Doktor Schüller kommen sollte ...

      Das Stubenmädchen Der kommt heut nimmer.

      Der junge Herr noch strenger Wenn der Doktor Schüller kommen sollte, ich, ich ... ich bin – im Kaffeehaus. – Geht ins andere Zimmer.

      Das Stubenmädchen nimmt eine Zigarre vom Rauchtisch, steckt sie ein und geht ab.

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