Candide. Voltaire
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Voltaire
Candide
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Inhaltsverzeichnis
Erstes Kapitel: Wie Kandid in einem schönen Schlosse erzogen wurde und wie man ihn von dannen jagte.
Zweites Kapitel: Wie es Kandid bei den Bulgaren erging.
Drittes Kapitel: Wie Kandid aus den Händen der Bulgaren entkam und was weiter aus ihm wurde.
Siebentes Kapitel: Wie eine Alte sich Kandid's annahm, und wie er wiederfand, was er liebte.
Achtes Kapitel: Kunigundens Geschichte.
Neuntes Kapitel: Was aus Kunigunde, Kandid, dem Großinquisitor und einem Juden wurde.
Elftes Kapitel: Geschichte der Alten.
Zwölftes Kapitel: Fortsetzung der Leidensgeschichte der Alten.
Dreizehntes Kapitel: Wie Kandid sich von der schönen Kunigunde und der Alten trennen mußte.
Vierzehntes Kapitel: Wie Kandid und Kakambo von den Jesuiten in Paraguay empfangen wurde.
Funfzehntes Kapitel: Wie Kandid den Bruder seiner geliebten Kunigunde umbrachte.
Siebenzehntes Kapitel: Ankunft Kandid's und seines Dieners im Lande Eldorado und was sie dort sahen.
Achtzehntes Kapitel: Was sie ferner im Lande Eldorado sahen.
Neunzehntes Kapitel: Was ihnen in Surinam widerfuhr und wie Kandid mit Martin bekannt wurde.
Zwanzigstes Kapitel: Was Kandid und Martin auf dem Meere begegnete.
Zweiundzwanzigstes Kapitel: Was Kandid und Martin in Frankreich erlebten.
Dreiundzwanzigstes Kapitel: Kandid und Martin besuchen die Küste von England; was sie dort sahen.
Vierundzwanzigstes Kapitel: Von Paketten und Fra Leucojo.
Fünfundzwanzigstes Kapitel: Besuch bei dem venezianischen Nobile, Signor Pococurante.
Siebenundzwanzigstes Kapitel: Kandid's Reise nach Konstantinopel.
Achtundzwanzigstes Kapitel: Schicksale des Freiherrn und des Magisters Pangloß.
Neunundzwanzigstes Kapitel: Wie Kandid Kunigunden und die Alte wiederfand.
Dreißigstes Kapitel: (Schluß.)
Erstes Kapitel: Wie Kandid in einem schönen Schlosse erzogen wurde und wie man ihn von dannen jagte.
Im Schlosse des Freiherrn v. Thundertentronckh in Westfalen lebte um die Mitte des 18. Jahrhunderts ein junger Bursche, der von Natur die Sanftmut selbst war. Seine Gesichtszüge waren der Spiegel seiner Seele. Er besaß eine ziemlich richtige Urteilskraft und ein Gemüt ohne Arg und Falsch; aus diesem Grunde vermutlich nannte man ihn Kandid. Die ältern Bedienten des Hauses hatten ihn in starkem Verdacht, der Sohn einer Schwester des Freiherrn und eines braven, ehrenwerten Edelmannes aus der Nachbarschaft zu sein, zur Vermählung mit welchem sich das Fräulein nicht hatte entschließen können, weil er nun einundsiebenzig Ahnen aufzuweisen vermochte, und die Wurzel seines Stammbaums durch den zerstörenden Zahn der Zeit verloren gegangen war.
Der Freiherr war einer der ansehnlichsten Landedelleute Westfalens, denn sein Schloss war mit Torweg und Fenstern versehen, ja den großen Saal zierte sogar eine Tapete. Alle Hunde seines Viehhofes machten im Notfall eine Meute aus; die Stallknechte waren seine Bereiter, der Dorfpastor war sein Großalmosenier; sie nannten ihn alle »Gnädiger Herr« und lachten, wenn er Anekdoten erzählte.
Die gnädige Frau, die etwa 350 Pfund wog, hatte sich dadurch in hohes Ansehen gesetzt und machte bei Gelegenheit die gnädige Wirtin mit einer Würde, wodurch sie noch größere Ehrfurcht einflößte. Ihre siebenzehnjährige Tochter Kunigunde war ein frisches, üppiges, rotwangiges, reizendes Kind. Der Sohn des Freiherrn schien in allen Stücken seines Papas würdig. Der Hauslehrer Pangloß war das Orakel des Hauses, und der kleine Kandid hörte auf seinen Unterricht mit der treuherzigen Leichtgläubigkeit, die sein Alter und seine Gemütsart mit sich brachte.
Pangloß lehrte die Metaphysikotheologokosmonarrologie. Er bewies auf unübertreffliche Weise, dass es keine Wirkung ohne Ursache gebe, und dass in dieser besten