Der Mann, der einmal einen Wal gewann. Ole Engelhardt
vor, ein schwuler Kanzlerkandidat! Mehr 2000 geht doch gar nicht. Sehen Sie die Plakate? Sie hängen überall, ‚Schwulsein heißt Kuhlsein‘, die Wahl wäre so gut wie gewonnen. Kommen Sie, Sie sind doch bestimmt schwul, oder nicht?“
Gunnar wusste nun was er antworten müsste. Er blickte auf den Boden und dann zu Roland, der ihn grinsend ansah, als säße er vor einem süßen Hündchen, das ihm gleich seine Pfote reichen würde. Doch Gunnar reichte ihm nicht seine Pfote, stattdessen schüttelte er den Kopf und murmelte fast beschämend, „nein tut mir leid, leider nicht schwul.“ Roland säufzte, Gunnar hatte gerade einen Elfmeter verschossen. Aber er lag immer noch in Führung. Roland sah mich an, minutenlang. Ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte, blickte ihn erst erstarrt zurück, dann bekam ich jedoch Durst und nahm den letzten Schluck aus meiner Bierflasche. Als ich die Flasche auf dem Tisch abstellte, schallte Rolands Stimme durch den Raum. „Heureka, wir haben ihn, wir haben unseren Kanzlerkandidaten!“ Das ist Demokratie, der Kanzler ausgewählt vom dicken Mann mit dem Senffleck auf dem Hemd.
Er riss Gunnar vom Stuhl, umarmte ihm, schüttelte ihm die Hand, als würde er ihn gerade vereidigen. Gunnar sagte nichts, er sah verwirrt aus. Verwirrter als sonst. Aber irgendwas strahlte er aus, irgendwas, das ich nicht beschreiben konnte in dem Moment. Irgendwas, das ich auch die vier Jahre lang, in denen ich täglich mit ihm zusammen war nie fassen konnte.
Er, das war mir in diesem Moment klar, würde Kanzler werden. Er würde vier Jahre lang unser Land regieren. Und das alles wusste er in diesem Moment noch nicht. Leicht versuchte ich noch Roland davon abzukriegen, warnte ihn vor Gunnars fehlender Erfahrung und seiner fehlenden Kanzlability. Doch Roland schüttelte nur den Kopf und murmelte irgendwas von wegen, wir würden etwas um ihn herumbauen, ich glaube er sagte „Gremien-Team“, aber es klang eher wie ein hamburgerisch verschlungenes „Klementinen“. Mich schüttelte es bei dem Gedanken an diese ekligen Dinger. Ich hasste sie. Ich schaute zu Gunnar, er hatte keine Ahnung, was auf ihn zukommen würde. Und oft frage ich mich, was er getan hätte, wenn er es gewusst hätte.
Ich glaube, er hätte sich nie darauf eingelassen.
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