Alter Postplatz. Heinz Plomperg
sowohl der Hannes, wie auch der Franz wissen derlei in Zukunft aus eigener Erfahrung zu unterbinden.“
Der Graf läutete und orderte bei einem der Dienstmädchen Sekt. „Lassen Sie uns anstoßen, auf die Ehen, die wir unabsichtlich verschuldet haben. Ich bin mir sicher, dass ein Mädchen, das bei Ihnen was gelernt hat, sich eines Tages auch an der Spitze dieses Haushalts gut machen wird. Na, und vom Hannes brauch´ ich ihnen ja nix mehr zu erzählen.“
Dann saßen sie noch eine Weile da und tranken Sekt und unterhielten sich über Hannes, Toni, Franz und Cilly und sonst so allerhand. Kommerzialrat Anton Kupferwieser hatte das deutliche Empfinden, in den Augen des Grafen aufgestiegen zu sein, in dessen Welt, er wusste bloß nicht so genau warum?
Am Ende kam der Graf noch einmal auf den fatalen Ringtheaterbrand zurück: „Kennen Sie die Geschichte vom Banquier von Glünau und seiner Frau?“
Wiewohl Anton sie kannte, ließ er freundlicherweise Graf Ludwig erzählen.
„Der Banquier war auf einer Abendgesellschaft gewesen und die Gattin im Theater, im Ringtheater nämlich. Als der Banquier vom Brand hört, eilt er nach Hause.
„Sie wird tot sein. Sie wird tot sein“, ruft er immer wieder, dabei stand die Ehe gar nicht zum Besten. Als er heimkommt, findet er die liebende Gattin schon vor, im Negligé, , im Boudoir, einen Likör in der Hand. „Du bist schon da?“, fragt er verblüfft, da beginnt sie von der Vorstellung zu erzählen, herrliche Aufführung, alles was Rang und Namen hatte, sei im Theater gewesen, et cetera, et cetera. „Du warst bis zum Schluss?“, fragt Glünau. „Natürlich.“, so die Gattin. „Und es ist nichts passiert?“
Was soll denn passiert sein?“ Da schreit er auf, der Banquier, nennt sie „Kanaille“, schlägt ihr den Likör aus der Hand, schlägt sie selbst, wirft sie aus der Wohnung, zerrt sie an den Haaren die Stiege hinunter, weckt den Hausmeister: „Schmeißen Sie dieses Luder ´raus, und lassen Sie sie nie mehr ´rein. Ich will sie nie mehr sehen! Nie mehr!“ Und dann steht die Frau von Glünau im hellblauen Negligé, auf der Straße und geschneit hat´s auch wieder.
Lässt sich nicht verheimlichen, die Sache, weil das halbe Haus wegen dem Geschrei ins Stiegenhaus gelaufen is´. Außerdem will´s der Glünau gar nicht verheimlichen, lässt sich scheiden und beruft sich auf den Brand. Einzigartig, dass ein Brand als Anklagebeweis bei einem Scheidungsprozess herhalten muss.“
Kupferwieser lächelte etwas schmallippig und dachte daran, wie einer seiner Kellner aufgrund der mittlerweile oft und öfter kolportierten Geschichte gemeint hatte, der Banquier sei auch kein Heiliger, sei nämlich in einem Bordell gewesen, wenn auch einem der teuersten, an jenem Abend, und nicht auf irgendeiner ehrbaren Abendgesellschaft. Jener Kellner, der Jodok, ein sommersprossiger Steirer, ein echter Bauernbua, verdiente sich nämlich dort und da was schwarz was dazu, er wettete zu gerne, auf Hunde, Pferde und so weiter. Im Haus der Madame Virginie, am Tiefen Graben, - geboren als Zilla Bleich in Lemberg, tatsächlich verheiratet gewesen mit einem portugiesischen Fidalgo -, gingen viele, sehr viele einflussreiche Herren ein und aus und allgemein erkannten diese den Jodok nicht wieder, denn im Hotel, am Platz, trug er Frack mit schwarzem Mascherl, bei Madame Virginie jedoch agierte er mit roter Echthaarperücke und im Abendkleid und war dort solcherart eine kleine Sensation.
„Hätt´ schlimmer kommen können.,“ dachte Kommerzialrat Anton Kupferwieser, als er sich vom Grafen verabschiedete, „Hätt´ sehr viel schlimmer kommen können. “
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