Satan. Melody Adams

Satan - Melody Adams


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der Grund, warum es so lange gedauert hatte, die einzelnen Morde einem einzigen Täter zuzuordnen. Nur die ungewöhnliche Brutalität verband die einzelnen Taten. Mit einem Seufzen klappte ich die Akte zu und legte sie auf meinen Nachtschrank, dann rutschte ich unter die Decke und schloss die Augen. Meine Gedanken rasten noch immer hundert Meilen die Stunde. Es schien unwahrscheinlich, dass ich schnell einschlafen würde. Alle Versuche, meinen Kopf zu leeren und zur Ruhe zu kommen, waren fruchtlos. Ich stellte mich auf eine lange, schlaflose Nacht ein.

      Die Zelle von John Doe, aka Satan, erinnerte mich ein wenig an Hannibal Lecter in Das Schweigen der Lämmer. Da war eine sichere Durchreiche mit einer Box, die jeweils nur von einer Seite zur selben Zeit geöffnet werden konnte. Löcher in der Scheibe sorgten dafür, dass nicht nur frische Luft, sondern auch Laute durchgelassen wurden. Satan war der einzige Insasse dieses Flurs. Die Zellen rechts und links von ihm waren leer. Ein Wachmann hatte mir einen Stuhl vor die Zelle gestellt. Ich ging langsam den Gang entlang, bis mein Blick den Insassen der mittleren Zelle erfasste. Er stand breitbeinig in der Mitte seiner Zelle, die Arme vor der Brust verschränkt. Seine Augen waren auf mich gerichtet, als er mein Herannahmen verfolgte. Man könnte John Doe als attraktiv bezeichnen, wäre seine Ausstrahlung nicht so finster und bedrohlich. Ich zwang mich, meine Nervosität herunter zu schlucken und gelassen und kompetent aufzutreten. Doch meine Hände schwitzten und mein Puls raste. Zum Glück würde mein Patient davon nichts mitbekommen. Solange ich nur meine Miene und meine Stimme unter Kontrolle behalten konnte, würde alles gut sein. Doch der Blick von Satan war wirklich entnervend. Ich hatte das Gefühl, als wenn er in meine tiefsten, verborgenen Stellen vordringen würde. Nichts schien diesen unheimlichen Augen zu entgehen und ich musste mich zwingen, Satans Blick zu suchen und zu halten, anstatt nervös auf den Boden zu starren. Seine Nasenflügel bebten, als wir uns gegenüber standen. Dann verzogen sich seine Lippen zu einem Grinsen, welches ich nur als diabolisch beschreiben konnte.

      „Guten Morgen, John“, sagte ich, und war froh, dass meine Stimme fest klang und meine Nervosität nicht verriet. „Oder würdest du bevorzugen, dass ich dich Satan nenne?“

      Mein Patient leckte sich über die Lippen, ehe er sie kräuselte und seine fangartigen Eckzähne präsentierte.

      „Sehe ich aus wie ein John?“

      „Satan ist es also. Kein Problem.“

      „Und wie kann ich dich nennen?“

      „Ich bin Doktor Tanner.“

      „Du hast mich John genannt und nicht Mister Doe. Du hast zugestimmt, mich Satan zu nennen. Denkst du nicht, es wäre fair, wenn auch ich dich etwas persönlicher anspreche? Wie ist dein Vorname, Doktor Tanner?“

      „Eveline.“

      „E-ve-li-ne“, sagte Satan, dabei jede Silbe auf der Zunge zergehen lassend. Seine tiefe, leicht rauchige Stimme sandte einen Schauer über meinen Leib und meine Nippel richteten sich auf. Gott sei gedankt für steife Doktorkittel, die meinen Fauxpas verbargen. Erneut bebten seine Nasenflügel und er knurrte, was mich beinahe zusammenzucken ließ. Nur mein jahrelanges Training verhinderte, dass ich diese Regung zeigte. Es war wichtig in meiner Arbeit mit psychopathischen Killern, dass ich keine Schwäche zeigte.

      Ich begab mich zu dem bereitstehenden Stuhl und setzte mich, meinen Notizblock und Bleistift – ja, ich war so altmodisch, mir selbst Notizen zu machen – aus meiner Tasche kramend. Ich fühlte Satans Augen auf mir, auch wenn mein Blick im Moment nicht auf ihn gerichtet war. Mit dem aufgeschlagenen Block und dem Stift in den Händen, hob ich langsam den Blick. Satan stand jetzt direkt vor der Scheibe und sein Blick war unmissverständlich hungrig. Sexuell hungrig. Mein Magen verknotete sich und Hitze schoss in meinen Unterleib. Verdammt. Das war nicht gut. Er war mein Patient. Ein Psychopath und ein Killer. Ich durfte diese Reaktion nicht haben. Doch mein Körper hatte ein Eigenleben. Ich konnte die Nässe spüren, die meinen Slip durchweichte. Erneut knurrte Satan, seine Hände gegen die Glasscheibe pressend, starrte er mich an.

      „Warum kommst du nicht in meine Zelle, E-ve-line? Dann können wir uns besser kennenlernen?“

      „Netter Versuch“, konterte ich so kühl wie möglich.

      „Ich weiß, du willst es, Eveline“, flüsterte Satan. Er leckte sich über die Lippen, dann ließ er eine Hand fallen, die Stirn gegen die Scheibe lehnend, als seine roten Augen mit dunklem Hunger funkelten. „Ich weiß genau, was du willst.“

      Auch wenn ich Satan ins Gesicht sah, konnte ich ausmachen, dass er mit seiner Hand seine Hose öffnete. Zu wissen, was er tat, verhinderte nicht, dass mein Blick automatisch der Bewegung folgte. Satan hatte tatsächlich seinen harten Schaft herausgeholt und ich keuchte entsetzt auf. Er war lang und dick. Ich war keine zitternde Jungfrau, doch das, was ich da zu sehen bekam, erschreckte mich. Und gleichzeitig löste es eine weitere Flut von Feuchtigkeit aus.

      „Satan“, sagte ich, entschlossen den Blick wieder zu seinem Gesicht gleiten lassend. „Dies ist absolut unangemessen. Steck deinen Penis wieder zurück, wo er hingehört.“

      „Penis, Eveline? Pe-nis?“ Er lachte, doch ich konnte aus den Augenwinkeln erkennen, dass er zumindest seinen Schwanz wieder einpackte. „Wenn du mit einem Mann zusammen bist, benutzt du dann wirklich das Wort Pe-nis?“ Er grinste spöttisch, dann sagte er mit verstellter Stimme: „Ohh, ja, gib mir deinen Penis!“

      „Was ich mit meinen Sexualpartnern tue oder nicht, ist nicht deine Angelegenheit!“

      „Sexualpartner“, grölte Satan lachend. Er schüttelte den Kopf, ehe er mich mit dunklem Amüsement ansah. „Oh, Doktor Keusch, was du brauchst, ist ein richtiger Mann, der dich mit seinem Schwanz richtig gut durchfickt!“

      Er legte besondere Betonung auf die Worte Schwanz und durchfickt. Gegen meinen Willen schoss Hitze in meine Wangen. Verdammt! Dieser Mann war unmöglich. Er war der erste Patient, der es tatsächlich schaffte, mich aus der Fassung zu bringen. Das war mir nie zuvor passiert. Ich musste mich wieder unter Kontrolle bekommen. Und vor allem musste ich die Situation unter Kontrolle bekommen. Ich konnte meinem Patienten nicht erlauben, die Show zu leiten. Ich war hier der Therapeut. Satan war nur ein Patient. Es war an der Zeit, die Grenzen zwischen uns deutlich zu machen.

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