Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen. Michael Schenk

Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen - Michael Schenk


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»Ach, ich vergesse es nie, wie Ihr in den Schacht geklettert seid, um

      an die Oberfläche zu gelangen.« Er beugte sich vor. »Ihr solltet Nal’t’rund

      jetzt einmal sehen. Die Kuppel erstrahlt in bestem Grünkristall. Ich soll Euch

      gute Herren übrigens von Balruk, unserem Höchsten Herrn König grüßen,

      und … Ah, bevor ich es vergesse, die gute Frau Hegmarukona hat uns einen

      Krug besten Blors für Euch mitgegeben.«

      »Du bist unhöflich«, brummte der andere Zwerg. »Bei aller Freude gilt es

      doch, die Form zu wahren. Ich bin Olruk, und mein Freund hier ist Beramuk.

      Wir sind Axtschläger der grünen Kristallstadt Nal’t’rund.«

      »Unverkennbar«, stimmte Dorkemunt zu. »Eure stolzen Bartzöpfe und

      scharfen Äxte lassen keinen Zweifel. Doch sprecht, Ihr guten Herren Zwerge,

      was führt Euch in die Hochmark?«

      »Getreide, guter Herr Dorkemunt.« Olruk beugte sich verschwörerisch vor.

      »Immer nur Pilzbrei … Ach, er ist nahrhaft und gut, aber der Geschmack von

      frischem Brot … Köstlich. Wir sind hier, um ein paar Ladungen Getreide

      gegen guten Kristall einzutauschen.«

      »Da werdet Ihr wohl noch zwei oder drei Zehntage warten müssen, bis die

      Ernte eingebracht ist«, sagte Nedeam lakonisch. Er blickte neugierig zum

      Tresen hinüber, wo es inzwischen hoch herging und Malvin die Wetten in die

      Höhe trieb.

      »Das macht nichts«, versicherte Olruk. »Auch wenn wir die Pracht von

      Nal’t’rund und unsere Hüpflinge vermissen, so hat Eure Stadt Eternas uns

      doch Erstaunliches zu bieten.«

      »Ja«, bestätigte Beramuk. »Diese rennenden Pferde, zum Beispiel.«

      Olruk nickte. »Es ist für mich doch sehr beruhigend, dass auch ein

      Pferdelord vom Pferd fallen kann.«

      Beramuk grinste breit und zupfte sich belustigt an den Bartzöpfen. »Olruk

      hat gestern versucht, einen Pferderücken zu bedecken, und ist mehrmals

      heruntergefallen.«

      Beramuk lachte dröhnend, während Olruk ihn zunächst pikiert ansah, dann

      aber in das Lachen einstimmte.

      Dorkemunt kratzte sich am Bart. »Seid gewiss, Ihr guten Herren Zwerge,

      die meisten Pferdelords fallen einmal vom Pferd, bevor sie das Reiten richtig

      beherrschen.«

      Am Tresen wurde es noch lauter, und die Zwerge blickten hinüber. »Was

      geht dort vor sich?«

      »Es wird einen Wettstreit geben.« Nedeam bemerkte das Interesse der

      Zwergenmänner.

      »Axtschlagen? Lanzenwurf?« Olruk grinste. »Hat es mit Blor zu tun?«

      »Nein, nein, nichts dergleichen. Nur ein wenig Armdrücken.« Nedeam

      erklärte den Zwergen, was damit gemeint war.

      Am Tresen ertönte nun ein polterndes Geräusch.

      »Geht es schon los?«, fragte Olruk begierig.

      Nedeam suchte den Tresen ab. »Nein«, sagte er seufzend. »Das war Toslot.

      Einer der Bauern. Er verträgt nicht viel und ist gerade vom Schemel

      gefallen.«

      »Zwei Gerstensaft und der Schaum vom dritten«, bestätigte Dorkemunt. Er

      wies auf Barus, der neben dem Tresen stand und sich nun reckte. »Das dort ist

      Barus, unser Nagerjäger.«

      »Er wird also kämpfen?«

      »Ja, das wird er.«

      »Und gegen wen? Dieser Barus ist ziemlich groß und sicherlich sehr

      stark.«

      »Gegen die da.« Nedeam wies auf Esyne.

      Die beiden Zwerge sahen zunächst die Pferdelords an, bevor sie dröhnend

      auflachten. »Ein guter Scherz«, Olruk raufte sich vergnügt die Bartzöpfe.

      »Ah, Ihr Pferdemenschen, Euer Humor ist köstlich.«

      »Ihr kennt Esyne nicht«, brummte Dorkemunt.

      »Nein, Ihr kennt sie nicht«, stimmte Nedeam ihm zu.

      Die beiden Zwergenmänner blickten verwirrt zu Barus und Esyne hinüber.

      Man hatte in der Mitte der Schänke einen freien Raum geschaffen, und einer

      der anwesenden Pferdelords nahm nun von Malvin einen Weißstein entgegen,

      mit dem er auf dem Boden einen deutlich sichtbaren Kreis von etwa einer

      Länge Durchmesser zog.

      Unter den anfeuernden Rufen der Gäste traten Esyne und Barus in den

      Ring. Der Pferdelord mit dem Weißstein sah die beiden gewichtig an. »Wer

      aus dem Kreis gestoßen wird, hat verloren. Ihr drückt Arm gegen Arm.

      Schläge und Stöße mit dem anderen Arm oder Tritte sind verboten.« Er sah

      Esyne kurz an. »Kratzen und Beißen ebenfalls.«

      Esyne warf dem Mann ein schmelzendes Lächeln zu und reckte sich. Ihre

      Brüste schienen die geschnürte Bluse fast zu sprengen, was anerkennende

      Rufe aus dem Publikum hervorrief. Die blonde Schuhmacherin musterte

      einen besonders begeisterten Zuschauer. »Was ist? Seid Ihr jetzt brünstig?

      Wollt Ihr Euch den Speichel vom Mund wischen oder selber antreten?«

      »Das ist nur Schaum vom Gerstensaft«, beteuerte der Mann hastig.

      »Genug jetzt«, brummte der Pferdelord, der den Schiedsrichter machte.

      »Arm an Arm. Gut so. Und nun … kämpft!«

      Jeder rechnete damit, dass der stämmige Barus keine Mühe haben würde,

      die zierliche Schuhmacherin zu bezwingen. An Größe und Masse war er ihr

      eindeutig überlegen. Vielleicht war Esyne flinker, aber in dem Ring war kaum

      Gelegenheit, vor Barus auszuweichen. Die beiden Kontrahenten standen

      seitlich versetzt, ihre rechten Unterarme gegeneinandergelegt, und als das

      Kommando kam, spannte Barus seine Muskeln an, um Esyne kurzerhand aus

      dem Ring zu drücken.

      Esyne sah Barus seltsam spöttisch an, und gerade als dieser seine gesamte

      Kraft einsetzen wollte, tat die blonde Frau etwas völlig Unerwartetes. Sie

      streckte


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