Die blaue Barriere. Helmut H. Schulz

Die blaue Barriere - Helmut H. Schulz


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      Helmut H. Schulz

      Die blaue Barriere

      Roman aus dem Fischland

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       13

       14

       15

       16

       17

       18

       19

       20

       21

       22

       23

       24

       25

       26

       27

       28

       29

       Impressum neobooks

      1

      Die ATLANTIK wäre beinahe gesunken, in der Labradorsee, und wir hätten mit ihr eines der beiden Verarbeitungsschiffe eingebüßt, das modernste und schönste der ganzen Nordwestatlantikflotte. Drei Reisen habe ich mit der ATLANTIK in die nördlichen Fanggründe gemacht, und wäre Clemens Gib nicht gewesen, auch die vierte. Aber Clem brauchte einen guten Mann auf dem Z-Trawler viernullvier. Ich bin ein guter Mann und sagte ohne langes Hin und Her zu, als Clem mich rief, für eine Fangzeit, eine ziemlich variable Größe in der Hochseefischerei. Deshalb war ich also nicht an Bord, als das Schiff in Seenot geriet.

      Die ATLANTIK ist nicht gesunken. Sie verlor auch keinen einzigen Mann und brachte Tonnen sauber verpacktes tiefgefrorenes Kabeljaufilet mit in die Heimat, ungerechnet die anderen Posten und abgesehen von einer Notreparatur in St. Jones, Kanada. Hätte ich Clemens Gib damals einen Korb gegeben, anstatt ja zu sagen, würde ich meinen rechten Arm noch voll gebrauchen können, aber ich habe eine Schwäche für Clem.

      Regen klatschte an die Außenscheiben. In ruhiger See arbeitete sich der Schlepper voran. Seit Klock drei tuckerten wir durch Strelasund und Kubitzer Bodden. Jetzt lagen wir vor Prohner Wiek, ringsum pechschwarze Nacht, Regen, wie gesagt, und leichter auflandiger Wind. An den Scheiben vibrierten die Wassertropfen, ehe sie der Wischer wegschob; Seewasserstraßen in trüber Nacht, Untiefen und Regen, so was kenne ich zur Genüge. Richards große Pratzen, knittrig wie oft gebrauchtes Ölpapier, steuerten das flach gehende Schiff. Argwöhnisch belauerten die kleinen Bärenaugen meines Bruders das enge Fahrwasser. Kurze weiße Furchen, wie mit einem Stichel eingegraben, schraffierten das fleischige Gesicht Richards. Er trug Mütze, eine derbe blaue Wachsjacke und Schnürstiefel. Ich hatte ihn selten in anderen Sachen gesehen, sie gehörten zu ihm wie eine zweite Haut.

      Irgendwas muss an deinem Arm gründlich versaut worden sein", sagte er.

      "Der Arm hätte auch ab sein können", sagte ich, und mir fielen eine Masse Gründe ein, weshalb ich diesen zweiten Arm brauchte, der sich zwar nicht so bewegen ließ wie vor dem Unfall, aber vielleicht doch genügen würde, um eine Funkanlage in Gang zu halten, darauf kam es schließlich an.

      "Die haben das versaut", wiederholte Richard eigensinnig.

      Später hörte der Regen auf, und der Wind legte sich. Da fädelt mein Bruder den Schlepper durch eine schmale Rinne hinaus in die offene See. Weit vor uns dehnte sich die blaue Barriere, der Plantagnetgrund. In seiner guten Zeit hatte EM, Erik Mangelsdorf, das Meer, alle Meere so getauft, ohne zu erklären, warum blau und wieso Barriere. Wirklich blaue Meere sind selten und Wüsten, vom Standpunkt des Fischers aus. Vor allem sind sie kein Hindernis. Aber wir waren jung damals, empfänglich für neue Eindrücke und mit großen Worten schnell bei der Hand ...

      Unser Bug teilte jetzt eine Bahn aus gleißendem Quecksilber, backbord hob sich matt der gedrungene Schattenriss des Schleppers ab, voraus erinnerte die See an hellgrünen, aufschießenden Mais, hinter dem manövrierenden Schiff glucksten Wirbel über einen tintenblauen Abgrund.

      "In spätestens zwei Stunden haben wir Sturm", erklärte mein Bruder und gab dem Schlepper weniger Fahrt; allmählich ließ er das Schiff längs der Zingster Küste abfallen. Bei der Prerowbank übergab er das Ruder einem jungen Kerl, nicht unfreundlich, aber kurz angebunden, befehlend, so wie ich das von ihm kannte und selber erfahren hatte. Wir stellten uns mit dem Rücken gegen das Schanzkleid. Achtern schob sich der Sonnenball über Kimm und Küstenlinie.

      "Und wenn du nicht mehr fahren kannst, was wird dann?" fragte mein Bruder. "Daran denke ich nicht", sagte ich. Wirklich hatte ich den Gedanken weggeschoben.

      Richard nahm die Mütze herunter und wischte sich dünne, feuchte Strähnen aus der Stirn. Die Mitte seines Schädels war kahl, aber hinten stieß das lange farblose Haar auf den Kragen der Wachsjacke.

      "Man muss an alles denken", sagte Richard. "Willst du dich von der Frau ernähren lassen?"

      Er


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