Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner
sie als Königin des Landes gegrüßt, und ihr schöner,
kühner Knabe getauft wurde, Carolus Magnus, dessen
Ruf durch alle Welt ging.
23. Karl der Große auf der Salzburg.
Von J . B . G o ß m a n n . – D i e S a l z b u r g bei
N e u s t a d t an der S a a l e ( auf welcher K a r l der
Große im Jahre 790 gefahren sein soll), einst Palatium
der fränkischen Könige, wo B o n i f a c i u s die
Bischöfe weihte, wo K a r l d e r G r o ß e eine
byzantinische Gesandtschaft empfing und mit den
Sachsen Frieden schloß. G r o p p Wirztb. Chronik I.,
423.
Wer ist der Held so groß, so kühn,
Flußaufwärts dort zu Schiff?
Das ist Karolus Magnus,
In seine Salzburg einzuzieh'n
So eben im Begriff!
Wer hat sich dort zu Thron gesetzt
Mit Kron' und Kaiserstab?
Das ist Karolus Magnus,
Wie er den Sachsen Frieden jetzt
Nach dreißig Jahren gab!
Wer zieht denn dort, als ging's zum Strauß
Waldeinwärts hoch zu Roß?
Das ist Karolus Magnus,
Er reitet früh zum Jagen aus
Mit seines Hofes Troß!
24. Feuchtwangens Ursprung.
Erzählt von K . A . B ö h a i m b . Vgl. C . v .
F a l k e n s t e i n Buch der Kaisersagen S. 9.
Auf seiner Reise durch Frankenreich kam Karl der
Große auch in den alten Rießgau. Hier überkam ihn
ein Fieber auf der Jagd. Ermattet setzte er sich auf
einen Fichtenstock und rief lechzend nach Wasser.
Allein die ausgesandten Boten kehrten wieder, ohne
dem erkrankten Kaiser den ersehnten Labetrunk reichen
zu können. Da flog plötzlich eine wilde Taube
aus dichtem Gesträuch in die Höhe, man folgte sogleich
ihrer Spur, und die reinste Quelle floß aus dem
Gestein. In gierigen Zügen trank Karl von dem Wasser,
das Fieber verließ ihn, neugestärkt bestieg er sein
Roß, hob seine Hände dankend zur himmlischen
Jungfrau empor und gelobte, an der rettenden Quelle
ein Kloster zu stiften, und es der Verehrung Mariens
zu widmen. So entstand das Stift Feuchtwangen und
die Stadt gleichen Namens. Bei der Reparatur der
Stiftskirche 1572 fand man einen versteinerten
Fichtenstock, auf dem einst der schmachtende Kaiser
saß. Unweit des Dechanthofes ist der Brunnen, mit
Quadersteinen gefaßt, noch jetzt zu sehen und wird
das »Taubenbrünnlein« genannt. Auch werden auf
dem Petzenberge noch Grundmauern eines alten, gra-
benumzogenen Jagdschlosses Karls des Großen angetroffen.
25. Der Altmühlfluß und die Fossa Carolina.
Nach A v e n t i n , C h r o n . U r s p . ,
F a l k e n s t e i n in Verh. des hist. V.f.O.u.R. 1838, 2.
u. 3. H. S. 332.
Der heilige Willibald nennt die Altmühl in seinem
Schreiben an den Papst einen heiligen Fluß, und Wägemann
schreibt: Die Altmühl, Alchmona, war vor
Alters ein heiliger Fluß.
Die Altmühl ist auch aus den Zeiten Karls des Großen
berühmt. Dieser wollte die Donau mit dem Rhein
verbinden und diese Verbindung sollte durch die Altmühl
und Rezat bewerkstelligt werden. Es wurde mit
vielen Arbeitern der Anfang gemacht, allein stark eingefallenes
Regenwetter und sumpfiges Erdreich sollen
die Ausführung verhindert haben. Aventin gibt noch
eine andere Ursache an. Es sollen sich nämlich wunderliche
Dinge während der Arbeit zugetragen haben;
ganze Haufen Getreidkörner wurden auf den Feldern
gefunden, und wenn das Vieh davon genoß, so starb
es augenblicklich. Das daraus gemachte Mehl verschwand
unter den Händen; zur Nachtszeit wurden
die Arbeiter durch Gespenster erschreckt; man hörte
schreien und lärmen und schreckliches Geräusch, wie
wenn das wüthende Heer im Anzug wäre und Alles zu
Grunde gehen wollte.
In der Nähe von Weissenburg am Sand sieht man
noch die Spuren des Unternehmens.
26. Heidenschlacht Karls des Großen vor
Regensburg.
Aus einem Lobgedicht von H a n s S a c h s in Verh.
des hist. V.v.O.u.R. 1845, Bd. IX., S. 5. A r n p e k h
chron. l. II. c. 2. ap. P e z thes. anecd. T. III.
M e r i a n top. Bav. S. 55. u.A.
Kayser Carl der Groß genannt,
Der führt ein Krieg mit Taffilo,
Ein Herzog nennt Bayern also;
Ihm das ganz Bayerland einnahm.
Nachdem er auch für Regenspurg kam,
Thät mit den Hunnen ein Feldschlacht,
Ein große Summa der Feind umbracht,
Die von dem Kayser wurden erschlagen,
Auf's Kaysers Seiten auch etlich lagen,
Die man herrlich begraben hat
Zu St. Peters-Kirch vor der Stat.
Zu der Zeit Kayser Carl bezwungen,
In der Stadt Regenspurg alt und Jungen,
Daß sie den christlichen Glauben annahmen;
Ließen sich tauffen allesammen.
Dieser Sieg Karls des Großen über die Heiden vor
Regensburg soll in der Gegend, wo das alte Schottenklösterlein
Weihsanktpeter gestanden ist, errungen
worden sein. Da wo gegenwärtig die gothische Gelübdsäule
auf der sogenannten »Predig« sich erhebt,
soll während des ungleichen Kampfes ein Engel dem
Kaiser das Schwert überreicht, und hier und um die
ganze südliche Seite der Stadt sollen 30000 christliche
Ritter den Tod im Kampfe gegen die unzählbaren
Heiden gefunden haben. Nach gewonnener Schlacht
ließ der Kaiser die Leiber der in der ersten und zweiten
Schlacht gefallenen Christen in einer großen
Grube sammeln und über sie einen Hügel errichten,