Ömmes auf der krummen Straße. Klaus Blochwitz

Ömmes auf der krummen Straße - Klaus Blochwitz


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Firma und ihre zwei Kinder wurden von Brigitte und ihm betreut. Im Frühsommer fing Hermann damit an, den Dachstuhl auf der Seite seines bisher befindlichen Taubenschlages ab zu reissen, zog Zwischenwände und isolierte alles.

      Es entstand mit der Zeit ein großes, von Giebel zu Giebel reichendes Zimmer, schön mit einem weichen Teppichboden ausgelegt, helle Paneele an den schrägen Wänden und in der Decke eingelassene Strahler.

      Stolz präsentierte er seine Spielwiese, wie er es nannte, für seine Enkelkinder!

      Alle, denen er sein Werk zeigte, waren hellauf begeistert und Wilhelm sagte, das werde er auch für seine Enkelkinder machen, wenn die anderen ihm helfen würden.

       Alle lachten,denn jeder wusste über die handwerklichen Qualitäten Wilhelms Bescheid.

      Wilhelm hatte sich mal vor langer Zeit Regale für seine vielen Bücher gekauft, nach Wochen fragte er dann nach, ob ihm jemand helfen würde.

      Klar wurde ihm geholfen,aber was Wilhelm mit den Regalen angestellt hatte, ging in die vielen Geschichten rund um die krumme Straße ein.

      Nachdem sich die großen Ereignisse des Jahres in den Hintergrund geschoben hatten, kamen die kleinen, aber wichtigen Dinge wieder in den Mittelpunkt. Eines der Kinder hatte es endlich geschafft und konnte jetzt Fahrrad fahren, der Junge von Jupp und die Tochter von Karl gingen mit einander, die Kinder kicherten, wenn die beiden rumschmusten.

      Rudi bekam immer noch Post aus Schweden und Beate machte endlich ihren Urlaub.

      Konrad war mit seiner Familie in der krummen Straße aufgenommen worden, seine Frau hatte schon über die Kinder intensiven Kontakt zu den anderen Frauen bekommen.

      Die Kaffeekränzchen wanderten von einem Haus zum anderen und der Stammtisch beschloss, zum Hochzeitstag von Jürgen und Herbert eine riesige Straßenfete zu organisieren. Das Fest startete im frühen Herbst, das Wetter war herrlich, sogar Elli strahlte selig, die Musik spielte ununterbrochen und es wurde früh mit dem Tanzen angefangen.

      Alle Frauen hatten für Essen gesorgt, die Männer für Getränke und was sonst noch gebraucht wurde.

      Selbst die Alten hatten einen Heidenspaß.

      Die Kinder rannten schreiend herum,hatten Spaß satt und erst sehr spät wurden sie zu Bett gebracht.Alle saßen noch lange zusammen und freuten sich über die gelungene Feier,

      Herbert und Jürgen und ihre Frauen wussten gar nicht, wie sie sich dafür bedanken sollten und alle winkten freundlich ab. „So eine Feier starten wir noch mal“,sagten Franz und Herbert wie aus einem Mund, „wenn die ersten von uns den Zehnjährigen haben.“ Alle waren von der Idee begeistert und Wilhelm rief laut lachend: „Ich habe es notiert, in zwei Jahren ist es so weit!“ Selbst Hans musste lachen und alle freuten sich mit ihm.

      Kapitel 5

      Es wurde Herbst, das schlechte Wetter kam, es wurde kühler und die Kinder spielten nur noch im Haus. Die Männer und die Frauen fuhren zur Arbeit und die Alten passten auf die Kinder auf.

      Im November war der Tag des Fahrverbotes für alle Autos wegen der Ölkrise!

      Prinzessin Anne heiratete ihren Mark und wieder war Krieg im Nahen Osten.

      Und dann hatte die krumme Straße doch noch ihr ureigenes Knallbonbon!

      Rudi bekam Besuch. Ein großer Wagen fuhr bei Rudi vor und eine große, schlanke Frau stieg aus. Rudi wieselte um sie herum, strahlte wie hundert Laternen, schleppte die Koffer, Taschen und Kartons ins Haus, winkte Hildegard zu und verschwand mit der Frau im Haus.

      Ein Auto mit einer ausländischen Nummer erregte natürlich sofort Interesse und es schwirrten sofort die tollsten Vermutungen durch die Straße.

      Hans war noch immer nicht so richtig auf der Reihe,seinen Eltern ging es von Tag zu Tag schlechter und er konnte nichts dagegen machen, er konnte noch nicht einmal –aus beruflichen Gründen – zu seinen Eltern fahren und ihn plagten immer noch die furchtbaren Geschichten, die sein Vater zwar sehr selten und sparsam erzählt hatte.

      Ende des Monats fuhr er dann mit seinen Kollegen von der technischen Hilfsorganisation in ein Krisengebiet, er war inzwischen ein richtiger Fachmann für die Trinkwasser-Aufbereitung geworden und er war gerne dabei, obwohl man es ihm gar nicht ansah und er machte da auch kein großes Theater darum.

      Es hat sowieso lange gedauert, bis seine Tätigkeit bei der Hilfsorganisation bekannt wurde.

      Danach war Hans wie umgewandelt,die düsteren Gedanken waren fort, selbst von seinen alten Eltern konnte er jetzt lockerer sprechen. Abends bei Ömmes gab er dann sichtlich stolz bekannt, dass er jetzt Montageleiter ist und dadurch selbst nicht mehr so viel und so oft raus fahren muss, er organisiert jetzt den Einsatz der Montagetrupps.

      Es gab anschließend ein Riesenhallo, alle freuten sich für Hans und als er dann auch noch bekannt gab, dass er da jemand kennen gelernt hat, war die Stimmung auf dem Höhepunkt.

      Wilhelm grinste etwas und sagte dann laut in dieRunde: „Mensch, Hans, solche Neuigkeiten und Beate ist nicht mit dabei.“

      Die ganze Runde grölte vor Begeisterung und etwas Schadenfreude. Wilhelm, Hermann und Franz gingen das kurze Stück von Ömmes bis zu ihren Häusern gemeinsam, es kamen noch ein paar Bemerkungen in Richtung Hans.

      Ein Auto bog in die krumme Straße ein und hielt dann vor Rudis Haus, Rudi rief zu Hermann: „Ist noch jemand bei Ömmes?“ Als Hermann verneinte, sagte Rudi: „Na dann bis nächste Woche, schlaf gut.“

      Auch so, kam es von Hermann zurück.

      Wilhelm schloss die Haustür auf und ging ins Haus. Er freute sich immer wieder, wie gut die vielen Arbeiten ausgeführt worden waren, es war ein richtiges Schmuckkästchen geworden.

      Von oben kam die leise Frage von Hildegard: „Bist du es?“ Leise gab Hermann Antwort und lächelte dabei still in sich hinein. Seit ihrer Hochzeit kam diese Frage regelmäßig,wenn er von Ömmes zurück kam oder spät von der Arbeit.

      Wilhelm goss sich im Wohnzimmer einen Weinbrand ein und ging dann mit dem Glas in der Hand leise in sein Zimmer.Seit seine Nachbarn die Bücherregale darin aufgebaut hatten und er dann einen Schreibtisch hinein gestellt hatte,hieß es nur noch sein Zimmer. Er schaltete die Stereoanlage ein und legte eine Platte auf. Wilhelm genoss immer wieder diese ruhigen Momente.

      Das Glas war leer, die Musik ging zu Ende, Wilhelm machte das Licht aus und ging nach oben. Als er in sein Bett wollte, merkte er, dass da schon jemand schlief.Er tastete sich vorsichtig ins Bett und fand seine kleine Tochter.„Papa“, murmelte sie im Schlaf und Wilhelm schloss unendlich zufrieden seine Augen.

      Nach seinem Abitur ging Wilhelm auf eine Universität in Süddeutschland, es war eine harte Zeit für ihn und seine Eltern,es fehlten immer ein paar Mark. Es wurde etwas besser,als Wilhelm eine Aushilfsarbeit fand, aber es war halt alles teuer, die Studentenbude, das Essen, die Heimfahrten.

      Deswegen fand er auch nicht so den Kontakt zu den anderen Studenten, er konnte keine Party schmeißen und ging deswegen auch zu keiner, das eine oder andere Mädchen guckte dann schon mal etwas enttäuscht.

      Aber Wilhelm war ehrgeizig und schaffte seinen Abschluss schnell und hatte dann noch viel Glück mit seiner Lehrerstelle zu Hause.

      Wilhelm tankte immer wieder auf, wenn er dann doch mal nach Hause fahren und seine alten Kumpels treffen konnte.

      In Sekundenschnelle war er wieder mittendrin und vergaß Uni, das Pauken und all die anderen Probleme. Abends saßen sie mit einer Flasche Bier in der Hand auf der alten Parkbank, die seit Ewigkeiten im Bogen der krummen Straße stand.

      Manchmal redeten alle wild durch einander und manchmal herrschte eine angenehme Ruhe.

      Oft wurde von früher erzählt, ihre Streiche waren lange Gesprächsstoff in der Siedlung.

      Es waren noch erbärmliche Zeiten, als die vier


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