Ömmes auf der krummen Straße. Klaus Blochwitz

Ömmes auf der krummen Straße - Klaus Blochwitz


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härtesten Strafen ihrer Eltern bremsten die beiden nicht, sie waren außer Rand und Band. Das einzig Gute war bloß, dass beide ihrer Arbeit nach gingen.

      Herbert quietschte auf seinem Fahrrad um die Ecke, als er angerufen wurde: „Heute Abend bei Ömmes?“

      Grüßend hob Herbert den rechetn Arm.

      Schnaufend und stöhnend schleppte Herbert die Schweinehälften vom Tiefkühllader ins Kühlhaus, die Viecher waren beinhart gefrorenund ließen sich ganz schlecht packen, die rutschten immer wieder von der Schulter, dass war eine Scheiß-Plackerei.

      Ein Arbeiter gab Herbert dann einen Metalllappen, mit kleinen Haken auf der Oberfläche. Mit einer Schlaufe konnte dieser Metalllappen um den Hals gelegt und befestigt werden. Die halben Schweine waren immer noch Scheiße schwer und saukalt, aber jetzt rutschten sie nicht mehr von seiner Schulter.Es ging so jetzt etwas einfacher für Herbert.

      Endlich konnten sie Pause machen, ein heißer Topf Kaffee und eine Stulle, was tat das gut. Gequatscht wurde während der kurzen Pause über alles und nichts, selbst der kleine, aber bullige Spanier gab seinen Teil dazu.

      „Noch zwei Stunden“, stöhnte Herbert, als er beim Reinschleppen der halben Schweine an der großen Uhr vorbei lief. Ich fress’ nie mehr im Leben was von Schwein, dachte er grimmig, was mich die Viecher quälen.Aber dann musste er laut lachen, was wären wir damals froh gewesen, wenn wir das Schweinefleisch zu essen gehabt hätten,was ich heute noch nicht mal mitnehme, weil es für uns mittlerweile zu fettig geworden ist. Ab und zu nahm Herbert mal ein Eisbein oder schon mal ein paar Koteletts mit im Personalkauf.

      Manchmal fragte einer der Nachbarn, ob er etwas mitbringen könnte, vor allem während der Grillzeit waren die Koteletts, Holzfäller Steaks, Würstchen und Spießchen sehr begehrt und sie waren preiswerter als beim Metzger.

      Herbert holte für heute die letzten Schweinehälften ins Kühlhaus,freute sich auf die warme Dusche und auf seine Kumpels heute Abend und hoffte, dass seine Frau spät genug nach hause kam, damit er ohne Palaver verschwinden konnte.

      Rudi hatte das Haus direkt neben Herbert und im Laufe der vielen Jahre hatte sich so etwas wie eine gute Nachbarschaft entwickelt. Anfangs taten sich die Anwohner der krummen Straße schwer mit Rudi, er war ihnen irgendwie fremd. In Rudis Haus wohnte vorher ein allseits beliebtes Ehepaar, Günter und Beate, aber Günter starb und Beate zog zu ihrer Tochter ins Bergische.

      Günter war ein alter Hauer und seine Kumpels wohnten alle in der nächsten Umgebung in der krummen Straße. Die Grillsamstage von Beate waren rings um sehr beliebt und keiner fehlte dabei. Und dann war mit einem Schlag alles zu Ende, Günter weg, Beate weg und dafür kam dann wenig später Rudi. Er stellte sich bei seinen Nachbarn vor, aber jeder ließ den Krawatten Träger spüren, dass alle auf ihn verzichten können.

      Kapitel 2

      Rudi aber ging in seiner ruhigen Art an die Arbeit und brachte das Haus von Günter und Beate langsam, aber sicher in Ordnung.

      Eines Tages klopfte Rudi bei Herbert an und fragte höflich, ob er ihm im Haus helfen könne,wenn es seine Zeit erlaube, denn alleine käme er nicht mehr weiter. Herbert zögerte nur einen ganz kurzen Moment und ging dann mit nach nebenan. Herbert rief dann noch Jupp und Karl dazu, abends saßen die Männer bei einer Flasche Bier zusammen. Die drei Männer versprachen Rudi, am Wochenende weiter zu helfen, Samstag morgen kämen sie rüber.

      Die Häuser in der krummen Straße waren vom Grundriss her alle gleich, von der Straße aus gesehen war links neben einem Vorbau, in dem sich die Küche befand, der Eingang.Es ging drei Stufen hoch und man betrat einen kleinen, überdachten Vorraum. Hier wurden früher die Schuhe ausgezogen und abgestellt.

      Rechts war dann die Eingangstür, dahinter befand sich der Flur mit dem Treppenhaus zur ersten Etage und in den Keller, rechts war die Küche, links kam man ins Wohnzimmer und vom Wohnzimmer ging eine Tür zum Schlafzimmer.

      In der ersten Etage befanden sich je nach dem drei kleinere oder zwei größere Zimmer.

      Hinzu kam der Dachboden.

      Die Küche hatte Rudi selbst fertig gemacht, aber die Wand zwischen Wohn-und Schlafzimmer konnte er nicht allein abbrechen. Oben hatte er das eine Zimmer zu einem schönen Bad umgebaut und die beiden anderen Räume zu einem größeren Schlafzimmer.

      Als Rudi seine Umbauten den Männern zeigte, war vor allem Herbert baff, weil er gerade dem Krawattenträger das eigentlich am wenigsten zugetraut hatte.

      Samstagmorgen kamen die drei Männer wie zugesagt,wenig später traf auch noch Hans ein. Die Männer stützten die Decke ab und schlugen anschließend die Wand heraus.Der Bauschutt wurde hinaus gebracht und die Männer verabschiedeten sich dann am frühen Abend von Rudi.

      Rudi machte noch gründlich sauber, ging unter die Dusche und dann zu Ömmes.

      Am nächsten Wochenende bauten die Männer an der Stelle der heraus gebrochenen Wand links und rechts einen Mauersockel hoch und ein paar Tage später legten sie den schweren, massiven Balken darauf. Hans fragte Rudi sehr interessiert nach der Herkunft des Balkens.

      Die Stützgerüste wurden entfernt und alle staunten über den großen Raum, der jetzt entstanden war.

      Rudi stellte den Männern einen Kasten Bier hin und sagte: „Ich habe für uns etwas zu essen bestellt.“

      Alle nickten erfreut.

      Herbert fragte Rudi, was er jetzt noch weiter vorhabe; der Boden müsse raus und dann wolle er Fliesen legen. Aber damit müsse er sich noch beschäftigen, weil er davon absolut keine Ahnung habe.

      Herbert nahm Rudi ein wenig zur Seite und schilderte in kurzen, knappen Worten die Situation von Jürgen. Der könne jeden Pfennig gebrauchen und wenn er ein paar Mark für Jürgen übrig hätte, würde der ihm den Boden machen und die Fliesen prima verlegen. Rudi nickte hoch erfreut und erleichtert: „Klar, machen wir so!“

      Sonntagmorgen klopfte Rudi bei Jürgen an, dessen Frau öffnete und fragte ziemlich unhöflich, was anliege. Jürgen kam auch an die Tür und Rudi trug sein Problem vor. Jürgen nickte schon: „Können wir uns das mal ansehen?“, und griff nach seiner Jacke.

      Sie gingen das Stück Straße runter bis zu Rudis Haus. Er erzählte Jürgen, wie ihm seine Nachbarn schon geholfen hatten und auch Jürgen bot sich sofort an. Rudi öffnetedie Haustür und Jürgen war ebenfalls baff, als er den großen,leeren Raum sah. Interessiert schaute er sich die Konstruktion unter der abgefangenen Decke an und fragte genau wie Hans nach dem Balken.

      „Die alten Dielen müssen raus“, sagte Jürgen, „und dann muss eine Schüttung in die Zwischenräume,Estrich drauf, wenn der trocken ist, kann ich anfangen zu fliesen.“

      Rudi verstand nicht viel und nickte zu allem.

      Jürgen fragte Rudi nach dem Material. „Muss noch gekauft werden.“

      „Soll ich das erledigen?“, schlug Jürgen vor. „Das wäre prima.“

      Rudi holte seine Brieftasche und gab Jürgen ein paar Scheine. „Du bekommst eine Rechnung und dann verrechnen wir das Geld.“

      Abschließend fragte Rudi bei einer Flasche Bier, was er für die Arbeit bekomme. „Du wirst mir schon genug geben“, antwortete Jürgen.

      So kam Rudi langsam in der Zechen-Siedlung an.

      Ein paar Wochen später hatten Jürgen und Hans auch ein paar schöne Balken von Rudi bekommen.Auf dem Weg zu Ömmes gesellten sich zu Jürgen Hans und Wilhelm dazu. Am Stammtisch saßen schon Franz und Beate,

      Beate begrüßte alle mit einem lauten und freundlichen „Hallo“.Der Rest ging im allgemeinen Lärm unter. Ömmes brachte Pils und zwei Wacholder an den Tisch, begrüßte die neu hinzu gekommenen Gäste und wünschte einen schönen Abend

      Hermann machte sich mit seinem Lieblingsthema Tauben bemerkbar und obwohl eigentlich keiner so richtig hinhörte,palaverte er


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