Gottes wundersame Faktorei - Fünfter Teil: Die Königin. Marianne Le Soleil Levant

Gottes wundersame Faktorei - Fünfter Teil: Die Königin - Marianne Le Soleil Levant


Скачать книгу
Einem, der sie beeindruckt, lasten sie gleich sämtliche Traumvorstellungen an, die ihnen einfallen.

      Petrus: Wenn er schon 'mal da ist.

      Gott: Es stiftet nur Verwirrung, weil es ihrer törichten Realitätsflucht entspringt.

      Jesus: Phantasie ist etwas Gutes.

      Gott: Genau. Meine Idee. Aber Leugnung der Wirklichkeit nicht.

      Jesus: Satan?

      Petrus: Wenn ihnen die Bürde zu arg scheint.

      Gott: Ich wage nur in den Raum zu stellen, dass die Blüte meiner Schöpfung einfach sanft und reibungslos verlaufen wäre, wenn nicht ständig jemand mit überzogenen Heilsversprechen oder idiotischem Untergangswahn dazwischenfunken würde.

      Jesus: Im unendlichen Raum verflüchtigt sich das.

      Gott: Gehört es etwa zu dieser Evolution, dass man unzufrieden wird, zu spinnen anfängt und sich deshalb in rundweg angenehme Verläufe einmischt?

      Petrus: Geistige Auseinandersetzung mit den ureigensten Erfahrungen, Reflektion des Daseins und den Zusammenhängen des Lebens gilt als Fortschritt.

      Gott: Fraglich, ob der wahre Fortschritt nicht der Schöpfung inherent ist.

      Petrus: Soll der Mensch nichts beitragen?

      Gott: Doch bitte keinen Irrsinn.

      Jesus: Sondern?

      Gott: Er soll sich seinem Glück ergeben. Dem folgen, was gut ... hattet ihr nicht diese chinesischen Sprüche vom heiligen Menschen, der ohne Absicht handelt?

      Petrus: Dabei lässt er sich nicht von seinen der Wirklichkeit zuwider stehenden Selbstgefälligkeiten ablenken.

      Jesus: Nichts tun ist frei von Fehlverhalten.

      Petrus: Deine Sprüche lassen wirklich stark nach.

      Gott: Wenn sich einer aufspielt, die selig machende Weisheit erkannt zu haben und sie als solche verkündet, steht er schon in Verdacht, sich wichtig zu machen. Er heftet sich die Vollmacht etwas' Größeren an.

      Jesus: Es sind Lehrer. Nicht alle Menschen ... du sagst, sie sollen es herausfinden und voneinander lernen.

      Gott: Bist du deshalb Oberspruchmeister geworden?

      Jesus: Sollte ich den Menschen meinen spirituellen Vorsprung vorenthalten?

      Gott: Manchmal wäre das vielleicht tatsächlich der bessere Weg.

      Jesus: Aber es ist nicht Sinn der Übung, seine Segnung zum eigenen Vorteil zu nutzen und die anderen im Ungewissen zu lassen.

      Gott: Deshalb bist du auch noch Lehrmeister.

      Jesus: Leugnest du noch immer meine Gesandtschaft als Verkünder der Lehre?

      Gott: Natürlich sollen die Erkenntnisse geteilt werden, natürlich sollen sie voneinander lernen, auch wenn es nicht den Anschein hat, sie seien übereifrig.

      Jesus: Also?

      Gott: Der Autoritätsanspruch ist überheblich.

      85 Der ultimative Sohn

      Jesus: Du weißt genau, dass sie damals wie heute, sich überhaupt nur etwas sagen lassen, wenn man den Eindruck erweckt, es sei erstrebenswert, da man etwas weiß, weil sie anerkennen, dass man über ihnen steht.

      Gott: Es musste ja gleich Gottes eingeborener Sohn sein. Da geht nichts d'rüber.

      Rocio kichert unbemerkt.

      Jesus: Als ob ich mir das ausgesucht hätte. Ich war ein Säugling als das losging. Glaubst du in dem Stall mit einem Ochsen und dem Esel war mir göttliche Abkunft im Sinn. Es hat gestunken. Dann die drei fremden Kerle. Wenigstens haben sich meine Elte ... Maria und Joseph danach besser gefühlt. Es schien an den Geschenken zu liegen. Jedenfalls stank es weniger.

      Gott: Damit erhebst du dich über die anderen. Ein grundlegender Bruch des Gleichheitsgrundsatzes.

      Jesus: Weswegen sie mich unter anderem verurteilt haben.

      Gott: Also war das nicht klug.

      Jesus: Du erinnerst dich an die Szene mit Johannes dem Täufer, der selbst fast als Messias durchgegangen wäre, als er sich nicht für würdig hielt, aber ich ihn bat, mich gleichzustellen?

      Gott: Raffiniert.

      Jesus: Wenn sie verstanden hätten, was ich weiß, bräuchten sie mich nicht. Sie hören nicht einmal hin, solange du nur jemand bist, der etwas erzählt, von dem er behauptet, es sei eine gute, neue oder einfach erfreulichere Version.

      Petrus: Davon gab's allerdings einige.

      Gott: Steht ja geschrieben, dass viele falsche Propheten auftauchen, bevor der Messias kommt.

      Jesus: Dampfplauderer gibt es doch immer.

      Gott: Als nächstes wird mir vorgeworfen, ich hätte die auf dem Gewissen.

      Jesus: Nein, mich.

      Petrus: Wissen wir.

      Gott: Darf man nicht zweifeln?

      Jesus: Du doch nicht.

      Gott: Anschließend ist es doch kein Stück besser geworden.

      Jesus: Heißt das, du verstehst plötzlich meine Frustration?

      Gott: Sie mag nachvollziehbar sein. Schuld daran bin nicht ich.

      Jesus: Leidensweg, Kreuzestod, alles für die Katz'.

      Gott: Ich könnte mindestens so frustriert sein, wenn man extra den eigenen Sohn schickt, ihn opfert, aber die Leute kapieren wieder 'mal nichts. Allein der aufwendige Vorlauf mit Gabriel.

      Jesus: War es nicht dein Wille?

      Gott: Deine Bande waren die Juden. Die haben dich nicht anerkannt und ohne dich weiter gemacht.

      Petrus: Ein Teil hat das Christentum begründet.

      Gott: Nachdem was man mitbekommt, waren das bei weitem nicht alles Heilige.

      Jesus: Kollektiverleuchtung Schwupp-di-Wupp steht auch nicht geschrieben.

      Gott: Dagegen fand gewaltsame Bekehrung und Inquisition statt. Leute, die in deinem und meinem Namen sich Christen schimpften und meine Kinder folterten und massakrierten.

      Petrus: Mit der Botschaft der Liebe unvereinbar.

      Jesus: Ich habe das schon von mir gewiesen.

      Gott: Du warst auch nicht mehr dabei.

      Jesus: Bei den wirklich Gläubigen schon.

      Gott: Das sind bis heute nicht alle.

      Petrus: Er hat weltweit gute Quoten.

      Gott: Gestehen wir zu, das vieles weit angenehmer geworden ist, doch die Macht des Übels hat sich nicht verflüchtigt, sondern ist oft umso gewaltiger. Man könnte sogar behaupten, es sei nun umso schlimmer, da sie allen Grund haben es besser zu wissen und weit weniger gezwungen zu sind, ihre Existenz zu verteidigen, als das sie derart kaltherzig und zerstörerisch handeln müssten. Reden wir nicht über ihre Selbstsucht.

      Jesus: Du wirfst mir vor, die Nächstenliebe nicht etabliert zu haben.

      Gott: Für die faden Knöpfe bieten all diese äußeren Systeme Fassaden der Scheinheiligkeit, hinter der sie sich verstecken oder ihre Furcht beschwichtigen können. Andere nützen das aus. Wir hatten das.

      Jesus: Damit lehnst du das Christentum ab.

      Gott: Nicht mehr und nicht weniger als irgendeine andere Religion.


Скачать книгу