Finn und Tea bei den Kreuzrittern. Anja Obst

Finn und Tea bei den Kreuzrittern - Anja Obst


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nachschlagen, vielleicht finde ich was dazu«, erklärte Finn.

      »Sonst googeln wir es eben.« Der Vater griff zu seinem Smartphone.

      »Nicht beim Essen!«, befahl Finns Mutter scharf.

      Finn kicherte, denn sein Vater schnitt eine Grimasse wie ein ertappter Sünder. Das brachte ihm noch einen strafenden Seitenblick seiner Frau ein.

      »Reich mir doch bitte mal die Käseplatte, Liebes«, flötete er ihr zu.

      »Wie wäre es zuerst mit einem Stück Brot?«

      Der Vater sah auf seinen leeren Teller, nickte und nahm dann mit der linken Hand den Brotkorb entgegen, den Finn schon bereit hielt, und angelte mit der rechten nach einem Stück Camembert. Seiner Frau warf er einen Luftkuss als Dankeschön zu. Sie grinste. Richtig böse war sie natürlich nicht gewesen. Es war ihr aber wichtig, dass vor allem beim Essen nicht ständig mit diversen Geräten rumhantiert wurde. Die Familie soll sich wenigstens einmal am Tag nur auf das Essen und die Gesellschaft am Tisch konzentrieren. Das angeregte Gespräch über Ritter war mit ihrem scharfen Einwurf allerdings zum Erliegen gekommen. Es wollte sich auch keine neue Diskussion richtig entfalten. Es klang fast wie eine Erlösung, als Finns Mutter schließlich fragte:

      »Seid ihr fertig mit essen?«

      »Ja, danke.«

      »Ich auch! Darf ich schon aufstehen?«

      »Ja, nimm aber bitte deinen Teller mit in die Küche.«

      Ihre Hoffnung, dass Finn eventuell auch die anderen beiden Teller mitnehmen würde, erfüllten sich nicht. Dem Jungen muss man wirklich alles ganz genau sagen, von alleine kommen solche Ideen wohl nicht. Kurz nach dem Geräusch, wie der Teller unsanft in der Spüle landete, waren Finns hastige Sprünge die Treppe hinauf zu hören.

      »Das war ja mal ein interessantes Gespräch beim Abendbrot«, bemerkte der Vater.

      »In der Tat. Ich würde nur zu gerne wissen, was Finn vorhin mit der Reise gemeint hat.«

      »Wahrscheinlich einfach nur, dass er mit seinen Ritterfiguren über diese Kissenlandschaft gehoppelt ist.«

      »Nein, nein, da steckt was anderes dahinter! Du bist immer so leichtgläubig.«

      »Vertrauensvoll«, verbesserte der Vater lächelnd. »Und wo soll er denn schon alleine hinreisen?«

      »Weiß ich nicht. Nirgendwohin. Aber gerade das verwirrt mich ja. Hast du nicht gemerkt, dass er anders war? Aufgekratzter?«

      »Stimmt, ein bisschen, jetzt, wo du es sagst. Aber ist das nicht normal, wenn man Geburtstag hat?«

      »Ich hab mal lieber ein Auge drauf. Da ist irgendwas im Busch.«

      »Du machst dir zu viele Gedanken. Er hat tolle Geschenke bekommen, ein Thema entdeckt, was ihn fasziniert, genießen wir es doch, dass er mit Ritterfiguren über eine Kissenlandschaft reitet, anstatt draußen wieder irgendeinen Blödsinn zu machen.«

      »Blödsinn kann man auch im Haus machen!«

      »Aber wenigstens landet er weich.«

      Finns Mutter lachte. Beruhigt war sie aber durchaus nicht.

      Tea hatte Finns Abwesenheit genutzt und die frühere Anordnung der Figuren in der Ritterburg geändert: Nun stand eine der Figuren, die mit der Ritterburg geliefert wurden, vor den ganzen anderen. Die Menschenmenge war um einiges beschaulicher, als sie es erlebt hatten. Finn erkannte die Szene aber sofort.

      »Welcher davon ist Leopold?«, fragte er.

      »Dieser hier mit dem schwarzen Pferd.«

      »Aber Leopolds Pferd war braun.«

      »Siehst du hier irgendwo ein braunes Pferd?«

      Obwohl Finn nicht an Teas Worten zweifelte, dreht er den Karton einmal um und hob die zusammengeknüllte Plastiktüte hoch. Der Plastik-Leopold musste tatsächlich mit einem schwarzen Pferd Vorlieb nehmen. Finn machte mit dem Spielzeugpferd galoppierende Bewegungen und schaute dann mit einem Seitenblick zu Tea. Sie war gerade dabei, die Figuren erneut umzustellen und verfrachtete sie vom Burgplatz hinein in die Burg.

      »Warum stellst du sie denn alle in die Burg?«, fragte Finn.

      »Gleich findet eine Zeremonie statt.«

      »Was denn für eine?«

      Tea hielt inne, riss dann plötzlich die Augen weit auf und tat, als ob ihr just eine Idee gekommen wäre.

      »Warum schauen wir uns das nicht einfach leibhaftig an?«

      Sie zwinkerte Finn zu. Er verstand sofort, was sie meinte, ergriff die kleine Hand, die sie ihm entgegenstreckte und grinste breit voller Vorfreude.

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