Bist du denn überhaupt schon einen Meter groß?. Rolf Glöckner

Bist du denn überhaupt schon einen Meter groß? - Rolf Glöckner


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Stiefel an, die seinem Onkel Hans gehörten? Fragen über Fragen, für die er wohl keine Lösung finden würde. Im nächsten Jahr aber war alles anders, da war er ja schon, weil inzwischen Schüler, viel aufgeklärter!

      Erste Liebe

      Mürrisch machte er sich auf den Weg. Eigentlich hatte er dazu überhaupt keine Lust und wäre gern, besonders an diesem stürmischen Tag, daheim geblieben. Aber Pflicht war eben Pflicht und so nahm er seine Tasche, klammerte sie auf das Fahrrad, welches ihm Nachbarn, die im benachbarten Stahlwerk Dienst taten, aus Schrotteilen zusammengebaut hatten. Zuerst den Berg hinunter, hier sollte er besser vorsichtig sein, es ging sehr steil hinab. Als er den schmalen Weg unterhalb des Hanges, welcher mit Hunderten von blühenden Schwertlilien bedeckt war, erreicht hatte, stieg er auf und fuhr weiter talabwärts.

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       An der tiefsten Stelle zweigte ein kleiner Weg ab, der nach einigen wenigen Häusern zu seiner Lieblingsstelle an einem kleinen Bach führte. Dort stand eine uralte Trauerweide, der Stamm war schon teilweise ausgehöhlt. Sie schwenkte ihre langen, mit lanzettförmigen Blättern bedeckten Zweige über dem Bach hin und her. Leider konnte er hier nicht lange verweilen und so erreichte er schon bald die Straße, die zum Ort hinführte. Vor ihm fuhr auf einem nagelneuen Rad ein Mädchen. Er holte es ein, fuhr vorbei, drehte sich um, um sie anzusehen, bekam einen roten Kopf, als sie ihn lieb anlächelte und wäre, hätte er nicht im letzten Moment gebremst, in den neben der Straße verlaufenden Graben gefahren. Er hatte ein merkwürdiges Gefühl, mit dem er nichts anfangen konnte, in sich, nahm aber allen Mut zusammen und fragte sie: "Wohin fährst Du?". Sie antwortete: "Ich gehe heute den ersten Tag in diese Schule hier, wir sind erst kürzlich zugezogen". Er antwortete: "Dann können wir ja zusammen hinfahren". Gemeinsam erreichten sie die Schule und das Mädchen ging mit ihm zusammen in den Klassenraum, in welchem schon einige Schüler mehr oder weniger herumtobten. Als die Klassenlehrerin erschien, kehrte sofort Ruhe ein. Die Lehrerin bat das Mädchen, nach vorn zu kommen und sagte: "Das ist Christine, sie wird ab sofort in Eurer Klasse sein, also benehmt Euch". Er war mit einem Male ganz glücklich und ein warmes Gefühl durchströmte ihn. Der Unterricht verging wie im Fluge und in den Pausen versuchte er immer, sich in ihrer Nähe aufzuhalten und sie immer wieder anzuschauen.

      Dann war die Schule endlich aus und auf dem Heimweg schwatzten sie allerlei dummes Zeug, lachten viel und waren beide mit sich und der Welt zufrieden.

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       Als er nach Hause kam, bemerkte seine Mutter, dass er wohl etwas Besonderes erlebt haben müsse und fragte nach seinen Erlebnissen. Da sprudelte es aus ihm heraus, seine Augen leuchteten, er ruderte beim Erzählen mit den Armen und hüpfte von einem Fuß auf den anderen. Die Mama hörte aufmerksam zu, lächelte dann und sagte: "Mir scheint, Du bist das erste Mal verliebt, aber es ist ja noch so viel Zeit in Deinem Leben". Dann strich sie ihm über den Kopf, als wolle sie ihn ein wenig trösten. Er sah sie an und dachte: "Sie hat ja recht, ich bin ja erst sieben Jahre alt". Aber morgen würde er Christine wiedersehen.

      Balduin und Fips

      Balduin war der unumschränkte Herrscher auf dem Hühnerhof, ein stolzer Hahn vom Geschlecht der rebhuhnfarbigen Italiener. Fips war ein mürrischer, schon in die Jahre gekommener Spitz, der glaubte, auf dem gesamten Grundstück das Sagen zu haben, und dieses auch durch Knurren und dem Aufstellen einer Rückenbürste gelegentlich zeigte.

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      Der Hahn Balduin aber war der Herrscher der Lüfte und von seinem Lieblingsbaum aus, dem Beschneiden der Schwungfedern, die ihn am Fliegen hindern sollten, hatte er sich immer aufs Neue entzogen, übersah er den Weg zum Haus, den großen Vorplatz und große Teile des Gartens.

      Dort hocke er, wenn er nicht gerade fraß oder seinen Hahnenpflichten nachkam, wachte über alles, was sich in seinem Revier tat, auch wenn es manchmal so aussah, als schliefe er.

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       Das große Haus mit seinen vielen Zimmern war voll, die Großeltern und eine Tante mit Tochter, die in Ungarn gelebt hatten, waren bald nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges, weil sie immer "deutsch" gewesen waren, von der ungarischen Regierung ausgewiesen worden und lebten nun im alten Haus..

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      Sie wurden bei uns aufgenommen und warteten darauf, in eine Wohnung zu ziehen, die aber noch nicht fertig war. Zudem lebten hier die Familie mit drei Kindern, weitere Großeltern und ein Onkel. All diese Menschen waren dazu noch umgeben von allerlei Getier und darüber wachten Balduin, der Hahn und Fips, der Spitz.

      Nun hatte das Käthchen sich mit einem Nachbarmädchen angefreundet und dieses wollte nun zu uns kommen. Sie ging also den schmalen Weg zum Haus hinauf, Fips lag irgendwo im hohen Gras am Rande des Gartens, schlief wohl und meldete sich nicht.

       Die beiden Mädchen trafen sich auf dem Hof, aber da saß ja der wachende Balduin. Er stieß ein lautes Krähen aus, erhob sich in die Luft und landete auf dem Kopf der Besucherin und begann, heftig mit den Flügeln zu schlagen. Diese schrie gellend auf, das weckte Fips auf!

       So schnell er noch eben konnte, rannte er auf den Hof, erblickte eine für ihn völlig konfuse Situation und schloss daraus: "Beißen"! Das tat er und das Mädchen schrie noch mehr. Der im Hause lebende Onkel kam gelaufen und trennte die Kontrahenten. Es war nicht so schlimm geworden, wie es vielleicht im ersten Augenblick ausgesehen hatte.

      Der Hundebiss, Fips war ja schon alt, hatte die Wade nur wenig verletzt, es gab nur eine Druckstelle, am Kopf war auch nichts zu sehen, allein der Schreck ob dieses Überfalls saß dem Mädchen noch lange in den Knochen und sie mochte den Hof nicht mehr gern betreten.

       Fips bekam sein Gnadenbrot und Balduin nahm ein unrühmliches Ende. Er flog oftmals in der Gegend umher und so kam er einem Jäger vor die Flinte, der hielt ihn wohl für einen Fasanenhahn und drückte ab. Als er seinen Fehler erkannte, brachte er den Leichnam zu uns mit einer Entschuldigung zurück und was taten wir? Wir aßen ihn auf.

      Die böse Uhr

      Er schoss aufgeschreckt hoch, da war es wieder, dieses merkwürdige Geräusch!

       Es kam wohl nicht vom großen Walzwerk, welches direkt unter dem Haus im Tal lag, es war nicht das Zischen und Rumpeln eines Hochofens, dessen geschmolzener Inhalt sich in die Kokillen ergoss. Es war auch nicht das Geräusch eines Flugzeuges, welches brummend mit seinen vier großen Motoren Richtung Berlin oder Hamburg strebte.

      Immer, wenn er allein in diesem großen Haus, am Waldesrand gelegen, allein war, passierte irgendetwas. Aber noch war Alf, der Schäferhund ja im Haus, ihn würde er sich als Unterstützung holen und dann würden alle bösen Geister, die versuchten, ihn zu erschrecken, mit lautem Bellen und gefletschten Zähnen vertrieben werden, da war er sich sicher.

       Er setzte sich in seinem Bett auf, drückte sich an die kalte Wand und überlegte. Wenn er jetzt aufstehen würde, um Alf zu holen, musste er ja die feuchte und immer etwas glitschige Kellertreppe hinuntersteigen, um den Hund aus dem angebauten Stallgebäude zu holen und das allein? Wieder ertönte dieses seltsame Geräusch. Er raffte sich auf, zog seine Schuhe an und ging zur Kellertreppentür, öffnete diese vorsichtig und wollte hinabsteigen. Er sprang zurück!

      Von der feuchten Wand des steil nach unten führenden Raumes stach ihm etwas ins Auge, in welchem er eine Uhr zu erkennen glaubte. Sie funkelte ihn in grün und violetten Farben an und sein Herz begann wie wild zu schlagen.

      Die Angst kroch ihm den Rücken hinauf, diese Uhr war böse, sie hatte irgendetwas Schreckliches mit ihm vor, er spürte es ganz deutlich.

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