Daniel & Andiswa. Norbert Kuntz
Lied Lazy Sunny Days öffnet der Himmel seine Schleusen und wir sind im Nu völlig durchnässt. Das tut der Stimmung aber überhaupt keinen Abbruch, im Gegenteil die Tanzbewegungen der meisten Fans werden nur noch wilder. Und ich? Meine Augen starren unentwegt auf diese sich unglaublich grazil bewegende junge Frau vor mir, deren nasses schwarzes Kleid an ihrem Körper klebt und ihre perfekte Figur so erscheinen lässt, dass sicher nicht nur ich davon in höchstem Maße sexuell erregt bin! Aber während die anderen Männer sie nur anstarren, hält sie beim Tanzen immer noch meine Hand. Ich fühle mich vollkommen berauscht, obwohl ich doch gar keinen Alkohol getrunken habe.
Aber innerhalb von Sekunden ist dieser Rausch vorbei! Die Band stimmt mit ihren Fans ein Lied auf Afrikaans an, und Andiswa steht plötzlich wie versteinert da. Die weißen Menschen um uns herum hingegen sind ganz aus dem Häuschen, als Khan Lisa se Klavier intoniert.
Soweit ich den Text auf Afrikaans verstehe – ich hatte in meiner Schulzeit zwei Jahre Niederländisch-Unterricht – ist es quasi ein Liebeslied, eine Hymne auf Lisa und ihr Klavierspiel und wie sie alle Männer aus Kapstadt damit in ihren Bann zieht. Der Text des Liedes kann Andiswas Reaktion also nicht hervorgerufen haben, es muss ganz einfach die Sprache der Buren sein, die etwas in ihr auslöst, das die gute Stimmung zunichte macht.
Den Rest des Konzertes sitzen wir wieder auf unserer Picknickdecke, die ich glücklicherweise mit der Regenplane abgedeckt hatte, unter der wir uns nun vor dem Regen zu schützen versuchen, obwohl wir doch eh schon ganz nass sind. Ich spreche Andiswa lieber nicht auf ihren plötzlichen Stimmungswechsel an, es ist auch viel zu laut, zehn Meter von der Bühne entfernt, um sich zu unterhalten. Immerhin drückt sie sich zitternd an mich heran, um etwas Körperwärme von mir abzuzweigen.
Punkt sieben Uhr ist das Konzert beendet. Beim Abschlusslied Sleepwalker, dem aktuellen Hit der Band, hatte sich in Andiswa dann doch wieder etwas Begeisterung geregt und wir standen nochmals auf, um im Takt mitzuschwingen.
Wird sie mir auf dem Weg nach Khayelitsha ihre Reaktion erklären? Soll ich sie überhaupt fragen? Ich bin auf jeden Fall auf die Autofahrt gespannt. Erfreut stelle ich fest, dass sie auf dem Weg zum Parkplatz jedenfalls meine Hand ergreift. Ein Dankeschön für die Einladung? Oder für meine Art, mit ihrer Reaktion während des Konzerts umzugehen? Oder echte Zuneigung? Ich hoffe auf Letzteres und nur ein bisschen Dankbarkeit.
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