Beende deine offenen Baustellen. Dieter M. Hörner
vor ihrer Baustelle aus. Sobald der Schritt getan und ein Zugang zur Baustelle gefunden ist, beginnt das Wunder der Erneuerung. Wenn dann alle Aufgaben erledigt sind, eröffnet sich mit dem Schritt aus der Baustelle heraus die Magie des Neuen.
Mir persönlich macht es deutlich mehr Angst, im Leben festzustecken und langweilige Tage zu verbringen, als immer wieder Neues zu wagen und auch mal viel Energie in etwas zu investieren, dessen Ausgang ich nicht abschätzen kann. Wenn ich eines ganz sicher gelernt habe, dann ist es das Wissen um die permanente Veränderung – ob ich sie will oder nicht.
3. Die Angst, es nicht wert zu sein
An meinen Seminaren schreibe ich das Wort Komfortzone so an die Tafel: „Komm-Vor-Zone!“ Dazu den Satz: Dein Leben beginnt am Ende der offenen Baustelle!
Das ist, was geschieht, sobald man sich dazu entschließt, seine offene Baustelle anzugehen und zu beenden, um dann durch die offene Türe am Ende der Baustelle zu schreiten. Man tritt vor, wird sichtbar! Leben ist Aktion und Sichtbarkeit!
Die Angst zurückgewiesen zu werden, wenn man sich in seiner ganzen Pracht und Fülle sich selbst und den anderen zeigt, ist ein nicht zu unterschätzendes Hemmnis bei der Beendung offener Baustellen. Sobald man aus der Baustelle auftaucht und sichtbar wird, wird das Umfeld einen (neu) entdecken und (wieder) wahrnehmen. Das kann beide Seiten im ersten Moment auch mal erschrecken. Trotzdem sollte uns das nicht daran hindern, unsere wahre Natur in Freude zu entfalten!
Sobald du den Schritt durch die Tür am Ende deiner Baustelle gegangen bist, wird sich dein Selbstbewusstsein enorm steigern – versprochen! Denn dann bist du dir und deinem Inneren Selbst bewusst.
Dein Verstand wünscht sich Sicherheit und Beständigkeit, aber deine Seele sehnt sich nach neuen Erfahrungen.
Wenn du durch die Türen des Lebens gehst, öffnest du dich für das Neue, das Unbekannte. Du entfaltest dich und deine EVOLVERE-Schriftrolle. Du kommst vor, wirst sichtbar, wirst frei!
Eine Baustelle zu beenden ist das bewusste Loslassen von teilweise selbst eingeredeten Befürchtungen und behindernden Glaubenssätzen. Loslassen bedeutet zu vertrauen – sich selbst, seinem Kern und seinem vollkommenen Potential.
Es ist normal, Angst vor Neuem zu haben. Wenn du spürst, dass du Angst hast, kannst du das als Hinweis sehen, dass sich etwas in deinem Leben bewegt oder bewegen sollte. Auch wenn es sich im Moment etwas unangenehm gut anfühlt, es führt dich dorthin, was du schon lange als Sehnsucht in deinem Herzen trägst.
Ich versuche, in solchen Momenten ganz bewusst innezuhalten, mein Herz zu fühlen und dem Leben zu vertrauen. Ich vertraue auf meine Kraft, die Türe zu meiner Baustelle zu öffnen und die Entscheidungen zu treffen, die notwendig sind und die Gespräche zu führen, die geführt werden sollten. Ich akzeptiere, dass ich Dinge, die bereits gelebt sind, loslassen und dann meinen Blick auf das Neue, Lebendige richten kann.
Wenn wir wissen und spüren, da liegt etwas im Argen in unserem Leben, wenn eine innere Stimme uns mitteilt, dass wir etwas unternehmen müssen, wir aber schlichtweg keine Lust haben oder meinen, die notwendige Energie nicht mehr aufbringen zu können oder zu wollen, dann haben wir eine offene Lebens-Baustelle.
Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeit, Lebens-Baustellen zu eröffnen, doch die jetzt beschriebene ist äußerst erfolgreich, recht weit verbreitet und auf den ersten Blick nicht gleich erkennbar.
Offene-Baustellen-Menschen wundern sich, warum die Dinge nicht so funktionieren, wie sie es sich wünschen und fragen sich, warum ihnen ständig komische Sachen passieren.
Das sind jene Mitmenschen, die sich selbst oder ihrem Umfeld gegenüber unverbindlich bleiben, regelmäßig das Hobby oder ihren Job wechseln, ihre Beziehungen nicht klären oder endgültig und liebevoll beenden, sondern erst einmal den nächsten Partner austesten, um sich dann zu wundern, dass sie irgendwann wieder alleine dastehen.
Sie sind sich (leider) nicht bewusst, dass ihr „Ich muss doch erst mal schauen und testen“, ihr Nichthandeln, ihre Träg- und Faulheit, ihre Erklärungsversuche und das Rumlabern, ihr Raus- und Schönreden ihnen genau die Handlungsenergie raubt, die sie für das Beenden ihrer offenen Baustellen so dringend benötigten. Sie drehen sich immer im Kreis und finden kein Stopp, keinen Anfang, keinen Zugang zu ihren Baustellen. Oftmals sehen sie nicht einmal, dass sie welche haben, denn sie glauben, das Leben funktioniere mit Unverbindlichkeit.
Ich schreibe hier von diesen sympathischen Menschen, die selten Dinge zu Ende bringen und immer wieder etwas Neues anfangen. Zu Beginn mit enormer Begeisterung und großem Elan, um dann doch bald wieder die Lust zu verlieren. Selbstverständlich gibt es immer einen Grund, warum und wieso meistens tragen die anderen Schuld daran.
Unverbindlich zu bleiben ist eine wunderbare Strategie, sich selbst zu boykottieren. Dahinter steckt eine enorme Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung. Weil diese Menschen recht aktiv sind, gibt es meistens Dinge, von denen sie erzählen können, doch sie bringen diese nicht zu Ende. Sie produzieren eine offene Baustelle nach der anderen und entwickeln keinen Blick dafür. Der entscheidende Punkt dabei ist: Erst wenn ein Projekt, eine Lebensaufgabe beendet wird, zeigt sich, ob die Entscheidungen, das Handeln ein Erfolg war – oder eben nicht! Ein nicht beendetes Projekt, eine nicht abgeschlossene Lebensaufgabe bleibt offen, weil der Ausgang und die Beurteilung gefürchtet werden! Einerseits ist da die Sehnsucht gesehen, anerkannt und geliebt zu werden, anderseits die Angst, nicht genug geleistet zu haben oder nicht wertvoll genug zu sein. Solange sich der Mensch über das definiert, was er leistet oder eben nicht leistet, wird er in wildem Aktionismus von einer Sache zur anderen rennen und nichts oder nur ganz wenig zum Abschluss bringen.
Achte einmal darauf, wie verbindlich du dir selbst oder anderen gegenüber verhältst. Ob du immer wieder faule Kompromisse eingehst und dich mit Dingen arrangierst, die weder dir noch deinen Werten entsprechen, anstatt klar und deutlich deine Meinung zu sagen und auch danach zu handeln.
Wenn du dir angewöhnst, Dinge immer vor dir herzuschieben, kann sich daraus eine auf Dauer enorm anstrengende Langzeit-Baustelle entwickeln. Werde aufmerksam, wenn du Menschen oder dir selbst gestattest, gering schätzend mit dir umzugehen, denn das wird dich auf lange Sicht sehr viel mehr Energie kosten als gleich im entscheidenden Moment zu reagieren und auch einmal etwas zu riskieren.
Offene Baustellen sind nichts Schlechtes, einige sind notwendig um etwas in Ordnung zu bringen. Solange es keine Langzeit-Baustelle wird, sondern eine gut abgesicherte, deutlich gekennzeichnete und wahrgenommene Kurzzeit-Baustelle, ist das menschlich und völlig okay.
Eine Kurzzeit-Baustelle kann eine neue Kollegin sein, mit der man sich erst mal auseinandersetzen muss, um irgendwann und zeitnah ein klärendes Gespräch zu führen oder eine anstrengende Zeit vor einer Prüfung, wo es wenig Raum für anderes gibt, man unter Stress ist und das vielleicht auch sein Umfeld spüren lässt. Nach der Prüfung lädt man seine Freude zum Essen ein, feiert den Erfolg – oder den Misserfolg – sagt „Sorry“ und dann passt es wieder.
Eine Langzeit-Baustelle ist da schon anspruchsvoller. Das kann zum Beispiel die Beziehung sein. Kennst du diese Pärchen, die sich im Restaurant eine Stunde lang am Tisch gegenübersitzen, aneinander vorbeischauen oder auf dem Smartphone herumtippen, ohne ein Wort zu sprechen. Ich nenne sie liebevoll Zombie-Pärchen. Sie leben inmitten ihrer offenen Beziehungs-Baustellen und finden keinen Weg zu sich und ihrer Beziehung. Ich wünsche mir für diese Menschen immer von ganzem Herzen, dass wenigstens einer wach wird, sich umschaut und BEI SICH beginnt Ordnung zu schaffen.
Langzeit-Baustellen sind teuer, kosten viel Kraft und einiges an Nerven. Ab und an auch unsere Gesundheit, unser Vermögen, unsere Beziehungen und Freundschaften! Und das nur, weil wir uns irgendwann nicht mehr getraut haben, einen ersten Schritt zu tun.
Wenn sich auf deinem Weg zur Arbeit eine Baustelle befindet, die dich zwingt, früher aufzustehen, weil es ganz sicher wieder einen Stau gibt, bist du gestresst. Siehst du dann keine Bauarbeiter und findest du auch sonst keine Hinweise auf eine Veränderung, wünschst du dir genervt, dass sich doch endlich jemand an die Arbeit macht, die notwendigen Aufgaben erledigt und die Baustelle beendet.
Wenn du offenen Baustellen hast, geht es dem Leben genau wie dir: Wann tut