Wirtschaftsingenieurwesen studieren. Stefan Georg
man eine Veränderung des deutschen Studiengangsystems an. Dabei soll der Tatsache besser Rechnung getragen werden, dass heute bereits über 30% eines Altersjahrganges die Hochschulen besuchen, deren Erwartungen an ein Studium sich deutlich von ihren Fähigkeiten und Interessen unterscheiden. Zudem ist am traditionellen Studium an deutschen Hochschulen vor allem seine geringe Flexibilität bezüglich studentischer Nachfrage und Angebot auf dem Arbeitsmarkt zu kritisieren. Im Ergebnis drückt sich das in einem hohen Anteil an Studiengangwechslern, -abbrechern und Langzeitstudierenden aus.
Wirtschaftsingenieurwesen - Studium - Bologna-Prozess
Was ist eigentlich der Bologna-Prozess ? Im Jahr 1999 wurde die sogenannte „Bologna-Erklärung“ von Regierungsvertreter/innen aus 29 europäischen Ländern unterzeichnet. Dabei war es das Ziel, einen einheitlichen europäischen Hochschulraum bis zum Jahr 2010 zu schaffen. Dadurch sollen die verschiedenen nationalen Bildungssysteme zueinander kompatibel und der Beschäftigungsgrad der Absolventinnen und Absolventen gesteigert werden. Aber ist dies tatsächlich gelungen? Oder gibt es noch immer viele Unterschiede in den einzelnen Ländern?
Noch immer trauern viele Menschen in Deutschland den guten alten Diplom-Studiengängen nach. Allerdings hat man schon bei Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge behauptet, diese seien schlechter als die Diplomausbildung. Doch stimmt das wirklich? Ein Diplomstudiengang hatte früher meist eine Regelstudienzeit von 8 Semestern. Nach drei bis vier Semestern hatte man dabei ein völlig wertloses Vordiplom erworben. Nun gibt es stattdessen den Bachelor und den Master. Dabei ist ein Bachelorstudium häufig auf eine Dauer von 7 Semestern konzipiert. Allerdings gibt es auch noch Bachelorstudiengänge mit 6 Semestern Regelstudienzeit. Somit fehlen dem Bachelor ein bis zwei Semester gegenüber der alten Diplom-Regel. Doch ist man damit automatisch schlechter ausgebildet? Hierzu ist sicherlich der Einzelfall zu betrachten.
Inzwischen führen die meisten Studiengänge in Deutschland zu den international gebräuchlichen Abschlüssen Bachelor und Master. Bereits zum Wintersemester 2008/2009 wurden nach Angaben der Hochschulrektorenkonferenz nahezu 9.300 derartige Studiengänge in Deutschland angeboten.
Der Bologna-Prozess heute
Inzwischen gilt der Bologna-Prozess als weitgehend abgeschlossen. Allerdings gibt es heftige Diskussionen aufgrund der aus Sicht der Bachelor-Absolventen zu geringen Zahl an Masterstudienplätzen. Da jedoch (zumindest in der Theorie) der Bachelorabschluss der Regelabschluss sein soll, wird sich daran zukünftig zunächst nicht sehr viel ändern.
Tatsache ist, dass in seiner Wertigkeit aufgrund der (durchaus sinnvoll) verkürzten Studiendauer der Bachelorabschluss geringfügig unter dem alten Diplomabschluss, der Masterabschluss dagegen darüber einzuordnen ist. Wer den Bachelorabschluss dem alten Vordiplom gleichsetzt, macht einen großen Fehler. Denn bei der Reduktion der Studiendauer vom Diplom zum Bachelor ist in der Regel nur ein einziges Studiensemester weggefallen. Folglich kann gar nicht so viel Lehrinhalt fehlen gegenüber den alten Diplomstudiengängen. Außerdem bot die Umstellung die Gelegenheit, alte Studiengänge einmal zu entstauben. Viele Lehrinhalte waren nämlich nicht mehr zeitgemäß. Im Ergebnis ist nicht alles am Bologna-Prozess schlecht.
Aufbau eines Studiums zum Wing
Der Aufbau eines Studiums zum Wing im Bachelor-Master-System bietet einige Besonderheiten. Denn Bachelor- und Master-Studiengänge sind anders aufgebaut als die ehemaligen Diplomstudiengänge. Vorteile des neuen Studiensystems liegen darin, dass Bachelorstudiengänge prinzipiell eine stärkere Differenzierung des Studienangebots ermöglichen. Jedoch wird hiervon in der Praxis noch zu wenig Gebrauch gemacht wird. Auch die Einordnung der neuen Abschlüsse im Vergleich zu den bisherigen Studienabschlüssen (Diplom, Magister) ist noch immer nicht abschließend geklärt.
Befürworter des neuen Systems von Bachelor und Master führen an, dass in Deutschland neben dem traditionellen Studiengangkonzept, das auf fachliche Breite und wissenschaftliche Tiefe ausgerichtet ist, nun weitere (eher praxisorientierte) Konzepte als Alternativen gestaltbar sind. Jedoch übersehen viele dabei, dass das deutsche Bildungssystem schon immer eine fundierte praktische Berufsausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen vorsieht. Folglich ist die Nachfrage nach Studiengängen schon alleine deshalb verständlicherweise geringer ist als in Ländern, denen ein entsprechend breit gefächertes und gut ausgebautes Ausbildungssystem fehlt.
Dennoch ist die Entwicklung zu neuen Studienformen nicht vollständig übersehbar. Einerseits entwickeln immer mehr Berufsakademien bzw. duale Hochschulen, die erwiesenermaßen stark anwendungsorientiert arbeiten, Bachelor-Angebote. Andererseits bieten auch die klassischen Hochschulen neue Angebote an. So gibt es an der HTW des Saarlandes den Studiengang Aviation Business, der die Pilotenausbildung (korrekt: Ausbildung zum Verkehrsflugzeugführer) in ein praxisnahes Studium der technischen Betriebswirtschaftslehre integriert.
Während in der alten Diplom-Welt häufig forschungslastige Themen dominierten, kommen nun immer mehr praxistaugliche Lehrangebote zum Einsatz. Außerdem ist die klassische Aufteilung in ein wertloses Vordipom und das eigentlich gewünschte Diplom nun überflüssig. Allerdings ersetzt das Bachelorangebot nicht das Vordiplom. Stattdessen sind die Lehrinhalte, die sich ursprünglich im Vordiplom befanden, nun in den ersten drei bis vier Semestern des Bachelorstudiums zu finden. Darauf aufbauen erfolgt dann die Spezialisierung und Vertiefung des Grundlagenwissens. Folglich bietet das Bachelorstudium ähnlich viele Inhalte wie zuvor die Diplomstudiengänge.
Kürzere Studiendauer durch den passenden Aufbau eines Studiums
Richtig ist sicherlich, dass das neue Bachelor-Master-System grundsätzlich aufgrund verkürzter Studiendauern vielen Studierenden einen vorzeitigen Eintritt ins Berufsleben ermöglicht. Dies ist ein Vorteil und Nachteil zu gleich. Denn einerseits können Hochschulabsolventen mit einem Studienabschluss nun schneller in das Berufsleben eintreten. Andererseits stellt sich die Frage, wieviel die Unternehmen einem 22-jährigen Absolventen eigentlich zutrauen. Letztendlich muss die Wirtschaft den Bachelorabschluss als Regelabschluss anerkennen. Wenn sich dies nicht durchsetzen lässt, gibt es Probleme. Denn verlangt die arbeitsplatzgebende Wirtschaft einen Masterabschluss, dann verlängert die neue Studienform die grundsätzliche Studiendauer. Während des Diplomstudium grundsätzlich auf 4 Jahre ausgelegt war, ist die Kombination aus Bachelor- und Masterstudium auf 5 Jahre hin konzipiert. Im Ergebnis wirkt die Reform dann kontraproduktiv.
ECTS-Punkte und Anerkennungen
ECTS-Punkte geben Auskunft über den Workload eines Studiums. Dabei umfasst der Workload den Arbeitsumfang, den ein durchschnittlich begabter Studierender aufbringen muss, um eine angemessene Leistung zu erbringen. Folglich ist die tatsächliche Arbeitsbelastung der Studierenden höchst unterschiedlich. Dennoch handelt es sich beim Ausweis von ECTS-Punkten um einen großen Fortschritt. Denn in der alten Welt der Diplom-Studiengänge fehlte diese Berechnung in der Regel vollständig. So war es möglich, Studiengänge zu konzipieren, die in der Regelstudienzeit kaum zu bewältigen waren. Damit sollte jetzt also Schluss sein. In der Regel sind in einem Vollzeitstudium pro Studienjahr 60 ECTS-Punkte zu vergeben.
Die Berechnung des Workloads unterstützt vor allem die Internationalisierungsbestrebungen der Hochschule. Denn die Möglichkeit, ECTS-Punkte im Ausland zu sammeln und sich diese an der Heimathochschule anerkennen zu lassen, sind für viele Studenten bei der Erbingung von Prüfungsleistungen an einer ausländischen Hochschule sehr wichtig. Denn nur so können die Studierenden die geplante Studiendauer einhalten, wenn sie sich zwischenzeitlich für ein (freiwilliges) Auslandssemester entscheiden.
Das während des Auslandsaufenthaltes Gelernte soll also idealerweise auch für das Inlandsstudium anzuerkennen sein, um die Studiendauer an der Heimathochschule nicht zu verlängern. Ganz selbstverständlich