Erkrankungen im Bewegungsapparat. Dr. Hanspeter Hemgesberg
alle diese Funktionen und Prozesse bestmöglich leisten zu können, muss stets in ausreichender Menge als „Energielieferant“ Glucose zugeführt werden und vorhanden sein.
Unverzichtbar ist weiterhin ein adäquates Vorhandensein des Spurenelementes Zink.
Nicht zuletzt:
Unser Gehirn hat einen hohen Sauerstoffbedarf/-verbrauch; unter Ruhe-Bedingungen macht das ca. 20% des gesamten Sauerstoff-Verbrauchs unseres Organismus aus!
Weiter:
Ca. 80% der gesamten Energiezufuhr ‚verbrauchen‘ die Nervenzellen im Gehirn!
Das ist die eine Seite der Medaille „Gehirn-Stoffwechsel“ und die andere: Entzündungen – zumal chronische und zwar jedweder Ursache, so z.B. solche mit Schmerz-Reaktionen, – wirken sich schädigend aus und zwar durch Beeinflussung des Stoffwechsels der Aminosäuren (insbesondere kommt es zu einem Mangel an Tryptophan, was wiederum zu einem Mangel an Serotonin und Melatonin führt!).
Ferner greift Rauchen (bzw. die Inhaltsstoffe im Tabak) schädigend in den Hirnstoffwechsel ein (u.a. kommt es zu Veränderungen der endogenen Opioiden und besonders zu einer Synthese-Blockierung von Dopamin; bes. in Mitleidenschaft gezogen werden dadurch die ‚Emotionen‘).
Aber auch andere Krankheiten bringen den Gehirn-Stoffwechsel in Schieflage; besonders psychische Krankheiten (z.B. Depressionen, auch infolge chron. Schmerzen): hier kommt es in jedem Falle zu einer Minderung der wichtigen Gehirnbotenstoffe (Neurotransmitter/ Biogene Amine).
Alkohol – hier: der übermäßige und chronische Konsum – hat ebenfalls entscheidende Veränderungen im Gehirn zur Folge: Geschädigt werden das sogen. ‚Belohnungssystem‘, dann die Region im vorderen Teil der Hirnrinde (dort ist das Zentrum zur Planung und Umsetzung für Gedankengänge und Handlungen); zudem wird die Merkfähigkeit beeinträchtigt.
Aber auch einige Arzneimittel(wirkstoffe) greifen schädigend in den Hirn-Stoffwechsel ein (u.a. Psychopharmaka, Analgetika, Antihypertensiva).
Außerdem bestehen Interaktionen zum Immunsystem: dopaminerge, serotinerge und adrenerge Zentren im Gehirn sind mit einem dichten Geflecht von Zytokin-Rezeptoren (insbesondere Interleukin 1 und 6, Tumornekrosefaktor alpha) ausgestattet; andererseits verfügen Immunzellen über Rezeptoren für Hormone und Neurotransmitter (Botenstoffe).
So erklären sich Wechselwirkungen zwischen den ‚zentralen Regulations-Systemen’ des Körpers: ZNS/Autonomes Nervensystem, Immunsystem, hormonelles System.
Zentral wie peripher einwirkende Stressoren (Stress-Faktoren) können die Ausschüttung von Zytokinen aus Immunzellen im ZNS und Peripherie induzieren und die „Stress-Achse“ aktivieren mit der Folge: die Immun-Abwehr, die hormonelle Regulation und die neuro-mentale wie psychische Befindlichkeit und Stabilität werden nachhaltig beeinflusst.
„Glucose und Hirn-Stoffwechsel“:
Glucose stellt den ‚Motor’ für unser Gehirn dar, damit dieses alle seine Aufgaben rund um die Uhr korrekt erledigen kann – übrigens: Glucose sichert zudem den Energiebedarf der Organe, der Fettgewebe und Muskeln ab –.
Das Gehirn ist in Sachen Nervennahrung schlau und sorgt mit bestimmten Abläufe dafür, dass es in der Verteilung der Glucose nicht zu kurz kommt. In diesem komplexen Ablaufsystem „Energiebedarf“ spielen bestimmte Areale im Hippocampus, Hypothalamus und der Amygdala (s.o.) wichtige Rollen.
Durch den Vorgang des Essens und der Signal-Übertragung kommt es zu einem Mehr an Blutzucker im Blutkreislauf, was einer gezielten Energie-Bereitstellung gleichkommt.
Viele Faktoren – hier unter anderem Stress, Schmerzen – beeinflussen den Hirn-Stoffwechsel und lösen mitunter eine dauerhafte Überversorgung mit Nährstoffen aus. Die Glucose selbst gelangt eben über die Nahrungsaufnahme und somit über das Blut in das Gehirn und viele weitere Bereiche des Organismus. Als Helfer findet sich hier das Protein Glucosetransporter Glut 1 für die Versorgung des Gehirns (Glut 2 ist verantwortlich für die Versorgung der Muskeln).
Schlussendlich ist das Gehirn der eigentliche Verteiler, denn in erster Linie zieht es sich selbst die wichtige Glucose und verteilt anschließend den Rest auf die anderen Körperareale.
Eine Überversorgung mit Glucose führt allerdings nicht zu einer „Mehrleistung“ des Gehirns, sondern das Mehr wird an den Körper abgegeben und schlägt sich dort z.B. als ‚Hüftgold’ nieder!
Wesentlich gefährlicher ist allerdings eine Unterversorgung des Gehirns mit Glucose – zumal eine länger anhaltende, wie dies der Fall ist z.B. in Hungerzeiten, also auch bei Kohlenhydrat-eingeschränkten Diätkuren (!) oder bei Hypoglycämien –: es kommt zwangsläufig zu Störungen im Gehirn-Stoffwechsel.
Schmerzen und das Immun-System
Vorbei sind die Zeiten, in den Wissenschaftler glaubten, dass unser körper-eigenes Immun-System (IS) und das Zentralnervensystem (ZNS) unabhängig voneinander wären.
Jüngere Studien haben gezeigt, dass bestimmte Zellen des IS eine bedeutende Rolle in einer wichtigen Funktion des Nervensystems (NS) spielen:
Die Aktivierung von Schmerzen und hier ganz besonders von neuropathischen Schmerzen!
Im Gegensatz zu „nozizeptiven“ Schmerzen (u.a. bedingt durch Trauma, Fehlhaltungen usw. - s. später) werden letztere hervorgerufen durch Schädigung des peripheren NS. Diese Schmerz-Art, die ja zumeist chronisch ist/wird (so u.a. bei Diabetes, Krebs, Multipler Sklerose, Virus-Infektion wie Zoster …), hat immer eine Immunsystem-Schädigung im Gefolge.
Bei chronischen Schmerzen der verschiedenen Genese – hier insbesondere der abnormen Empfindlichkeit/Überempfindlichkeit – kommt es zur Freisetzung von „Entzündungs-Mediatoren“ (d.s. körpereigene Stoffe, welche eine Entzündungsreaktion einleiten oder aufrecht erhalten - zu diesen zählen niedermolekulare Verbindungen wie Histamin, Serotonin, Prostaglandine, Leukotriene und höhermolekulare peptidische Substrate/Proteine wie Bradykinin, Substanz P, Calcitonin, Gene-Related Peptide, Zytokine und Komplementfaktoren).
Fakt also:
Es besteht ein unmittelbarer Bezug zwischen immunologischen Mechanismen mit der Schmerzentstehung und der Schmerz-Chronifizierung!
Beispielsweise besitzen viele Nervenfasern des nozizeptiven Systems Rezeptoren für entzündungsfördernde Botenstoffe des Immun-Systems (Zytokine – d.s. eine inhomogene Gruppe von ‚regulatorischen Proteinen‘, die der Signal-Übertragung zwischen Zellen dienen und deren Proliferation und Differenzierung steuern. Sie werden u.a. von Makrophagen, B- und T-Lymphozyten [B- und T- Zellen], natürlichen Killerzellen/NK’s und Fibroblasten gebildet) und können durch Zytokine wie TNF-alpha (Tumornekrose-Faktor alpha) beeinflusst werden.
Andererseits können Abläufe im Nervensystem auch immunologische Vorgänge verändern.
Generell kann das Nervensystem über bestimmte Hirnareale (hypothalamisch-hypophysäre Achse), über nach außen führende Nerven-Bahnen des X. Hirnnervs (Nervus Vagus und dessen vegetative parasympathische Fasern) und über vegetative Nervenfasern des sympathischen Nervensystems Einfluss auf eine Entzündung nehmen.
Während das sympathische Nervensystem entzündungs-fördernd oder auch -hemmend wirken kann, wird dem parasympathischen Nervensystem eine überwiegend anti-entzündliche Wirkung zugeschrieben.
Einen entzündungs-fördernden Einfluss üben auch Neuropeptide (Substanz P, Calcitonin gene-related peptide, CGRP) aus, die von den peripheren Schmerzfasern selbst im Gewebe freigesetzt werden. Sie weiten die Gefäße, steigern ihre Durchlässigkeit und stimulieren die Produktion von Entzündungsmediatoren durch lokale und einwandernde Zellen. Hier schließt sich ein Kreis, denn die Neuropeptide können an Rezeptoren von Fresszellen (Makrophagen) des Immun-Systems andocken und den Entzündungs-Prozess weiter antreiben.
Da beide Systeme – das Nerven- und das Immun-System – wichtige