Lichtsturm IV. Mark Lanvall

Lichtsturm IV - Mark Lanvall


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nur ein Kind des Lichts.“ Geysbins vermutlich hundertster Versuch, die demütigen Ehrerbietungen zu beenden, mit denen ihm viele der Alben begegneten. Geysbin galt als Legende, als einziger noch lebender Urvater des albischen Volkes. Und natürlich als Hoffnungsträger im Krieg gegen Sardrowain.

      Drei Verwandelte kamen mit schnellen Schritten dazu. Sie trugen zwar weit geschnittene albische Hosen und Hemden - dass die Männer aber einmal Menschen waren, konnte Ben trotzdem schnell erkennen. Sie hatten kurze Haare, einer trug eine Armbanduhr, der andere eine goldene Halskette mit einem Anker daran. Außerdem fiel ihr Gruß weit weniger demütig aus.

      „Morgen!“, sagte der kräftigste der drei, der mit der Uhr. Er strich sich über den Stoppelbart am Kinn. Er war so blond wie die Haare des Mannes und nur bei näherem Hinsehen überhaupt von der gebräunten Haut zu unterscheiden. Die anderen beiden nickten.

      „Seid gegrüßt“, erwiderte Geysbin freundlich. „Bitte zeigt uns, was geschehen ist.“

      Die Verwandelten führten den Großmeister und Ben quer über den Innenhof bis hin zur steinernen Wand des Berges, dann bogen sie links ab in einen breiten Gang, der den Gipfel offenbar umrundete. Ben war auch von dieser Festung beeindruckt. Sie war etwas kleiner als die weiße Hauptfestung, aber auch in ihrem Inneren absolut durchdacht - dabei längst nicht so martialisch, wie er vermutet hatte. Schon bei Betreten war ihm aufgefallen, dass es neben Wehrgängen und vollgestopften Waffenkammern auch geradezu kuschelig anmutende Gebäude und Räume gab. Ben sah darin kunstvoll verzierte Holzmöbel, weich gepolsterte Sessel und teuer aussehende Teppiche. In einem Raum saßen Soldaten und Verwandelte an einem üppig gedeckten Tisch und hatten offenbar eine Menge Spaß. An keiner Stelle hatte Ben den Eindruck, dass es hier nur um Kampf, Drill und Disziplin ging. Das bestätigte ihm wieder einmal, dass die sieben Festungen weit mehr waren als nur bloße Verteidigungsanlagen, eine Zuflucht. Sie waren auch eine Heimat, ein Ort, in dem man leben konnte.

      „Hier entlang“, sagte der blonde Verwandelte und führte sie nach einer Weile in ein Gebäude hinein und dort über eine steinerne Treppe hinab in einen geräumigen Gewölbekeller.

      Ben schlug sofort der Geruch von frischem Ruß und Asche entgegen. Hier hatte es vor Kurzem gebrannt.

      Der Mann zog eine kleine Taschenlampe aus seiner Hosentasche, knipste sie an und leuchte damit auf die völlig verkohlten Überreste von etwa zwanzig Sturmgewehren und ebenso vielen Pistolen. Viel verstand Ben nicht von Waffen. Es war aber offensichtlich, dass von ihnen nur noch die metallenen Teile übrig waren. Der Kunststoff war komplett weggeschmolzen.

      „Was ist hier geschehen?“, fragte Geysbin.

      Der kräftige Blonde mit der Uhr winkte einem seiner Begleiter zu. Der beförderte eine Patronenhülse zutage und legte sie auf den Boden. Dann nahm er einen verkohlten Gewehrkolben, holte aus und schlug damit dreimal fest auf die Hülse - bis sie aufbrach und das Pulver im Inneren hervortrat.

      „Bitte zurückbleiben!“, sagte der Verwandelte und blickte erwartungsvoll auf die zerstörte Hülse.

      Nach etwa einer halben Minute begann das Pulver, zu qualmen. Es zischte einmal laut, dann schoss eine blaue Flamme empor, hielt sich einen Moment und ebbte wieder ab.

      „Munition ist zwar nicht mein Fachgebiet“, sagte Ben schließlich. „Aber liege ich mit der Vermutung richtig, dass das nicht hätte passieren sollen?“

      „Goldrichtig. Das Pulver ist instabil. Entzündet sich selbst. Und das ist, förmlich formuliert, eine ziemliche Scheiße.“

      Geysbin strich sich über die von Falten zerfurchte Stirn, sein Blick wanderte noch einmal nachdenklich über den rußschwarzen Fußboden.

      „Ist es möglich, dass bei der Fertigung der Hülsen Fehler passiert sind?“, fragte er dann.

      Der blonde Verwandelte nickte. „Möglich schon. Es passiert schon mal in schlechten Fabriken, dass das Mischverhältnis nicht passt. Ist nie gut, weil gefährlich. Diese Patronen aber kommen von Top-Herstellern. Von den gleichen, die auch die deutsche Polizei benutzt. Ich weiß das, weil ich bei dem Verein mal mitgespielt habe, als ich noch ein Mensch war. Vorstellbar ist in der Theorie natürlich trotzdem, dass eine ganze Marge Patronen hinüber ist, wenn es ganz dumm läuft.“

      „Irgendwas sagt mir, dass wir mit einer Reklamation trotzdem nicht weiterkommen“, sagte Ben.

      Der Mann nickte noch einmal.

      „Weil das, was wir eben gesehen haben, mit allen Patronen passiert, die wir haben. Egal aus welcher Marge, egal von welchem Hersteller, egal für welche Waffe. Anders gesagt: Ich vermute, dass menschlicher Munition das Klima in der Anderswelt nicht bekommt.“

      Ben fiel dazu erst mal gar nichts ein. Sein Verstand musste sortieren, was er da eben gesehen und gehört hatte. War hier tatsächlich etwas in der Luft, das die Patronen reihenweise unbrauchbar machte? Der Verwandelte sah allerdings nicht aus, als würde er blöde Witze machen. Die Sache war für ihn bierernst.

      „Eine blöde Frage hätte ich aber schon dazu“, meinte Ben dann. „Wir haben hier in der Anderswelt schon mehrfach Waffen abgefeuert. Warum ist nicht schon früher etwas passiert?“

      „Weil die Hülsen normalerweise fest verschlossen sind und das Pulver nicht unmittelbar mit der Luft in Kontakt kommt. Warum es hier in diesem Raum zum Feuerwerk gekommen ist? Ich denke, dass vielleicht eine der Hülsen nicht 100-prozentig dicht gewesen ist. Mit der Zeit drang Anderswelt-Luft in sie ein und ... bumm. Blöd, wenn so etwas in einem geladenen Sturmgewehr passiert.“

      „Mist“, fluchte Ben und auch Geysbin atmete tief durch.

      „Lysin’Gwendain wählt die Waffen, mit denen wir in diesem Krieg kämpfen müssen. Ein Gesetz, dem sich auch Sardrowain unterwerfen muss“, sagte er.

      Ben nickte. Menschliche Waffen konnten sie also vergessen. Das würde vor allem vielen Verwandelten nicht passen, dachte er.

      „Und es bedeutet noch etwas anderes“, sagte der Kräftige. „Nämlich, dass wir hier im wahrsten Sinne des Wortes auf einem Pulverfass sitzen. Das ist nicht der einzige Raum, in dem wir kistenweise Munition lagern.“

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