Die Tote aus der Tiefgarage. July Johnson

Die Tote aus der Tiefgarage - July Johnson


Скачать книгу
den Kaffee sicher ins Innere des Wagens bugsierte.

      „Oh, das tut gut“ erwiderte er als er wenige Augenblicke später den ersten Schluck frisch gebrühten Kaffees nahm.

      Die rätselhafte Leiche

      Und noch während sich beide anschnallten, berichtete Richard seiner Begleiterin, was er bislang wusste.

      „Also, der Parkwächter hat heute Früh gegen halb fünf die Leiche entdeckt. Es handelt sich um eine junge Frau, keine Handtasche, keine Papiere. Das Schlimmste jedoch ist, sie haben ihr sämtliche Zähne herausgeschlagen haben und allem Anschein nach hat man ihr auch noch das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerschnitten. Die Spusi müsste auch schon vor Ort sein und der Leichenbeschauer sollte auch bereits auf dem Weg sein. Klingt irgendwie alles schon recht merkwürdig.“

      „Mmh“ erwiderte Eva während sie an ihrem Kaffee nippte.

      „Bestimmt kein schöner Anblick, aber gibt es denn so gar keine Anhaltspunkte dafür wer sie sein könnte? Ich meine, was ist mit dem Auto?“

      „Ja, das ist das nächste. Das Auto wurde vorgestern als gestohlen gemeldet. Irgendwie passt da momentan vorne und hinten nichts zusammen.“

      Beide schwiegen, während Richard das Auto in hohem Tempo durch Seebach steuerte. Bis heute war es Eva nicht gelungen herauszufinden, warum er stets den längeren Weg um die Stadt herum nutzte, als direkt durch sie hindurch zufahren. Kurz darauf passierten sie auch schon den Hafen nur um wenige Augenblicke später rechts abzubiegen, wo die Kollegen schon warteten.

      „Guten Morgen, Richard“ empfing ihn ein Streifenpolizist und führte sie direkt in die Tiefgarage.

      Die meisten seiner Kollegen hatten sich schon an den Anblick einer Zivilistin gewohnt, für sie war Eva irgendwie ein Teil des Teams. Für alle Neulinge war es ohnehin geschickter, nicht zu hinterfragen, warum ein hoch dekorierter Kripo Beamter mit einer Zivilistin im Schlepptau am Tatort erschien.

      Obgleich Eva schon viele Tatorte gesehen hatte, schauderte sie bei dem Anblick, der sich ihr hier bot.

      Sie musste schlucken, es war wirklich ein Bild des Grauens.

      In absolut unnatürlicher Position lag hier eine offenbar noch recht junge Frau zwischen den Vordersitzen eines Wagens, es schien fast so als hätte man sie hier regelrecht eingeklemmt. Die Beine waren total verdreht, der Bauch schien keine Wunden aufzuweisen, wenigstens auf den ersten Blick nicht. Brust und Hals hingegen waren über und über mit bereits getrocknetem Blut überdeckt, was Eva darauf schließen ließ, dass die Leiche vermutlich schon eine geraume Weile hier liegen musste. Das Gesicht als solches war nicht mehr zu erkennen. Nicht ein einziger Zahn war noch vorhanden und das Gesicht selber, oder was davon noch übrig war, schaute aus, als ob ein Dilettant versucht hätte, die Kruste eines Schweinebratens einzuschneiden.

      „Einfach furchtbar. Ein Schauplatz, der von höchster Brutalität zeugt. Das gesamte Fond ist voller Blut und es schaut irgendwie so aus, als ob man sie gewaltsam in die Lücke zwischen den Vordersitzen gepresst hatte, aber warum?“

      Eva ging um das Auto herum, um sich die Szenerie von der anderen Seite zu betrachten. Plötzlich hielt sie inne und versuchte sich so weit wie möglich nach vorne zu beugen ohne dabei etwas zu berühren.

      „Was hast du? Siehst du etwas?“ wollte Richard wissen, dem natürlich keine Regung an ihr entging.

      „Mmh, ich bin mir nicht sicher. Ich sehe nichts Bestimmtes, aber diese Frau, sie kommt mir irgendwie bekannt vor, was ja eigentlich blödsinnig ist, weil das Gesicht ja nicht mehr zu erkennen ist.“

      Als Eva aufschaute und in das verständnislose Gesicht von Richard blickte, der von der anderen Seite in das Auto hereinschaute, versuchte sie ein wenig verwirrt, ihre konfusen Gedankenfetzen in Worte zu kleiden.

      „Na schau mal, wer läuft schon mit gelben Fingernägeln rum und dieser Schnitt in der Handfläche, dazu diese Uhr.“

      Immer noch konnte Richard ihr nicht ganz folgen.

      „Später, hab Geduld“ entgegnete Eva während sie jedes noch so kleine Detail in sich aufzusaugen versuchte. Jeder Quadratzentimeter wurde eines Blickes bedacht und schließlich kam auch Eva zu einem Entschluss.

      „Hier stimmt etwas ganz gewaltig nicht, mein Lieber“

      Mit diesen Worten verließ sie den Tatort. Das war nichts Ungewöhnliches, sie machte es immer so, wenn sie der Meinung war, es gäbe für sie am Tatort nichts mehr zu sehen. Würde Richard dennoch etwas Interessantes finden, würde sie es in jedem Fall erfahren.

      So aber begab sich Eva nun vor die Parkgarage um eine zu rauchen.

      Während Eva vor der Tiefgarage stand und genüsslich an ihrer Zigarette zog, sah sie direkt hinter dem just in diesem Augenblick um die Ecke biegenden Leichenbeschauer schon die ersten ihrer Kollegen. „Wie die wohl schon wieder davon Wind bekommen haben?“ murmelte sie vor sich hin und schlenderte vor an die Straßenecke, wo sie dann verstohlen zu ihrem Lieblingscoffeeshop hinüber sah. So langsam erwachte auch das Max und Muh wieder zum Leben und Eva beschloss, dass es langsam Zeit für den zweiten Kaffee des Tages wurde. Sie betrat den Coffeeshop als erste und so hatte sie quasi die nette Bedienung ganz für sich alleine.

      Das Jagdfieber erwacht

      „Guten Morgen, was kann ich für Sie tun?“ wollte diese wissen und lächelte nett. Endlich mal jemand, der auch in aller Herrgottsfrühe gut gelaunt und freundlich ist, stellte Eva begeistert fest.

      „Guten Morgen, ich hätte gern zwei Kaffee, extra groß bitte.“

      „Gerne. Ähm, ich habe gesehen, dass Sie vom Degg´s gekommen sind, was ist denn da los? Ich sah jede Menge Polizei.“

      „Mmh ja, da wimmelt es nur so. Eigentlich dürfte ich ihnen ja gar nichts sagen, aber wenn sie mir hoch und heilig versprechen…“

      „Oh ja, aber natürlich, ich werde schweigen wie ein Grab“ beeilte sich die freundliche Bedienung zu versichern. „Mmh nun ja….“

      Eva blickte sich nach allen Seiten hin um, wie um sich zu vergewissern, dass sie auch wirklich niemand hätte beobachten oder belauschen können.

      „Naja, wissen Sie, wie ein Grab schweigen, nun ja, das trifft den Nagel fast schon auf den Kopf. Da unten liegt scheinbar eine Frau, tot meine ich und die soll wohl nicht mehr so ganz so gut ausschauen und ich glaube, die war sogar noch recht jung.“

      „Ja wie, nicht gut ausschaut? Wie tot?“ meinte die junge Bedienung mit ernstem Entsetzen im Gesicht und sah Eva erwartungsvoll an.

      Eva erinnerte an dieser Stelle noch einmal ganz diskret an ihre zwei Kaffee die sie bestellt hatte und von denen zumindest gerade einer überzulaufen drohte. Sie erinnerte die junge und freundliche Bedienung daran, dass sie diese nun langsam wirklich nötig hatte, da sich die letzte schlaflose Nacht gerade so wirklich übel bei ihr bemerkbar machte. Zudem befürchtete sie, dass Richard mittlerweile schon wieder aus der Tiefgarage heraus sein könnte und ihr wichtige Neuigkeiten entgehen könnten, zumindest für den Moment. Dennoch konnte sie es sich nicht nehmen lassen zu schauen, was sie aus der Bedienung raus bekommen könnte und so erzählte sie ihr auch genau, was da unten los war, natürlich ohne Details zu verraten, alles ganz allgemein und für einen Außenstehenden doch scheinbar detailgetreu. Sie achtete stets genauestens darauf, nichts zu verraten, dafür war sie schon zu oft mit der Polizei im Einsatz gewesen und das gebot ihr schon alleine ihre Journalistenehre. Die Bedienung wusste jedoch nicht so recht, was sie darauf sagen sollte. Sie fiel von einer Schockstarre in die nächste und hätte beinahe auch den zweiten Kaffee überlaufen lassen. Eva erinnerte sie auch diesmal daran, dass sie doch bitte die Maschine stoppen soll. Nachdem sich Eva noch einmal vergewissert hatte, dass die junge Frau auch ganz sicher nichts ausplaudern und auch der Polizei gegenüber nichts erwähnen würde, nahm sie endlich ihre zwei heiß ersehnten Kaffee in Empfang und verließ den Shop. Einerseits erleichtert, andererseits ein wenig deprimiert, doch nichts


Скачать книгу