Wer einmal aus dem Blechnapf frisst. Ханс Фаллада

Wer einmal aus dem Blechnapf frisst - Ханс Фаллада


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den Keller, und hier stellt sich Kufalt an eine andere große Eisentür, die in des Hausvaters Reich führt. Der Pastor hat ihn auf einen Gedanken gebracht: in welchem Zustand wird sein Anzug sein?

      Fünf Jahre ist es her, seit er eingeliefert wurde, er versucht vergeblich, sich zu erinnern, was er damals anhatte. Er besaß damals nur, was er auf dem Leibe trug: Anzug und Wintermantel und Hut, und dazu in einer Aktentasche ein Nachthemd und eine Zahnbürste.

      Also wird er auch Wäsche kaufen müssen. Ehe er noch draußen ist, schwindet sein Geld, schwindet. Und wie wird der Anzug aussehen, jetzt nach fünf Jahren?

      Er steht da an der Eisentür und sieht kummervoll vor sich hin. Sicher, es ist mit der Entlassung viel zu schnell gekommen, nichts ist vorbereitet, vor allem ist er nicht vorbereitet. Nun ist es auch wieder mit dem Heim nichts geworden, er wird ein Zimmer mieten müssen ... Wenigstens bekommt er sein Geld gleich ganz ausbezahlt, das hat er beim Direktor erreicht, ein, zwei Monate hat er zu leben. Und kann sich auch ein bißchen was kaufen. Aber dann –?

      Wachtmeister Strehlow kommt. »Nanu, was stehen Sie denn hier? Wo ist denn Ihr Wachtmeister?«

      »Ich war zur Vorführung bei Direktor und Pastor. Ich soll zum Hausvater wegen meiner Sachen. – Weil ich doch morgen rauskomme«, fügt er erläuternd zu.

      »Laßt euch doch gleich 'nen Schlüssel geben, ihr von der dritten Stufe! Wir sind ja schon ganz überflüssig. Läuft allein rum im Bau! Na, es geht so lange, bis einem von uns der Schädel eingeschlagen wird, dann werden's die Herren am grünen Tisch ja kapiert haben, was sie hier anrichten.«

      Aber Strehlow läßt Kufalt doch durch, schimpfend, aber er läßt ihn durch, schließt hinter ihm wieder ab und geht die Beamtentreppe hinauf.

      Kufalt ist auf einem langen Kellergang, rechts und links stehen die Türen der Läger auf. Im Vorbeigehen sieht er Regimenter von Essschüsseln aufmarschiert, Armeen von Kübeln. Unter unendlichen Wäschestößen haben sich die Regale durchgebogen. Immer näher kommt er der Abfertigung, dorthin, wo der Hausvater sitzt. Sein Herz klopft stark, nun kommt alles auf die Stimmung des Hausvaters an.

      Der Hausvater ist nämlich ein feiner Kerl, er behandelt keinen Gefangenen wie einen Gefangenen, sondern genauso wie alle anderen Menschen: gut, wenn er guter Stimmung, hundemäßig, wenn er schlechter ist. Und wenn er schlechter ist, schmeißt er Kufalt einfach raus und womöglich gleich in Arrest, daß er hier allein angesackt kommt.

      Weiter ist aber auch wichtig, wie man es mit der Anrede hält. Es gibt zwei Parteien im Bunker: die eine behauptet, er will durchaus ›Hauptwachtmeister‹ genannt werden, die andere schwört auf die Anrede ›Hausvater‹.

      Kufalt hat früher zur Hauptwachtmeisterpartei gehört, ist aber, trotz dieser Anrede, zweimal rausgeflogen mit seinen Anliegen. Bei ›Hausvater‹ ist er erst einmal angeschnauzt worden, und das kann nun wirklich gewesen sein, weil er Putzpomade verlangt hatte. So was ist ein Ansinnen, eine Frechheit, nur den Kalfaktoren, die Beamtengerät zu putzen haben, steht Putzpomade zu.

      Er nimmt einen Anlauf und landet vor dem Hausvater.

      »Herr Hausvater, ich komme von Herrn Pastor. Ich wollte mal fragen, Herr Hausvater, ob meine Sache noch gut sind. Sonst kriege ich vielleicht was von Herrn Pastor.«

      »Wo kommen Sie denn allein her?« fragt auch der Hausvater zuerst. »Wo ist denn Ihr Wachtmeister?«

      »Ich bin so durchgelassen«, sagt Kufalt.

      »Wer hat Sie denn durchgelassen? Der Pastor?«

      Kufalt nickt.

      »Dieser elende Pfaffe!« schimpft der Hausvater. »Da sieht man's wieder. Wenn wir mal eine Erleichterung für die Gefangenen wollen, dann ist er immer dagegen, weil ›Strafe Strafe bleiben soll‹, aber er ist zu faul, die zwanzig Schritt den Gang runterzugehen. Na warte, in der nächsten Beamtenkonferenz bringe ich das aber vor.«

      Kufalt hat andächtig zugehört Der Hausvater ist guter Laune, er kann auf die Pfaffen schimpfen, das mag er gerne, der Hausvater ist nämlich rot. Und die nächste Beamtenkonferenz ist erst am Dienstag, dann ist Kufalt schon längst draußen.

      »Was wollen Sie denn nun eigentlich?« fragt der Hausvater gnädig, »'nen Anzug schnorren? Ihrer ist noch ganz gut.«

      »Wenn ich ihn einmal anprobieren dürfte, Herr Hausvater«, schmeichelt Kufalt. »Ich hab' hier so 'nen Bauch gekriegt von all dem Brei!«

      »Nach Bauch sehen Sie aber nicht aus. Na, mir soll's recht sein, trotzdem man dem Pfaffen wirklich den Gefallen nicht tun sollte. – Bastel, holen Sie mal dem Kufalt seine Sachen.« Er blättert in dem Register. »Fünfundsiebzig dreiundsechzig. – Ist der Anzug vom Schneider schon zurück?«

      »Jawoll, Herr Hauptwachtmeister«, schallt es aus dem Gewölbe, und der Hausvaterkalfaktor Bastel erscheint mit einem großen Sack, in dem kunstvoll auf einem Bügel geordnet sämtliche Sachen des Gefangenen Kufalt hängen.

      »Wart schon«, sagt Bastel zu Kufalt. »Ich nehm deine Kluft lieber selbst raus. Du zerknautschst sie nur.«

      Es ist der dunkelblaue Anzug mit dem weißen Nadelstreifen, Kufalts Herz jauchzt, den hat er höchstens fünf- oder sechsmal angehabt.

      »Ein feiner Anzug«, sagt auch der Hausvater. »Was haben Sie dafür bezahlt?«

      »Hundertsechsundsiebzig«, sagt Kufalt aufs Geratewohl.

      »Viel zu viel Geld«, sagt der Hausvater. »Höchstens neunzig Mark.«

      »Das ist aber auch fast sechs Jahre her«, gibt Kufalt zu bedenken.

      »Da haben Sie recht, damals waren Anzüge noch teuer. Heute sechzig, siebzig Mark. Es gibt schon welche für zwölf und fünfzehn.«

      »So was!« staunt Kufalt bereitwillig.

      »Nee, Ihre Wäsche behalten Sie an. Ihr Oberhemd ist überhaupt noch nicht von der Plätterin zurück, bei der müssen wir heute Abend rangehen, Bastel. – Ja, fein kommt ihr raus, ihr Jungen. Die reinen Kavaliere, an uns liegt's nicht.«

      Und dafür ist der Hausvater wirklich bekannt, die Sachen hält er tipptopp, das ist sein Stolz, da darf kein Fäserchen fehlen. Seine Kalfaktoren haben schweren Dienst.

      »Gut sieht das aus. Ein ganz anderer Mensch, Kufalt. – Bastel, sehen Sie sich bloß mal den Kufalt an ...« Er unterbricht sich ärgerlich: »Was will der Batzke hier? Herr Steinitz, ich will den Kerl hier unten nicht haben, wenn es nicht unbedingt sein muß. Der stänkert nur. Ja, Sie stänkern, Batzke, Sie sind auch jetzt nur zum Stänkern gekommen.«

      »Ich hab' ja noch nicht den Mund aufgemacht«, sagt Batzke und sucht Bastel mit den Augen. Kufalt beachtet er gar nicht.

      »Anordnung vom Direktor«, sagt Wachtmeister Steinitz. »Batzke darf seine Sachen anprobieren. Ob sie noch passen.«

      »Hab' ich hier 'ne Ankleidestube? Nächstens kommt der ganze Bau und probiert an. Der Direktor könnte auch was Schlaueres tun. Hauen Sie wenigstens ab, Kufalt. Ihre Schuhe –? Ach was, Ihre Schuhe werden schon passen.« Milder: »Na, meinethalben, probieren Sie Ihre Schuhe noch an. Bastel, die Sachen von Batzke, Nummer vierundzwanzig neunzehn!«

      Bastel kommt mit einem neuen Sack, und Batzke flüstert hastig mit Bastel, der nickt, dann mit dem Kopfe wiegt. Aus der Mütze, die Batzke in der Hand hielt, tauchen plötzlich vier Pakete Tabak, eines nach dem anderen auf und verschwinden in Bastels Händen.

      Bastel zieht sich zurück, die beiden Beamten reden miteinander am Fenster.

      Kufalt müht sich mit seinen Schuhen. Er kriegt und kriegt sie nicht an, wahrscheinlich liegt es an den dicken wollenen Socken. Und die zivilen Strümpfe sind noch in der Wäsche. Aber so eng waren die Schuhe doch gar nicht! Kann man noch Ende Zwanzig größere Füße kriegen?

      Plötzlich klingt Batzkes Stimme laut und vernehmlich durch den Raum: »Hier ist ein Mottenloch!«

      Der Hausvater macht drei Schritte. Dann bleibt er stehen. »Natürlich, der Batzke! Natürlich stänkern! Ein Mottenloch. Siebzehn Jahr


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