Das Törtchen-Team und Madame Fine. Honora Holler
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Honora Holler
Das Törtchen-Team und Madame Fine
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Inhaltsverzeichnis
Schnippeln, pieksen und frohlocken
Sommerregen
„Jetzt mach schon auf“, drängelte Onta Sophie zum wiederholten Male. Sophie schaute sie ernst an. Der Sommerregen platschte laut auf die Fensterscheibe in Ontas Küche. Der Duft von heißem Kakao und frischgebackenen Keksen stiegen vom Küchentisch auf. Mitten im August! „Ja, Sophie mach schon!“, quengelte Lulu neugierig. Unter dem Tisch stupste sie Suki an. „Mach schon“, schienen ihre Augen zu sagen. Alle schauten auf das kleine Paket in der Mitte des Tisches, das von der Schule geschickt worden war.
„An Sophie Morgenbesser“, stand in schwungvoller Schrift darauf. Sophie seufzte. „Na gut“, murmelte sie gespielt gelangweilt, jedoch sahen alle, dass ihre Finger leicht bebten.
Tatsächlich war sie genauso neugierig wie die anderen drei. Alba war noch mit ihrer Mutter in Los Angeles und würde erst am Ende der Woche zu ihnen stoßen. Mit einem Ritsch öffnete sie das braune Paket.
Ein Brief lag auf der Luftpolsterfolie. „An das Törtchen-Team“, stand diesmal darauf. „Lass mich“, schrie Onta und wollte sich den Brief grapschen, doch Suki war schneller. Während Suki still las, packte Sophie weiter aus. In der Luftpolsterfolie war ein kleiner grauer Kasten mit einem USB-Ausgang und einer SD-Karte versteckt gewesen. „Was ist das denn?“, wollten Lulu und Onta gleichzeitig wissen. „Ein GPS-Tracker“, kam die Antwort von Sukis Seite prompt. Mit verständnislosem Blick schauten die beiden, Suki und Sophie an. „Mit einem GPS-Tracker, kann man seinen Standort feststellen“, erklärte Sophie langsam. „Mann Sophie! So blöd sind wir auch nicht“, meinte Lulu leicht beleidigt und blickte kurz zu Onta, die zustimmend nickte. Sophie drehte den Tracker in ihren Händen. „Doch wozu?“, fragte sie verwundert. „Also in dem Brief steht, dass wir den Tracker bald brauchen werden und uns mit ihm vertraut machen sollen“, erklärte Suki, als sie den Brief an die anderen weiterreichte. Mit gerunzelter Stirn las Sophie ihn durch. Aha, sie sollte ihn an ihre Himbeere anschließen und testen. „Was haben sie sich denn nur diesmal wieder ausgedacht“, murmelte Onta und reichten den Brief weiter an Lulu. „Tja, besser als nur rumzusitzen und zu warten, bis es aufhört, zu regnen“, meinte Lulu und gab den Brief zurück an Sophie.
Stimmt, dieser August war wirklich schrecklich. Nicht, das Sophie begeistert ins Schwimmbad ging, doch nur fünfzehn Grad und Dauerregen, vermiesten selbst ihr die Sommerferien.
Onta war vorzeitig aus Irland zurückgereist, da es in Irland auch nur nass und kalt gewesen war. So ihre offizielle Version. Insgeheim war es ihr aber bei ihren Eltern, schlicht zu langweilig gewesen: Ihre Schwester machte noch immer Flitterwochenurlaub, ihre Eltern arbeiteten, Dauerregen und Rian, der nette Sohn des Bauern, war als Rucksacktourist in Europa unterwegs. Vielleicht schaute er ja noch im Zuckerstückchen vorbei, hoffte Onta und seufzte vernehmlich.
„Na, na Onta. Deine Schwester kommt doch bald wieder“, neckte sie Lulu und grinste sie an. „Stimmt“, antwortete Onta und griff sich blitzschnell den letzten Keks. „Mal sehen, ob man schon was sieht“, nuschelte sie. „Glaub´ nicht“, meinte Suki und wischte die Krümel vom Tisch. „Und besser sie kommt nicht so schnell“, sagte sie leise und blickte sich um. „Das Haus drüben ist noch nicht fertig und hier …?“, sie machte eine Pause und blickte sich um. „Hier müsste auch mal wieder richtig sauber gemacht werden.“ Onta seufzte bemitleidenswürdig. „Vielleicht“, sprach Sophie mit einem listigen Grinsen. „Vielleicht müssen die beiden ja kurzfristig hier einziehen, bis ihr Haus fertig ist.“ „Was!“, schrie Onta entsetzt. Ihre Freundinnen grinsten sie an. „Ja, vielleicht“, meinte Lulu und wischte sich gespielt einen Krümel von ihrer tadellos weißen Hose. Onta blickte in Richtung des Nachbarhauses, durch den Sommerregen hatten sich die Renovierungsarbeiten verzögert, das stimmte, doch Onta genoss es, alleine in ihrer Wohnung zu leben.
Gut, ihre Tante hatte ihr gestern Morgen, die kleine Kammer mit den Putzsachen gezeigt, die sich unter der Treppe verbarg, aber Aimee und ihr Mann, hier bei ihr? Ein Schauer lief ihr über den Rücken. „Sie können doch auch zu euch in das große Haus ziehen“, maulte sie und schielte zu Lulu. Schließlich war es ihr Bruder.
„Können schon, doch bei uns wird auch gerade umgebaut“, erwiderte sie verdrießlich. „Der ganze Staub und die Handwerker“, fügte sie mit leidender Miene hinzu und schüttelte sich.
Das Haus der Goldblatts wurde umgebaut, damit Lulus Vater es wieder in seiner Gänze nutzen konnte. Mit ihrer Großmutter hatte er sogar gescherzt, dass sie später gemeinsame Rollstuhlrennen machen könnten, zum Entsetzen ihrer Mutter und deren Mutter, einer rüstigen neunzigjährigen. Eigentlich gefiel es Lulu, dass ihr Vater jetzt mehr Zeit Zuhause verbrachte, doch war sie auch, wie die anderen Frauen des Goldblatt-Haushalts erleichtert, wenn er sich für vier Stunden am Tag in die Bank zurückzog. Um dort nach dem Rechten schaute, wie er zu sagen pflegte.
„Wie wäre es, wir machen es so: Heute machen wie hier sauber und morgen rüste ich die Himbeere um, dann können wir am Montag den Tracker ausprobieren“, schlug Sophie vor und strahlte die Mädchenrunde an. Alle nickten, bis auf Suki. Zögerlich wandte sie ein: „Also am Montag kann ich leider nicht.“ „Wieso?“ schoss es aus Onta raus. Neugierig schauten die Mädchen ihre zierliche japanische Freundin an. „Am Montag kommt Masaru.“ „Was, dein knuffiger Bruder kommt hierher?“, hakte Onta nach und linste zu Sophie, die plötzlich