Gegen die Krise - Persönliche Krisen erfolgreich bekämpfen. Antonio Rudolphios
sich vor einen Zug werfen oder vom Hochhaus springen? Es gibt solche Situationen ständig. Sagen Sie sich deshalb zuerst immer wieder: Nichts ist endgültig, nur der Tod. Für alles andere gibt es immer Lösungen und Auswege.
Nun gut, haben Sie sich erfolgreich umgebracht, sind Sie Ihre Probleme und Sorgen los. Aber dann sind Sie auch weg vom Fenster, unwiederbringlich fort – Schluss, aus, Ende im Gelände.
Wollen Sie das wirklich? Dazwischen gibt es doch noch Mittelwege. Sie dürfen nicht immer nur in Schwarz-Weiß-Kategorien denken. Machen Sie sich das Leben doch nicht selbst noch schwerer als es ohnehin schon ist.
Ja, es gibt Tausende von Problemen, aber auch Tausende von guten Lösungen.
Was Sie jetzt dringend verhindern müssen: den Blackout. Denn er macht alles nur noch schlimmer. Werden Sie niemals kopflos in solchen Situationen. Ein guter Rat: Schlafen Sie eine Nacht darüber, entscheiden Sie niemals etwas spontan. Am nächsten Tag sehen Sie Ihre Notlage schon aus einem ganz anderen Blickwinkel und die Krise verflüchtigt sich womöglich, wird plötzlich lösbar oder zumindest nicht so dramatisch erscheinen.
Wir Menschen neigen dazu, in Panik zu geraten. Ein Problem blendet uns. Wir verlieren unsere analytischen Fähigkeiten – klar doch, wir sind aufgeregt. Stehen Sie mal einem Polizisten gegenüber, der Ihnen vorhält, bei Rot über die Ampel gefahren zu sein. Was passiert in Ihrem Kopf? Richtig: Bußgeld, Punkt in der Verkehrssünderkartei, befristetes Fahrverbot, Jobverlust und vieles mehr. Das ist der Hammer. In Ihrer Panik finden Sie nicht einmal mehr Ihren Führer- und Fahrzeugschein. Ihre Hände zittern. Warum eigentlich? Es ist doch alles unangebracht.
Dieser Ratgeber hilft Ihnen dabei, wieder auf den Boden der Realitäten zu kommen. Er gibt Ihnen einen anderen Blick auf Ihre Probleme und das Leben geht wieder locker weiter. Zählen Sie nicht die Jahre bis zu Ihrem möglichen Tod. Rechnen Sie sich nicht Ihre Rest-Lebenszeit aus und leben fortan in Panik vor dem Ende. Nun gut, man wird automatisch so denken, wenn um einen herum Freunde, Bekannte oder Familienangehörige tragisch sterben. „Mensch, der Harry war doch immer so fit und das blühende Leben.
Jetzt ist er plötzlich gestorben, und das mit gerade einmal 72 Jahren – oh mein Gott, dann habe ich selbst ja nur noch ein paar Jahre, wenn mir das auch passieren würde.“ Wer so denkt, lebt in Angst und beendet seine Lebensqualität und –Freude.
Das Wichtigste ist also, solche Gedanken zu unterdrücken und sich mental schöneren, angenehmeren Dingen zuzuwenden. Lenken Sie Ihre negativen Gedanken unbedingt schnell um in etwas wirklich Schönes, Angenehmes – etwa eine konkrete Urlaubsplanung oder ein neues spannendes Buch.
Und noch eins ist ganz wichtig zu wissen, bevor wir in die Tiefen der Abgründe von „verzockt“, „Game over“ oder „Brückensprung“ hinabsteigen: Seien Sie vergewissert: Menschen im Angesicht des Todes neigen zur Versöhnung – mit sich, ihrem Leben und auch mit Todfeinden. So habe ich es persönlich erlebt, dass ein sehr misstrauischer und von seiner Tochter ausgenutzter und erpresster Vater seinen wie er am Ende immer sagte „Aasgeier“ ans Sterbebett rufen ließ und sich kurz vor seinem Tode in Frieden doch noch von ihr verabschiedete.
Es bleibt dahin gestellt, was der Sterbende und unter Morphium stehende überhaupt noch verstand, mitbekam und wollte – allein der Wille zählt. Menschen räumen doch in der Regel noch auf, bevor es wirklich ans Ende geht, und das ist auch gut so.
Und doch auch nehmen viele noch Dinge mit ins Grab, die auf ewig ungeklärt bleiben. Diese Kehrseite der Medaille gibt es leider auch – so quasi aus Hass, da gibt´s nichts mehr zu sagen, das ist meine Art der letzten Rache, werde Du damit ein Leben lang fertig, auf dass es dich ewig belaste und dir Albträume beschere. Aber vielleicht ist das auch besser so.
Und es geht auch anders, der treu sorgende, wohl vorbereitete Familienvater, der verantwortungsbewusste vor allem, der einen total geordneten Abgang hinterlässt und den Nachfahren keinerlei Probleme macht – im Gegenteil einen Aktenordner in seinem Schreibtisch vorbereitet, der im Fall seines Todes nur noch Schritt für Schritt abgearbeitet werden muss.
Einerseits werden nirgends so verlogene Trauerreden an den Gräbern dieser Welt gehalten. Aber es wird auch das wirklich Gute endlich mal hervorgehoben – haben Sie es dem Toten jemals zu Lebzeiten ins Gesicht gesagt? Wohl kaum! Schade, jetzt ist es zu spät.
Wie aber kommt man mit einem Blackout im Leben klar, wie findet man wieder in die Spur und wie wird man glücklich? Darum geht es jetzt. Dieser Ratgeber hilft Ihnen dabei sich gegen Ihre Krise zu wehren und wieder glücklich zu werden.
Die psychosoziale Notsituation
Der klassische Fall einer psychosozialen Notsituation entwickelt sich folgendermaßen: Ein Mann verknallt sich in eine wunderhübsche junge Asiatin, sagen wir in eine Thailänderin. Die Frau erwidert seine Gefühle und sie verlieben sich am Ende innig, ehrlich und heftig. Man trifft gemeinsam zu schnelle weitreichende Entscheidungen. Er gibt alles in Deutschland auf, verkauft Hausrat und Auto, bereitet sich euphorisch auf ein neues Leben in einem ihm unbekannten Land vor.
Und nach ein paar Monaten gibt sie ihm dann den Laufpass – mit erheblichen Konsequenzen, denn in Thailand besitzt der einheimische Partner immer 51 Prozent. Wer dann aus dem Haus geschmissen wird, verliert eben mit einem Mal alles, seine komplette Existenz und steht vor dem Ruin.
Es muss nicht nur der verliebte Mann sein. Nehmen Sie auch das Paar in mittleren Jahren, das nach Südamerika auswandert, in der Heimat gut bezahlte Jobs aufgibt und den Container packt. Die Wunsch-Vorstellungen unter Sonne und Palmen zerplatzen schnell wie Seifenblasen. Der Notgroschen ist rapide aufgebraucht und die Rente der Oma reicht auch nicht für alle. Geld verdienen in der neuen Heimat klappt auch nicht so wie man sich das vorgestellt hatte. Oder die deutschen Brötchen, die man in der neuen Heimat backen wollte, schmecken nicht allen und die Investition ist schnell in den Sand gesetzt.
Oder nehmen Sie den sich einsam fühlenden europäischen Manager in China, der eine Frau an seiner Seite sucht und ausgerechnet auf jemanden trifft, der gleich drei Kinder mit in die Ehe bringt. Anfangs fühlt er sich noch richtig stolz mit drei netten kleinen Heranwachsenden und einer attraktiven Frau um ihn herum. Mit der Zeit fühlt er sich aber nur noch ausgenutzt und vermisst das Dankeschön. Es dauert nicht lange, bis die Bar sein zweites Zuhause wird und er seinen Frust ertränkt. Die Frau entwickelt sich zum Drachen und zerstört am Ende seine Fluchtburg Bar, indem er dort Hausverbot bekommt, weil die Alte in der Bar einen auf Terror macht und ihre privaten Konflikte dort austrägt. Schließlich will der unglückliche Mann nur noch sterben. Denn er findet nirgendwo mehr Zuflucht. Selbst in der alten Heimat will ihn keiner mehr aufnehmen. Was soll er auch machen? Er hat sich so richtig selbst ins Abseits manövriert. Auch und gerade für solche Fälle sollte man immer gute Freunde behalten, die einem dann in der Not beiseite stehen.
Für alle Fälle kehrt irgendwann der graue realistische Alltag ein. Dann wird einem bewusst, wo man gelandet ist und welche Fehlentscheidungen man getroffen hat. Die Fehler passieren ja schon am Anfang. Man selbst befindet sich in einer seelischen Not, in einem Gefühlschaos oder auf der Suche nach Abenteuer. Man schaut deshalb nicht mehr so genau hin und lässt sich vom wunderschönen Moment blenden.
Der Zauber von einem halben Jahr
Es gibt einen Erfahrungswert, der heißt „Halbes Jahr“. Damit sind zwei Dinge gemeint: Lebe mindestens ein halbes Jahr lang ohne Bindung und Verpflichtung mit einem Menschen zusammen, bevor du eine endgültige Entscheidung fürs Leben triffst. Denn erst nach einem halben Jahr kennst du ihn wirklich, auch mit allen seinen Macken, Ecken und Kanten.
Und der zweite Punkt ist: Länger als ein halbes Jahr kann sich ein noch so guter Schauspieler nicht verstellen. Dann erkennst du sein wahres Gesicht, seinen wirklichen Charakter und seine positiven oder negativen Eigenschaften. Meistens sieht man das schon viel früher, weil Menschen schon nach ein paar Wochen in ihren normalen eigenen Rhythmus wieder