Das Buch der Wikinger. Brain Fletcher

Das Buch der Wikinger - Brain Fletcher


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Kultur und ihrer Götterbilder und Mythen beschränkt sich dieses Buch aber vor allem auf die Schilderung des alltäglichen Lebens der Wikinger, um hier vor allem Anderen den Kampf der Wikinger und die dabei verwendeten Waffen eingehend zu beleuchten. Wer sich intensiver mit Details dieser Kultur befassen möchte, dem sei die Lektüre weiterführender Schwerpunktliteratur empfohlen, wenn dieses Buch das Interesse an einem besonderen Themenkomplex geweckt hat.

      Zu den geschilderten Waffen und Kampftechniken sei gesagt, dass der Umgang mit Waffen immer gefährlich ist und man diesen auf alle Fälle in einem entsprechenden Unterricht, der mittlerweile in Deutschland vielfach und mit unterschiedlichsten Ausprägungen angeboten wird, erlernen soll.

      

       Auch der Umgang mit einem Trainingsschwert kann bei unsachgemäßem Gebrauch zu Verletzungen führen und ist somit nicht ungefährlich.

      Scharfe Schwerter unterliegen den Bestimmungen des Waffengesetzes, aber auch stumpfe Übungsschwerter können schwere Verletzungen verursachen und so auch juristische Konsequenzen nach sich ziehen. Auch als Trainingsanweisung für den Kampf mit Wikingerwaffen kann und soll dieser Text ausdrücklich nicht verstanden sein. Dies würde ein eigenes Buch füllen, wovon mittlerweile aber einige empfehlenswerte, auch deutschsprachige, verfügbar sind.

      Geschichte und Kultur der Wikinger

      Die Betrachtung der Kultur und des Zeitalters der Wikinger bedarf vorab einer Begriffserklärung: Das Wort Wikinger leitet sich vermutlich von dem altnordischen „víkingr“ ab und bedeutet soviel wie „rauben“ oder „plündern“ und spiegelt somit das Image der Nordmänner in der europäischen Gesellschaft ihrer Zeit wieder. Andere glauben, der lateinische Begriff „vicus“ für Bucht hätte bei der Namensschöpfung für diese Seefahrer Pate gestanden. Richtig ist, dass der Begriff „Wikinger“ zuerst nur bei den Angelsachsen Verwendung fand. Die osteuropäischen Siedler kannte sie unter der Bezeichnung „Waräger“ oder „Rus“, die Franken sprachen anfangs von den Nordmännern.

      Von ihren Zeitgenossen wurden sie oft als brutal und blutrünstig beschrieben, doch bleibt nicht zu vergessen, dass die Wikinger auch hervorragende Händler und große Seefahrer waren. Die uns heute schriftlich überlieferten zeitgemäßen Schilderungen dieser Kultur sind ja in der Regel von schriftgelehrten Mönchen der überfallenen Regionen verfasst und wurden so wohl auch entsprechend politisch und emotional gefärbt.

      Ihre herausragenden Eigenschaften bestanden vor allem darin, neue Kolonien in entfernten Ländern zu gründen, Handel über sehr große Entfernungen zu treiben und sich in ihren Eroberungs- und Plünderungsschlachten tapfer zu schlagen. Ihre mittelalterlichen Nachfahren erzählten sich die Heldentaten der Wikinger in romantisierter Form, wodurch die nordischen Sagas entstanden. Berühmt gemacht haben die Wikinger auch ihre Schiffe, vielen geläufig unter dem Begriff Drachenschiffe. Mit diesen Schiffen segelten sie mit Mut und Geschick aus ihrer Heimat in alle Gegenden der nördlichen Halbkugel. So wurde die Wikingerzeit gleichwohl durch ihre Piratenzüge, Invasionen, Handelsreisen und Entdeckungsfahrten geprägt.

      Die politische Welt der Wikinger war ein loser Verbund des damaligen skandinavischen Kernlandes und der neu erschlossenen Siedlungsgebieten jenseits der Meere. Um diese Gebiete zu erreichen, nutzten die Wikinger Seewege in der Ostsee, Nordsee und sogar im Atlantik. Damit hatten sie die Möglichkeit, Gebiete von Neufundland bis in die Normandie zu besiedeln. Zudem reichten ihre Handelskontakte bis zu den Arabern.

      Ihr Seeräubertum fand seine Anfänge in den letzten Jahrzehnten des achten Jahrhunderts, als erstmals zahlreiche Klöster in Westeuropa überfallen wurden. Diese Angriffe fanden im zehnten Jahrhundert ihren Höhepunkt und verschwanden gegen Ende des elften Jahrhunderts endgültig. Zu diesem Zeitpunkt wurde der christliche Glaube von den einstigen Heiden in Skandinavien angenommen, außerdem wurden Norwegen, Dänemark und Schweden zu Nationalstaaten, wie es im restlichen Europa schon üblich war. In vielen Gegenden hatten sich die wikingischen Siedler mit der einheimischen Bevölkerung vermischt; nur in den eigenständigen Enklaven wie zum Beispiel in Island lebt ihr Wikinger-Erbe bis heute weiter.

      Während dieser drei Jahrhunderte gab es in der Gesellschaft der Wikingern die unterschiedlichste Aufgaben zu erfüllen. Sie waren nicht alle Krieger und Seefahrer sondern auch Jäger, Fischer, Bauern, Schmiede oder Bootsbauer und natürlich Händler. Die archäologischen Erkenntnisse vor allem aus der Ausgrabung prunkvoller Schiffsgräber belegt die Existenz einer sozialen Oberschicht; zahlreiche Gräber mit spärlicheren Beigaben deuten zudem aber auch auf sozial niedrigere Gesellschaftsschichten hin. Alle anderen Abstufungen dazwischen sind für uns nur aus schriftlichen Quellen abzuleiten. Auch die unterschiedlichen räumlichen Ausdehnungen von Siedlungsanlagen lassen differenzierte Gesellschaftsklassen als Grabungsergebnis zu. So liefert sich uns das Bild einer hierarchisch gegliederten Gesellschaft.

      Die Gesellschaftsstruktur der Wikinger war nach unseren Erkenntnissen also in verschiedene Klassen unterteilt. Mächtige Sippen hatten einen klaren Anführer, den „Jarl“. Die frühe Wikingerzeit kannte zwar keinen König, doch die mächtigsten und tapfersten Jarle wurden zu einer Art Häuptling gewählt. Jarl blieb aber nur derjenige, der sich politisch und wirtschaftlich unter den anderen behaupten konnte.

      An der Spitze jeder Gesellschaft standen Häuptlinge, deren Macht vor allem auf der Basis von Landbesitz und materiellem Reichtum fußte. Ihre Macht bedurfte aber auch der Zustimmung der breiten Mittelschicht, der freien Männer, der „Karle“. Hierzu zählten alle Männer, die Waffen tragen durften, egal, ob es sich um Bauern, Seeleute oder Kaufleute handelte. Diese Klasse dürfte die größten gesellschaftlichen Differenzierungen aufgewiesen haben. Sie machte den größten Teil der Gesellschaft aus, und ihren Mitgliedern gehörten oft eigene Ländereien und es stand ihnen zu, Handwerksarbeiten zu erledigen.

      Wurden diese Karle von ihren Fürsten eingeladen, mit auf Entdeckungs- oder Eroberungsreise zu gehen, übernahmen in ihrer Abwesenheit die Frauen die Geschäfte. Im Gegensatz zu anderen Gesellschaftsstrukturen der damaligen Zeit hatten die Frauen bei den Wikingern hier bereits einen hohen Stellenwert. Die skandinavische Gesellschaft wurde von den Männern dominiert, doch die freie Frau hatte durchaus ihren respektierten Raum.

      In der Frühphase der Wikingerzeit kannten die Bewohner des Nordens noch keine Staaten. Organisiert waren sie in Sippen und Familienverbänden. Die eigene Familie war heilig, sie stellte die entscheidende Schutzmacht für das Individuum dar. Ohne das Band der Sippe galt der Einzelne nichts. Bei den Wikingern gab es einen hohen Familienehrenkodex, die Ehre musste unter allen Umständen gewahrt und verteidigt werden. Auch die Rangordnung in den Sippen war bedeutend. Die Gemeinschaft der Familie und der Dorfbewohner war sehr wichtig, innerhalb einer Gruppe gab man sich gegenseitig Schutz vor Angreifern oder anderen Gefahren. Daher lebten die Wikinger in kleineren Dörfern zusammen, oft in Form einer Festung mit mehreren Häusern. Wer aus der Gesellschaft ausgestoßen wurde, war vogelfrei, geächtet und oft dem Untergang geweiht.

      Große Städte gab es zu dieser Zeit im Norden noch nicht. Die Häuser waren aus Holz und wurden von schweren Pfosten gehalten. Die bekannteste Form der Wikingerhäuser ist das so genannte Langhaus, das bis zu 30 Meter lang sein konnte und ein tief bis fast auf den Boden heruntergezogenes Dach hatte. Wie die Häuser der Wikinger aussahen, kann man heute ungefähr abschätzen, weil bei Ausgrabungen vielerorts Überreste der tragenden Holzpfosten gefunden worden sind. Diese klassische Form des Wikingerhauses war aus dem eisenzeitlichen Hallenhaus hervorgegangen. In einem lang gestreckten Zentralraum lebten Menschen und Tiere zusammen. Als das Vieh dann endlich in Ställen ausquartiert war, blieb es bei der Nutzung des einen Raumes für Schlaf-, Wohn- und Arbeitszwecke.

      Diese Häuser hatten keine Fenster, sondern nur einen Rauchabzug im Dach. Für die Beleuchtung sorgten Öllampen, für Kochzwecke und als Heizung diente ein Feuer, das in einem Graben im Boden längs der Hausmitte brannte. An den Seitenwänden waren über die gesamte Länge Holzbänke errichtet, auf denen man saß oder schlief. Die Hauskonstruktionen variierten je nach Region. Wo ausreichende Holzvorräte vorhanden waren, errichtete man die Häuser ganz aus Holz, in waldärmeren Gegenden ersetzte man


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