Der Sucher. Катя Брандис

Der Sucher - Катя Брандис


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ist wie ein Fisch ohne Flossen.«

      Ein Sucher? Mein Herz begann heftig zu pochen. Hatte ich doch noch eine Chance?

      Der Große Udiko schwieg lange. Seine eisblauen Augen ruhten auf mir. Schließlich sagte er: »Was war es, was du sagen wolltest – bei deinem ersten Besuch?«

      »Nichts Besonderes«, erwiderte ich, drehte die kleine silberne Statue des Echsenwesens in der Hand und betrachtete sie. Ich wollte nicht darüber sprechen. Vielleicht irgendwann mal. Aber nicht jetzt. Es roch zu sehr nach Selbstmitleid und Jammerei. »Nur, dass ich wirklich etwas verloren habe. Aber hat das nicht jeder?«

      »Jedenfalls muss man wissen, wie es ist, um ein guter Sucher werden zu können.« Einen Atemzug lang lag ein Schatten auf Udikos Gesicht, doch dann kehrte die Wärme in seine Augen zurück. »Hm. Du bist frech, du bist aufdringlich und du hast die dumme Angewohnheit, dich mit gefährlichen Tieren abzugeben. Aber ich glaube, ich werde dich trotzdem als Lehrling annehmen. Unter drei Bedingungen.«

      Ich konnte nicht anders, ich strahlte über das ganze Gesicht. »Die wären?«

      »Erstens – keine dummen Bemerkungen über meine Essgewohnheiten mehr.«

      »Geht klar. Und zweitens?«

      »Du musst in dieser Zeit alles tun, was ich sage. Wirklich alles. Auch wenn es dir verrückt erscheint oder du Angst davor hast.«

      Hm, das klang anstrengend. Aber die Herausforderung reizte mich. Schließlich war ich genau deswegen hier. »So soll es sein.«

      Der Große Udiko musterte mich von Kopf bis Fuß. »Und drittens: Ich will hier keinen Ärger mit Mädchen. Du bist ein Bursche, wie er den Frauen gefällt, aber solange du mein Lehrling bist, liebäugelst du nicht mit Frauen, die mit einem Anliegen zu mir kommen. Klar?«

      Das war schon schwieriger. Mädchen faszinierten mich. Sie waren so anders. So geheimnisvoll. Ich liebte ihre Bewegungen. Die Art, wie man mit ihnen reden konnte. Und natürlich die Art, wie sie sich anfühlten. Andererseits war diese Ecke von Daresh so abgelegen, dass ich in dieser Zeit sowieso nicht allzu viele von ihnen zu Gesicht bekommen würde – und ganz sicher keine, die es mit Lourenca aufnehmen könnte. Außerdem ging es ja nur um Frauen, die mit einem Anliegen zu Udiko kamen.

      »In Ordnung«, sagte ich.

      Am nächsten Tag, als sich das Gewitter verzogen hatte, holten wir gemeinsam eine handtellergroße Andreasmuschel aus dem See, aus der tiefsten Stelle. Udiko schickte einen Salamander in die nächste Siedlung und bat eine Frau, die er kannte, als Zeugin herzukommen. Schon einen halben Sonnenumlauf später war sie da, eine stille, bescheidene Meisterin in mittleren Jahren. Ich bemerkte ihre neugierigen Blicke. Wahrscheinlich fragte sie sich, wer dieser fremde Junge war, der den Großen Udiko dazu gebracht hatte, ihn als seinen letzten Lehrling anzunehmen. Die Neuigkeit würde sich schnell herumsprechen.

      Die Zeremonie war kurz. Mit meinem Messer schnitzte ich mein Namenszeichen in die flache schwarze Schale der Muschel. Der Große Udiko schnitt sein Zeichen daneben und verband die beiden Symbole mit den traditionellen Ornamenten für Meister/Lehrling. Wir sprachen beide den Eid und waren einander damit verbunden, bis ich nach drei Wintern ausgelernt hätte oder einer von uns sich entschiede, die Muschel zu zerbrechen.

      Am nächsten Morgen streichelte ich meinen zahmen Salamander zum vorerst letzten Mal und befestigte eine silberne Hülse mit einer Botschaft an seinem Hals. Es war Zeit, ihn auszuschicken.

      Und Tad ke Vanamee mitzuteilen, dass sein Sohn seinen Weg gefunden hatte.

      * * *

      Manche riefen sie einfach »He, du, Katze!«, andere nannten sie »Staubflocke«, weil ihr Fell hellgrau war wie die Stäubchen, die sich in ungeputzten Ecken sammeln. Nach ihrem wirklichen Namen hatte in den zwanzig Wintern, die sie mittlerweile in der Burg diente, noch kein einziger Mensch gefragt. Vielleicht wissen sie nicht, dass Halbmenschen überhaupt Namen haben, dachte Mi'raela.

      Sie hörte das Signal, das sie rief, und erhob sich lautlos. Mit ihren vierzig Wintern war sie für einen Katzenmenschen schon alt, und sie bewegte sich längst nicht mehr so geschmeidig wie in ihrer Jugend. Das unterirdische Leben ließ sie und ihre Brüder früh altern.

      »He, Katze, wo bleibst ...«

      Doch da stand Mi'raela schon in den Gemächern des Herrn, den sie Spinnenfinger getauft hatte, und wartete auf Anweisungen. Die schwarze Kutte, die er sonst immer trug und die seine Gestalt und sein Gesicht verdeckte, hing über der Rückenlehne seines Stuhls. Auch wenn er sie übergestreift hatte und mit seinen eigenartig gleitenden Schritten durch die Gänge eilte, hatte Mi'raela keine Probleme, ihn zu erkennen – er roch immer etwas schimmelig, wie Wäsche, die man zu lange nicht gelüftet hat, und nach den bitteren Kräutern, die er kaute, damit seine Zähne nicht ausfielen.

      »Bring Polliak für zwei!«, befahl der Mann kurz, ohne sie anzusehen.

      Mi'raela huschte davon. Sie sprach nicht viel, und es wurde nicht von ihr erwartet. Als sie in die Burg gekommen war, hatte sie kein Daresi beherrscht, und man hatte ihr nur die einfachsten Befehle beigebracht. Mehr brauchte sie in ihrer Stellung als Sklavin nicht zu wissen, und mehr konnten Halbmenschen nach Meinung vieler ohnehin nicht erlernen. Doch Mi'raela hörte gut zu, und schon nach wenigen Jahren in der Burg verstand sie die Sprache der Vollmenschen perfekt. Aber das brauchte niemand zu wissen.

      Mi'raela kannte alle Geheimgänge und Abkürzungen; sie brauchte nicht lange bis zu einer der Küchen. Weil sie als schnell, zuverlässig und ziemlich dumm galt – als jemand, der keine Geheimnisse weitertratschen konnte –, diente sie inzwischen weit oben in der Burg, dort, wo man wenigstens ab und zu den Himmel sah. Die Küchen dort, hohe, aus dem dunklen Fels gemeißelte Räume, in denen es immer brütend heiß war, bedienten die wichtigen Dörflinge und die Regentin – Großfrau – selbst. Es roch meistens gut nach Braten oder frischem Brot, und alles war blitzblank. Man kannte Mi'raela natürlich längst – sie brauchte nur »Polliak« zu sagen, dann drückte ihr irgendein Küchenjunge das Gewünschte in die Pfotenhände.

      Mi'raela huschte über Treppen und schräge Ebenen, bis sie wieder bei Spinnenfingers Gemächern eintraf. Spinnenfinger nahm ihr die Krüge ab und versuchte, ihr einen Fußtritt zu versetzen. Mi'raela wich geschickt aus. Liebend gerne hätte sie ihre spitzen Eckzähne in diesen knochigen Fuß gegraben, aber das ging nicht. Die gleiche Kraft, die sie dazu zwang, jeden Befehl zu befolgen, hinderte sie daran und ließ ihr nur hilflose Wut. Schon oft hatte Mi'raela daran gedacht, ihrem elenden Dasein ein Ende zu bereiten und sich aus Spinnenfingers Fenster zu stürzen, hinter dem es sieben Baumlängen in die Tiefe ging. Aber auch das ließ die unsichtbare Macht nicht zu.

      Inzwischen war ein weiterer Mann eingetroffen; für ihn war der zweite Krug bestimmt. Noch bevor er die Kapuze seines schwarzen Umhangs zurückwarf, hatte Mi'raela ihn an seinem Geruch nach Steinstaub und Haaröl erkannt. Er war einer der Berater von Großfrau; die Halbmenschen nannten ihn Steinherz.

      Heute wirkte er vielgroß wütend; wäre er ein Katzenmensch gewesen, hätte sich sein Fell gesträubt wie eine Bürste. »Ich war gerade bei ihr, Cyprio«, hörte Mi'raela ihn gerade noch sagen, bevor Spinnenfinger sie hinausscheuchte. Sie setzte sich in den Flur, obwohl sie die kalten Steine unter sich hasste, und spitzte aus reiner Gewohnheit die Ohren. Ihr Gehör war so scharf, dass sie das Gespräch mühelos durch die Tür hindurch verfolgen konnte – auch etwas, das Spinnenfinger nicht ahnte.

      »Ich habe ihr gesagt, dass es höchste Zeit ist, ihre Nachfolge zu regeln. Aber sie ist seit neustem stur wie ein Hirschmensch. Meint, sie sei noch jung und das alles habe noch Zeit.«

      »Jung! Das ist lächerlich, ihr Haar ist längst grauer als ein Herbstnebel. Wir müssen aufpassen, Nemur, dass sie uns nicht wegstirbt, bevor sie Hetta offiziell als Nachfolgerin bestätigt hat. Du hast es ihr doch vorgeschlagen?«

      »Früher hätte ich ihr einfach gesagt, dass sie es tun soll, und damit wäre die Sache erledigt gewesen. Aber in letzter Zeit bildet sie sich ein, dass sie alleine entscheiden kann. Also habe ich dafür gesorgt, dass Hetta oft in ihrer Nähe ist


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