Der Dämon der Zarin. Josef Hahn

Der Dämon der Zarin - Josef Hahn


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      Eine >Auszeichnung< die unserem Protagonisten bis dato erspart geblieben ist.

      Als Kind lebte Johannes in extremer materieller Not, lernte früh die Armut und das Leiden der einfachen Menschen kennen. Johannes war ein hervorragender Prediger. Er sprach einfach und meistens ohne besondere Vorbereitung. Seine Predigten zeichneten sich durch Kraft und Gedankentiefe sowie durch theologische Bildung aus, waren dabei aber auch für Laien leicht zu verstehen.

      Seit Anbeginn seines Dienstes widmete er sich vor allem der Wohlfahrt. Die Armut war überall. Die meisten Menschen hausten in Erdhütten und ähnlichen Behausungen, bettelten und tranken. Kriminelle wurden meist verbannt.

      Gerade diesen Menschen, widmete sich Johannes. Er besuchte täglich seine Pfarrkinder um sie zu trösten, sich um die Kranken zu kümmern und finanzielle Hilfe zu leisten, indem er alles verschenkte, was er hatte, so dass er häufig nackt nach Hause zurückkehrte.

      Ein wunderlicher Kauz!

      Bald war Johannes als Wundertäter bekannt und in ganz Russland und darüber hinaus berühmt. Die Rat- und Hilfesuchenden wurden immer mehr. Die Menschen pilgerten, in großer Zahl zu Pater Johannes, nachdem 1883 in einer St. Petersburger Zeitung eine >Danksagungs-Annonce< veröffentlicht worden war.

      Seine Heilungen geschahen angeblich sowohl bei privaten Besuchen als auch vor den Augen von Menschenmengen. Die Gebete von Pater Johannes bewirkten angeblich die Wunder nicht nur für die Orthodoxen, sondern auch für Moslems, Juden und für Nicht-Orthodoxe, die ihn sogar aus dem Ausland um Hilfe baten.

      Der fromme Mann ließ sich aber auch immer wieder zu Polemiken gegen andere Religionen und Reformatoren hinreißen und kritisierte etwa immer schärfer den Schriftsteller Lew Tolstoi für seine Bemühungen, die Orthodoxie zu reformieren. Er betete aber offiziell trotzdem für alle weiter.

      Allerdings war und ist die Wirksamkeit von Gebeten erwiesenermaßen gleich Null.

      Eine der bisher größten Studien zur Religiosität und bestätigt das: Beten hat keinen Nutzen und auch die Frage, ob Gebete Kranken unter Umständen helfen können, bleibt offen. Die bisher größte wissenschaftliche Untersuchung zum Zusammenhang von Religiosität und Gesundheit zeigt, dass Gebete nicht zur Genesung von Patienten beitragen. Im Gegenteil: wissen Patienten, dass für sie gebetet wird, kam es der Studie zufolge sogar vermehrt zu Komplikationen. So nach dem Motto: Ich bin so krank, dass sie schon für mich beten müssen …

      Während andere Forscher das Resultat auffallend zurückhaltend kommentierten, bereitete die Studie dem Philosophieprofessor Paul Kurtz, dem Vorsitzenden des Komitees zur wissenschaftlichen Untersuchung von Behauptungen zum Paranormalen, wenig Kopfzerbrechen. Auf die Frage, warum die Studie nicht auf eine Wirkung von Gebeten hindeute, antwortet er unverblümt: "Weil es keine gibt."

      Das möge sie aber keinesfalls davon abhalten – wenn sie es tun – weiter zu beten.

      Die Aufzeichnungen und Überlieferungen von Rasputins Wirken legen den Schluss nahe, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit zu den Schamanen gehörte, die in Sibirien eine bis in die Gegenwart ungebrochene Tradition haben. Schamanismus ist der Naturglaube der Urbevölkerung Sibiriens.

      Noch heute glaubt man in Sibirien, dass ein Schamane Kranke heilt, indem er seine eigene Seele auf die so genannte Jenseitsreise schickt - um die Seele des Erkrankten zu finden und zur Rückkehr in die Welt der Menschen zu bewegen. Diese Astralreisen sind für den Schamanen geistig und körperlich äußerst anstrengend. Während der Heilungsreisen ins Jenseits kann es bei dem Schamanen zu Halluzinationen und ebenfalls zu Ohnmachtsanfällen kommen.

      Rasputin beherrschte darüber hinaus wohl auch die Kunst der Hypnose und benutzte seine hypnotischen Fähigkeiten, um die eigentlichen Ursachen einer Krankheit oder bestimmte Verhaltensmuster für ihn wichtiger Personen herauszufinden.

      Immer wieder gelang es ihm, seine hypnotischen Fähigkeiten zur Heilung von Krankheiten und Verletzungen einsetzen. Der Humbug rund um die Beterei wäre dann nur dazu da gewesen, um die einfachen Gläubigen noch mehr zu beeindrucken. Der Schamane tut in anderer Form ähnliches. Christen beten halt.

      Durch diese Dinge festigte er seinen Ruf und auch seine spätere Stellung am Zarenhof. In seiner späteren Wohnung, die der Zar bezahlte, betrieb Rasputin eine Art Privatpraxis für jeden der seiner Kräfte bedurfte und zahlungsfähig war. Die hellseherischen Fähigkeiten Rasputins sind aber recht umstritten. Obwohl er einige Male mit nahezu unglaublicher Treffsicherheit Ereignisse voraussagte, ist es doch merkwürdig, dass er sein eigenes Schicksal nicht vorhersah.

      Im Gegensatz zur öffentlichen Meinung waren die Juden für ihn keine Unpersonen. Diese Haltung passte exakt nicht in diese Zeit und bot später auch den Anlass für viele Anfeindungen.

      Die judenfeindliche Politik wurde auch unter Zar Nikolaus II. strikt fortgeführt. Allerdings nicht aus religiösen Gründen, sondern aus politischen. In den anwachsenden revolutionären Bewegungen, spielten jüdische Jugendliche eine zunehmende Rolle.

      Die Russische Revolution von 1905 ist eine der wichtigsten Revolutionen in der russischen Geschichte und wurde später als der >Petersburger Blutsonntag< bezeichnet. Er forderte ungefähr 400 Tote.

      Wegen der gewaltsamen Niederschlagung dieser friedlichen Demonstration - ein panischer Offizier gab Schießbefehl - kam es zu einer Solidarisierung vieler Arbeiter und zu einer Radikalisierung und Mobilisierung der Bevölkerung, welche gerade in den letzten Jahrzehnten immer unzufriedener mit der Herrschaft des Zaren geworden war.

      Im weiteren Verlauf kam es zudem zu Arbeiterstreiks, Meutereien und Eisenbahnerstreiks. Erst Anfangs 1907 endeten die Proteste der Arbeiter und Bürger, als der Zar in die Forderungen seiner Untertanen nach Menschenrechten, Wahlrecht und einem Parlament durch das Oktobermanifest, welches die Errichtung einer gesetzgebenden Versammlung, der Duma, zur Folge hatte, einwilligte.

      Allerdings war die Revolution im Endergebnis erfolglos, da Nikolaus II. im Juni 1907, kurz nach der Einwilligung in die Forderungen der Arbeiter und Bürger, die Duma wieder auflöste und auch die Reformen größtenteils rückgängig machte.

      Er suchte zur Ablenkung, ein neues Feindbild und fand es im jüdischen Teil seiner Bevölkerung. In der streng zensurierten Presse wurde hemmungslos Propaganda gegen die Juden verbreitet. Zahlreiche Pogrome waren die Folge.

      Ja, man forderte sogar öffentlich die Eliminierung des russischen Judentums. Diese Kreise produzierten und veröffentlichten auch die Hetzschrift >Protokolle der Weisen von Zion<, durch welche bis heute antisemitisches Gedankengut weltweit verbreitet wird und auf das sich auch die Nationalsozialisten in ihrer Propaganda beriefen.

      Die Pogrome und restriktiven Erlasse sowie der administrative Druck führten zu einer Massenauswanderung russischer Juden. Zwischen 1881 und 1914 verließen etwa 2 Millionen Juden Russland, viele unter ihnen emigrierten in die USA. Infolge der hohen Geburtenrate bei der jüdischen Bevölkerung Russlands nahm ihre Anzahl aber nicht ab. Auch in den letzten Jahren wandern noch zahlreiche Juden aus Russland nach Israel aus.

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