Vicious. Melody Adams
war.
Gott! Ich hasste dieses Gefühl. Wieso ausgerechnet jetzt, wo ich hier so glücklich war? Es war lange her, dass ich einen Anfall von Selbstzweifel gehabt hatte. Doch nach dem Essen mit meinen Freundinnen kamen plötzlich so viele Erinnerungen wieder hoch. Seufzend starrte ich zum Himmel hinauf. Es war ein wunderbares Wetter. Der Himmel war blau und es war warm ohne dass es zu heiß war. Eine leichte Brise wehte und die Luft war angefüllt mit dem süßen Duft der Likkos, einer orchideenähnlichen Blume, die hier überall wuchs. Vielleicht sollte ich einen kleinen Spaziergang machen um meinen Kopf zu klären, anstatt mich zurück zu meinem kleinen Zimmer zu begeben wo mir wahrscheinlich die Decke auf den Kopf fallen würde.
Ja, das ist eine gute Idee.
Entschlossen änderte ich meine Richtung und schlenderte in Richtung des Flusses, der unserer Siedlung seinen Namen gegeben hatte.
Vicious
Seit ich endlich das Camp allein verlassen durfte, nutzte ich meine neue Freiheit oft, um in der Wildnis herum zu streifen. Manchmal nur für ein paar Stunden. Andere Male für mehrere Tage. Ich mochte die Einsamkeit. Nicht nur um meine Gedanken zu klären, sondern auch weil es schwerer war, meine Aggressionen unter Kontrolle zu halten, wenn ich so viele Leute um mich herum hatte. Auch wenn ich meine sadistische und aggressive Natur dank Holly unter Kontrolle hatte, so hatte ich noch immer eine ziemlich kurze Zündschnur.
Ich ließ die trockene Steppe hinter mir und vereinzelte Baumgruppen wurden langsam zu einer mehr bewaldeten Fläche. Es gab zwar nicht so viele größere Bäume, doch der Unterbusch wuchs stellenweise bis zu drei Meter hoch, was einem das Gefühl vermittelte, sich im Wald zu befinden.
Das Erste was ich bemerkte war der unwiderstehliche Geruch. Ein Weibchen. Der Geruch eines Weibchens war stets anregend für einen Alien Breed, solange er nicht bereits an eine Gefährtin gebunden war. Doch nur eine Frau konnte uns durch ihren Duft allein hart machen. Mein inneres Biest regte sich zur selben Zeit als mein Schwanz in meiner Hose hart wurde wie Stahl. MEIN. Ich hatte sie noch nicht einmal zu Gesicht bekommen, doch die Reaktion meines Biests, die Tatsache dass alle meine Instinkte schrieen zu jagen, überwältigen und besitzen machte es eindeutig. Da war kein Missverständnis. Kein Zweifel. Nur absolute Gewissheit. Ein leises Knurren vibrierte in meiner Brust, als ich meiner Nase folgte. Adrenalin schoss durch meine Venen und in jede Zelle meines Seins. Sie war nah. Ich wusste, dass die neue Siedlung der Alien Breeds, wo sie zusammen mit Menschen und Jinggs lebten, nicht weit von hier war, doch meine Gefährtin war näher. Sie befand sich allein außerhalb der Sicherheit ihres Dorfes. Ärger ließ mein Blut kochen, dass meine Brüder ein hilfloses Weibchen allein so weit entfernt von Schutz und Sicherheit herum laufen ließen. So vieles konnte ihr hier geschehen. Ja, die Jinggs waren keine Gefahr mehr seit auch der letzte Stamm von Feind zu Verbündete gewechselt hatte, doch es gab eine Menge tödlicher Gefahren in der Wildnis. Und mein Weibchen war allein. Da war kein anderer Geruch als der Ihre. Ich lief schneller. Der Drang, sicher zu stellen dass meine Gefährtin beschützt war, überwältigte sogar den gewaltigen Drang sie mein zu machen. Eines nach dem anderen. Erst musste ich sie einfangen. Dann würde ich sie an einen sicheren Ort bringen. Zum Glück hatte ich genau solch einen Platz. Meine zahlreichen Streifzüge würden sich jetzt auszahlen, denn ich hatte einen Ort wo ich sie verstecken konnte, bis sie bereit war, sich mir zu ergeben. Ich machte mir keine Illusionen, dass dies automatisch geschehen würde, wenn wir uns begegneten. Die Instinkte der Menschen waren geradezu lächerlich im Vergleich mit unseren. Sie würde länger brauchen um zu erkennen, dass sie mein war. Und bis wir das erreicht hatten, konnte ich nicht riskieren, dass meine Brüder sich einmischten oder dass sie mir davon lief.
Ich war jetzt ganz nah. Ich verlangsamte mein Tempo und hielt mich im Schutze der Böschung. Ein paar weitere Schritte, dann sah ich sie durch das Dickicht, welches mich vor ihr verborgen hielt. Für einen Moment konnte ich nicht atmen. Sie war alles was ich mir von meiner Gefährtin erhofft haben könnte und mehr. Sie war klein und zierlich, doch mit sanften, weichen Rundungen. Ihre blonden Locken umrahmten ein herzförmiges Gesicht und fielen ihr bis zu ihrer schmalen Taille. Ihre Lippen waren voll und rosig und eine heiße Welle des Verlangens schoss durch meinen Leib direkt in meinen Schwanz als Bilder vor meinem inneren Auge auftauchten. Bilder von ihr, wie sie vor mir kniete und diese weichen Lippen sich um meinen Schaft schlossen, während sie zu mir aufblickte. Welche Farbe würden ihre Augen haben? Ich konnte es von hier nicht sehen. Ich unterdrückte ein Knurren, welches meine Anwesenheit verraten könnte. Ich verharrte, wartend, dass sie näher kam. Es war besser sie hier zu überwältigen, wo die Sicht nicht so offen war, auch wenn ich im Moment niemanden in der Nähe riechen könnte der uns beobachten könnte. Und selbst wenn. Ich würde für sie kämpfen. Sie war mein, und nichts und niemand würde mich davon abhalten sie zu schnappen.
Mit wild klopfendem Herzen wartete ich. Sie war jetzt nah, doch sie lief parallel zu dem Gestrüpp in dem ich mich verbarg. Ich schlich auf derselben Höhe neben ihr her. Sie konnte mich weder sehen, hören noch riechen. Ihre menschlichen Sinne so verdammt nutzlos, dass sie die Gefahr in unmittelbarer Nähe gar nicht bemerkte. Das ließ meinen Ärger darüber dass sie allein im Busch herum stolzierte wieder aufkeimen. Plötzlich blieb sie stehen. Hatte sie meine Anwesenheit gespürt? Sie wandte sich um. Schaute in alle Richtungen und runzelte die Stirn. Dann blickte sie genau in meine Richtung, doch sie sah mich nicht. Ich war zu gut versteckt. Doch sie spürte mich. Ich konnte es an ihrem Gesicht ablesen, welches plötzlich Furcht zeigte. Gut! Sie sollte sich fürchten, dass sie solch ein Risiko einging. Sie konnte nicht wissen dass das Biest welches sie spürte, ihr niemals ein Leid antun würde. Unsicherheit zeigte sich in ihren Augen, die, wie ich jetzt sah, blau wie der Himmel über uns waren. Dann wandte sie sich um und begann zu rennen. Ich brach durch das Gestrüpp und verfolgte sie. Sie kam nicht weit. Meine Arme schlossen sich um ihren Oberkörper. Meine Hand erstickte den Schrei, den sie viel zu spät ausstieß.
„Still, Little Bird, ich werde dir nicht wehtun“, raunte ich in ihr Ohr.
Meine Worte hatten keine Wirkung auf sie. Sie wandte sich in meinem Griff und schrie gegen meine Hand. Sie versuchte sogar, mich zu beißen, wenn auch erfolglos. Ohne sie aus meinem Griff zu lassen, bewegte ich meine andere Hand zu ihrer Kehle und drückte zu. Ich konnte ihr panisches Herz hören, als sie versuchte, meinen Griff von ihrer Kehle zu lösen.
„Bekämpfe es nicht, Little Bird“, sagte ich eindringlich. „Alles wird gut.“
Ihre Gegenwehr wurde kraftlos. Ihr Herzschlag langsamer als der Sauerstoff knapp wurde. Mein Griff um ihre Kehle war kontrolliert. In derselben Sekunde in der ihr Leib in meinen Armen erschlaffte, ließ ich von ihrer Kehle ab und fing sie auf. Wärme füllte meine Brust als ich mein Weibchen fest an mich drückte und auf ihre stille Form hinab sah. Eine Locke klebte an ihrer Schläfe und ich strich sie beiseite, ehe ich ihr einen sanften Kuss auf ihre süße kleine Nase gab.
„Hab dich, Little Bird.“
Ellie
Ich fühlte mich seltsam als ich erwachte. Etwas stimmte nicht, doch ich konnte nicht sagen, was das war. Es war dunkel, doch da war eine Lichtquelle zu meiner Linken. Je länger ich wach war, desto mehr gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich erkannte, dass die flackernde Lichtquelle von Flammen her rührte.
Oh mein Gott! Brennt es in der Siedlung?
Ich setzte mich abrupt auf und mein Gehirn versuchte verzweifelt zu begreifen was geschehen war und wo ich mich befand. Dies war nicht mein Zimmer. Es sah mehr aus wie...
Oh mein Gott! Dies ist eine Höhle!
Ein geschockter Schrei kam über meine Lippen. Etwas regte sich neben mir. Ich war nicht allein!
Oh mein Gott! Oh mein Gott!
„Hey. Little Bird. Beruhige dich. Alles ist okay. Du bist sicher“, erklang eine Stimme neben mir.
Mit einem Schrei wandte ich mich um, und ich starrte in das Gesicht eines fremden Alien Breeds. Erinnerungen kamen zurück. Schnell und mit brutaler Deutlichkeit. Ich war Spazieren gegangen. Ich hatte eine Gefahr gespürt. Die Anwesenheit eines Rauntieres. Zumindest