Als wäre es gestern gewesen. Alex C. Morrison

Als wäre es gestern gewesen - Alex C. Morrison


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und gerade frisch verheiratet und unendlich glücklich. Ich hatte die schönste und liebevollste Frau die man sich vorstellen konnte. Sie war zu dem Zeitpunkt gerade in Erwartung unseres ersten Kindes. In wenigen Wochen wäre unser Glück perfekt gewesen. Ich male es mir heute immer noch aus, wie es gewesen wäre, wenn DAS alles nicht passiert wäre.

      Es war ein sonniger Freitagmorgen als ich mich mit meinem Pferd Melody früh auf den Weg zur Plantage meiner Eltern machte. Meine Mutter war immer froh mich zu sehen. Ich wollte etwas aushelfen, dass sie sich vor kurzem den Arm gebrochen hatte und unter der Woche fehlte ihr eine starke Männerhand. Wir verbrachten Stunden auf den Feldern und sie kochte uns Stew. Es war ein gewöhnlicher Tag und alles lief reibungslos. Alana ruhte sich nach der Ernte wie immer im Blumengarten auf der Schaukel aus und flirtete nebenbei mit dem Nachbarsjungen Cellan. Doch an dem Tag schien er mir doch etwas blas um die Nase zu sein, als hätte er einen Geist gesehen. Ich verabschiedete mich denn es war schon kurz vor Sonnenuntergang und ich hatte noch einen langen Weg nach Hause, wo meine geliebte Frau Samantha auf mich wartete. Meine Mutter ließ sich nicht davon abhalten mir einen Sack Kartoffeln mitzugeben und so machte ich mich mit Melody auf den Weg. Pfeiffend galoppierten wir in den Wald. Nach einigen Metern beschlich mich jedoch ein flaues Gefühl im Magen. Doch ich dachte nicht länger darüber nach und ritt weiter. Der Sack Kartoffeln den ich Schulterte wurde immer schwerer und schwerer als er mir plötzlich aus meinen Hände glitt. Einsame Eulen riefen durch den Wald. Waren sie mir morgens nicht auch schon begegnet?

      >>Mist! <<, fluchte ich.

      Ich riss heftig an den Zügeln und Melody kam zum stehen. Dann schaute ich zu dem am Boden liegenden Sack Kartoffeln der mittlerweile schon angerissen war. Ich stieg von meinem Pferd und als ich mich gerade zu den Kartoffeln bücken wollte, riss mich irgendwas zu Boden. Melody wieherte und scharrte mit den Hufen.

      >>Ruhig, mein Mädchen! <<, versuchte ich sie vom Boden aus zu beruhigen.

      Als ich mich aufzurichten versuchte merkte ich ein stechen an meinem Hals. Und plötzlich geschah es schon wieder. Ich wurde von irgendetwas oder irgendwem umgestoßen und lag nun neben dem Sack voller Kartoffeln. Ich fasste mir an den Hals. Blut! Es war überall! Es lief mir den Hals runter bis zur Schulter und plötzlich vernahm ich ein brennendes Gefühl am ganzen Körper.

      >>Lauf, Melody! Lauf weg! <<, schrie ich so laut ich konnte.

      Melody galoppierte davon.

      Ein schallendes Lachen hallte durch den Wald und darauf folgte eine männliche Stimme.

      >>Ich werde sie später holen! <<

      Ich lag nun mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem feuchten Boden und keuchte.

      Der Schmerz war nun stechend und breitete sich im ganzen Körper aus. Als ich aufstehen wollte, stach es in der linken Seite und ich stöhnte leise auf vor Schmerz.

      Vor meinen Augen drehte sich alles. Auf einmal spürte ich eine eiskalte Hand die mich an meiner rechten Schulter packte. Ich erschrak und wurde steif vor Angst.

      >>Hallo, Alex! <<, sagte die Stimme.

      Ich drehte mich um. Doch da war niemand. Halluzinierte ich?

      Ich hustete. Blut!

      >>Woher kennen Sie meinen Namen? <<, rief ich in den Wald.

      Stille.

      >>Sind wir uns schon mal begegnet? <<

      >>Ich habe dich lange beobachtet um zu erfahren, wer du bist und wo du wohnst. Man könnte sagen, ja. Ja, wir kennen uns. <<, sagte die Stimme.

      Es raschelte in den Bäumen. Es war eine Eule die es sich nun auf dem Kartoffelsack bequem machte. Sie war braun und ihre gelben Augen schienen durch mich hindurch zu starren.

      Urplötzlich packte mich jemand an meinen Armen. Ich konnte nichts sehen, denn ich wurde hinten fest gehalten. Das Gesicht konnte ich nicht sehen. Seine Fingernägel fühlten sich an wie Krallen und durchstachen fast mein weißes Baumwollhemd. Ich erschrak erneut und traute kaum mich zu rühren.

      >>Was wollen Sie von mir? <<

      Er antwortete nicht sofort. Er war sehr stark denn ich hatte das Gefühl das jeden Moment einer meiner Arme brechen würde und jede Ader in meinem Körper platzen. Es waren höllische Schmerzen.

      Ich musste urplötzlich an Sam denken. An unser ungeborenes Kind und an meine Mutter.

      >>Vielleicht besuche ich ja deine Familie wenn ich mit dir fertig bin. <<, sagte er.

      >>Wer seid Ihr? <<, fragte ich und meine Kräfte schwanden. Seine Arme schnitten die Blutversorgung ab und mir wurde schwindelig.

      Doch er ließ mich los und ich fiel mit dem Gesicht auf den weichen leuchtendgrünen Moosumwuchernden Waldboden.

      Als ich wieder zu mir kam war es finstere Nacht. Der Vollmond schien in seiner ganzen Pracht. Kaum bei Sinnen bemerkte ich schnell das brennen an meinem Hals. Das Gefühl kam auf als müsste ich jeden Moment von innen verbrennen. Der Schmerz schien endlos. Ich lag immer noch am Boden und wälzte mich von links nach rechts.

      Dann vernahm ich ein schallendes Lachen und die Rufe einer Eule. Doch es hörte sich alles so an als wäre ich in Watte gehüllt. Mein Zustand war Tranceähnlich. Ich hörte seine Stimme. Er war wieder da. Wie lange lag ich wohl schon hier? Suchte mich Sam vielleicht schon? Ich konnte nicht sprechen obwohl ich es versuchte. Es war wie verhext. Nach einer gefühlten Ewigkeit schien ich langsam aus diesem schrecklichen Zustand zu erwachen. Ich blickte den Mond an und nur ein paar kleine Wolken und ein paar Baumwipfel trübten die wunderschöne Sicht.

      Was für eine Ironie, am Tag meiner Geburt und am Tag meines menschlichen Todes, stand der Mond in all seinem Glanz am Sternenhimmel.

      Mir wurde auf einmal schwindelig als ich erkannte wie gut ich plötzlich sehen konnte.

      Meine Sinne waren plötzlich so scharf.

      Was ich nicht alles hörte und sah und von meiner Nase ganz abzusehen. Die Nase eines Hundes nur noch tausend Mal besser.

      Mir schien es als würde ich mein Pferd zehn Kilometer gegen den Wind riechen. Ich hörte den Regen der vor kurzem eingesetzt hatte. Als die Tropfen auf dem Moosbedeckten Erdboden aufprallten, hörte es sich an als würde es hageln. Ich hörte jedes kleinste Geräusch und mein Pferd, wie es galoppierte. Wie es atmete und ihren Herzschlag. Sogar den hörte ich leise. Ein leises Trommeln. Meine Kehle war trocken wie noch nie zuvor in meinem Leben. Als ich mich dann wieder aufrichten wollte, raschelte es in den Baumkronen. Eine Eule flog quer durch den Wald. Ich blickte ihr eine Weile nach.

      Ich setzte zum gehen an als ich wieder die Stimme hörte. Und schon wieder hielt er mich an den Armen fest, so dass ich sein Gesicht nicht sah. Er drückte mich mit dem Gesicht gegen einen großen Baum. Doch dieses Mal spürte ich keinen Schmerz. Jedenfalls nicht solchen wie vorhin. Ich rang nach Luft denn ich war plötzlich außer Atem. Ein Brennen setzte in meiner Kehle und meinen Augenhöhlen ein. Und Durst verspürte ich. Großen Durst!

      >>Du bist jetzt ein Vampir, Alex. <<, sagte er.

      Ich dachte ich hörte nicht recht.

      >>Bitte? <<

      >>Du wirst deine Familie nicht mehr wieder

      sehen. <<

      >>WAS? <<

      Ein Knurren entkam aus meiner Kehle.

      Er lachte laut auf >>Siehst du, das ist das erste Anzeichen von Wut und Durst. Keine gute

      Kombination. <<

      Ich knurrte erneut.

      Er kam mit seinem Gesicht ganz nah an meines. Doch ich konnte ihn trotzdem nicht sehen.

      >>Färben sich deine wunderschönen Smaragdgrünen Augen etwa Schwarz? Nun, das geschieht nun mal bei Wut. << sagte er und lachte erneut.

      Ich versuchte mich aus seinem


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