Mannesstolz. Georg von Rotthausen

Mannesstolz - Georg von Rotthausen


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      Imprint

      Mannesstolz

      Georg von Rotthausen

      published by epubli GmbH, Berlin

      Copyright: © by Georg von Rotthausen

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      Inhaltsverzeichnis:

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      Inhaltsverzeichnis

      Prolog

      Zwei Jahre später

      Etwa vier Monate später

      Knapp sechsdreiviertel Jahre später, zwei Wochen vor dem Morgen, an dem das Unheil verstummt sein wird, nur um damit weiteres heraufzubeschwören

      Einen Tag später

      13 Tage später

      1. Tag

      2. Tag

      3. Tag

      4. Tag

      5. Tag

      Am Tag zuvor

      6. Tag

      7. Tag

      8. Tag

      Am Tag nach der Aufklärung

      Epilog

      Danksagung

      Schlußerklärung

      Kontakt zum Autor

      Georg von Rotthausen

      Mannesstolz

      “Die Liebe ist ein Wunder, das immer wieder möglich ist. Das Böse eine Tatsache, die immer vorhanden ist.”

      Friedrich Dürrenmatt

      Prolog

      In einer schmalen Einbahnstraße kommt es zum Gegenverkehr. Ein Verkehrsteilnehmer hatte nicht damit gerechnet und erlebt eine böse Überraschung, als drei Verkehrsteilnehmer den Verkehr in die verkehrte Richtung lenken und es so zu einem verkehrten Verkehr kommt, der ihm auf fatale Weise verkehrt vorkommt. Das verkehrte Verhalten der drei Verkehrsteilnehmer hatte ihn derart gefesselt, daß er nicht mehr ausweichen konnte und nun inmitten des verkehrten Verkehrs nicht umhin kann, zu denken, daß sei alles reichlich verkehrt und er selbst sei auch verkehrt − irgendwie, denn so hat er noch keinen Verkehr erlebt und so verkehrt verkehrt. Gemessen an seinem Alter ist er schon recht lang Verkehrsteilnehmer, aber dieser Verkehr an diesem schönen 11. September neben einem sonst eher verkehrsberuhigten, ja idyllischen kleinen bayerischen See ist ein gefährlich verkehrter Verkehr, der mit einem harten Schlag endet und sein bisheriges Verkehrsverhalten ins Gegenteil verkehrt. Dies wird sich alsbald gegenüber den drei Verkehrsteilnehmern zeigen, nachdem sie Verkehrsflucht begangen haben. Er bleibt nach dem Verkehrszusammenstoß liegen. Am Ende der Einbahnstraße lassen sie Blut zurück. Es rinnt in das klare Wasser des idyllischen bayerischen Sees, wo es glücklicherweise keine Rauschwirkung auf Haie hat, denn die haben sich zurückgezogen, nachdem unbändige Naturgewalten ihren Lebensraum trockenfallen und zum Aufmarschgebiet des gefährlichsten Lebewesens unter der Sonne werden ließen. Aber eine Wirkung hat es, das vergossene Blut des verkehrten Verkehrs: Es verkehrt eine Seele und vermählt einen schlafenden Hai mit der gefährlichsten Gefahr. Unter der besten Tarnung, der Schönheit, erwacht das Böse.

       *

      Zwei Jahre später.

      Ein junger blonder, blauäugiger Bursche schlingt sich ein großes Badetuch um die Hüften, betätigt die Spülung und verläßt den Raum. Sein Gesichtsausdruck läßt erkennen, daß er gerade an etwas sehr lustiges denkt. Es ist ein fröhlicher, unbekümmerter Junge, ein hübscher Kerl gar, den sich jede Mutter als Freund für ihre Tochter und für sich selbst als Schwiegersohn wünscht, wenn sie ihn schon nicht als eigenen Sohn hat − oder als Geliebten genießen kann.

      In der Dusche trifft er auf ein bekanntes Gesicht. Sonst ist niemand da. Er nimmt sein Tuch ab, legt es auf einen Schemel und dreht die Brause an. Während er sich unter dem langsam heißer werdenden Wasserstrahl hin und her dreht, wird er genau beobachtet, was er zunächst nicht bemerkt. Ohne zu seinem Nachbarn zu sehen fragt er ihn:

      „Auch nicht nach Hause gefahren? −−− Ich muß noch auf die nächste Prüfung lernen, zu Hause habe ich keine Ruhe, die Mädels eben”, und er lacht. Es kommt keine Antwort, was ihn nicht weiter stört. „Kannst Du mich mal hinten einseifen?” Er dreht sich um. „Denkst wohl auch gerade an scharfe Dinger, wie? Geile Pracht, Mann!” Sein ebenmäßiges Gesicht ist ein einziges breites Lächeln, seine eigene Männlichkeit schickt sich an, zu erblühen.

      Sein Nachbar sagt noch immer nichts, nimmt aber sein Duschgel und seift ihn ein − erst wohltuend, dann fest und gründlich.

      „Du, da mach’ ich’s selber, danke.”

      Er wird unvermittelt gegen die Kachelwand gestoßen …

      „He, was soll das?”

      Da wird er hart im Genick gepackt, mit dem Gesicht gegen die Wand gedrückt und sieht nur den erhobenen rechten Zeigefinger, der ihm wortloses Stillhalten befiehlt, während es ihn im selben Augenblick heiß durchfährt, und seine linke Wange reibt an den kühlen Kacheln … und reibt … und reibt ... und reibt … und eine Seele wird verwundet, während ein schönes Lächeln stirbt.

       *

      Etwa vier Monate später.

      In einer Hamburger Villa, in Eppendorf, um genau zu sein, nicht wirklich groß, aber groß genug, um noch als Villa zu gelten, nicht an der Pfeffersackmeile, aber doch vornehm genug, um die Bewohner für wohlhabend zu halten, läßt ein schönes Mädchen sich zwei Tage vor Heiligabend ein heißes Bad ein. Es ist fast ein wenig zu heiß, aber es soll seine Wirkung nicht verfehlen, und ein langes Badeerlebnis hat sie ohnehin nicht vor, die junge Schöne. Sie hat etwas ganz bestimmtes im Sinn: sie will baden wie eine römische Adlige. Das Haus ist ruhig, außer ihr ist niemand da. Sie hat ihr hübsches Zimmer aufgeräumt und ihre Kleidung sorgfältig aufs Bett gelegt. Sie wendet sich vor dem Betreten des Bades, das sich gleich an ihr Zimmer anschließt, um, läßt ihren Blick schweifen, als wolle sie sich vergewissern, daß alles in Ordnung ist und ihr niemand folgt, dann geht sie ins Bad, wo sich die hellblaue Wanne mit dem dampfenden Wasser füllt. Sie hat keinen Blick für den schönen Raum, bleibt vor dem hellblauen Waschbecken stehen, betrachtet sich im Spiegel, löst ihre Haare, schüttelt sie aus und nimmt etwas aus dem Toilettschrank.

      An der Wanne stellt sie das Wasser ab, verzieht etwas das Gesicht, als sie ihren rechten Fuß kurz eintaucht, aber dann mit heftig eingesogener Atemluft in die Wanne steigt, kurz innehält und sich dann langsam setzt. Die eingetauchte Haut rötet sich augenblicklich. Sie legt den kleinen Gegenstand in die Seifenschale an der Wandseite, lehnt sich mit dem Kopf zurück und schließt die Augen. Sie schwimmt in ihren Gedanken. Sie weiß genau was sie will, ist völlig mit sich einig und absolut ruhig.

      „Jetzt werde ich zu meinem Kind schwimmen, so wie es davongeschwommen ist − in meinem Blut. Ich habe es nicht halten können, so wie ich mich nicht mehr halten kann. Niemand kann mich halten, niemand. Mein Blut wird mich zu meinem Kind bringen und dann trennt uns niemand mehr. − Es muß gelingen, da kein Freund mir hilft, ganz alleine muß ich auf die Reise gehen. − Lebt alle wohl, ich muß zu einem Wiedersehen, muß sehen, ob mein Kind doch lächelt.”

      Sie greift zur Seifenschale. Ganz in Gedanken tritt die Schöne ihre Reise an. Kurz zucken ihre Mundwinkel, begleitet von einem kurzen Zusammenkneifen ihrer Augen. Und wie so manches Mal bei einer Überlandtour sie ihren linken Arm im Übermut in den Fahrtwind hielt, so hält sie ihn nun hinaus aus der Wanne als wolle sie zum letzten Mal im Diesseits fröhlich winken. Mit Blut kam sie ins Leben, mit Blut geht sie auf die Reise, einem Leben nach, das nicht bei ihr bleiben konnte − und langsam schwinden ihr die Sinne. Zuletzt hört sie ein Kinderlachen. Es verschönt ihr sterbendes Gesicht mit einem letzten Lächeln.

       *

      Knapp sechsdreiviertel Jahre später, zwei Wochen vor dem Morgen, an dem das Unheil verstummt sein wird, nur um damit weiteres heraufzubeschwören.

      Ein


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