Der Sonnengeist. Liesbeth Listig
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Liesbeth Listig
Der Sonnengeist
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Inhaltsverzeichnis
Urlaubsreif
Seine Freunde und auch Manfred hatten die Schnauze voll. Unablässig waren sie dabei, die Welt zu retten und die Menschheit vor dem Aussterben zu bewahren. Allerdings war es für Manfred nichtganz einfach, die „Schnauze voll“ zu haben er hatte keine, Manfred war ein Seelenspiegler. Er wirkte wie ein einige Meter langes Oval, welches sich in eine graue Haifischhaut gekleidet hatte. Die Seelenspiegler waren eine Art, die peinlicherweise auch vom Menschen abstammte. Aber das ist eine andere Geschichte.
Der Seelenspiegler Manfred, hatte natürlich bei seinesgleichen eine andere Kennung, welche jedoch für Menschen nicht auszusprechen war. Deshalb hatte er vorgeschlagen, dass seine Freunde und andere Zweibeiner ihn doch Manfred nennen sollten. Außer, dass er Energie aufnehmen und abgeben konnte, hatte er keine Stoffwechseltätigkeit. Wenn notwendig gab er durch einen versteckten Legeschlauch, der dem einer Schildkröte ähnelte, einen Kommunikationsring ab, um lebenden Freunden zu ermöglichen, ihn überall zu erreichen. Die engsten seiner Freunde hatten jedoch so ein Verständigungsgerät nicht mehr nötig, da sie innerhalb von Manfred ihren Platz gefunden hatten.
Ein riesiges neuronales Netz füllte die „Haihaut“ des Spieglers aus. Tausende menschlicher Hirnkapazitäten hätten darin verschwinden können. Außerdem war Manfred ein starker Telepath, der seine Hauptaufgabe darin sah, in den Gehirnen der verschiedensten Arten nach dem Sinn des Lebens und dessen Anfängen zu forschen. Diese Gehirne stellten für ihn riesige Bibliotheken dar, deren Inhalte er seinem Wissensschatz hinzufügte.
Mit seinen internen Freunden verhielt es sich jedoch anders. Der Spiegler hatte die drei während ihres irdischen Lebens kennengelernt und ihnen, als sie starben, ein Angebot gemacht. Er war bereit ihre Seelen komplett in sich aufzunehmen und weiter existieren zu lassen, bis sie degenerieren und sich auflösen würden. Dieses würde jedoch erfahrungsgemäß erst in einigen tausend Erdenjahren geschehen. Eine Freiwilligkeit, die bei den drei Freunden bestand, war die moralische Voraussetzung für einen solchen Schritt. Zwar durfte Manfred das Wissen fremder Wesen anzapfen, aber niemals ihre Seelen stehlen.
Der Seelenspiegler war außerdem in der Lage, den jeweiligen Individuen, in denen er sich telepathisch aufhielt, ihre Emotionen der verschiedensten Art widerzuspiegeln, zu verstärken, abzuschwächen oder auf andere zu übertragen. Und auch weitere seiner Fähigkeiten hatten seine Mitreisenden bereits häufig erleben dürfen.
Die Personen, welche Manfred sich für die nächsten paar Jahrhunderte als Mitreisende gewählt hatte, waren Rigo, Bernhard und Agnes. Agnes, eine ehemalige Stewardess, war ein schriller Vogel, der nie abgeneigt war körperliche Kontakte zu pflegen. Auch Rigo und Bernhard hatten in ihrem Leben reichlich diesen Kontakt genossen. Der Weltkriegsveteran Rigo und der Professor Bernhard waren zu Lebzeiten zwei von Agnes beliebtesten Zielobjekten gewesen. Auch deshalb konnte sie ihre „Jungs“ doch nicht allein mit Manfred gehen lassen.
Außer dieser auserwählten Gruppe war da noch Johannes Rigo, auch J.R. genannt, ein Spross von Agnes und Rigo, der im Outback Australiens seine Heimat gefunden hatte und George und seine Frau Maria, zwei Aborigine mit traumhaften Fähigkeiten. Sowie zwei Daseinsverwalter, die für die Entstehung des gesamten Kontinuums und der Menschheit verantwortlich waren, und sich ebenfalls seit geraumer Zeit mit der Rettung der Welt vergnügten.
Nachdem wieder einmal ein erfolgreiches Attentat,mit hunderten, unschuldigen, sterbenden Menschen verübt worden war, ohne, dass Manfreds Truppe es verhindern konnte, meinte dieser frustriert: Ich habe die Schnauze voll. Ich, aber auch die zum Zuschauen verdammten Mitreisenden brauchen einen Urlaub. Es ist auf Dauer nicht auszuhalten, mit welcher Effizienz die Menschheit bemüht ist, sich auszurotten.
Die Daseinsverwalter Norbert und sein Sohn Thore horchten auf. Ein Seelenspiegler mit Urlaubsreife, fragte Norbert, und das sollen wir dir glauben? Du bist doch nur auf neues Wissen aus. Dir ist wohl langweilig. Ja, das auch, antwortete Manfred ehrlich. Ich muss einfach mal was anderes sehen. Meint ihr, dass ihr die Sache eine Zeitlang allein bewältigen könnt? Na klar, entgegnete Norbert. Mit der Hilfe der Krystalle und ein wenig Traummaterie bekommen wir das schon hin. Wenn du so viel Vertrauen zu uns hast?
Die Krystalle im heiligen Berg der Aborigines spielten seit geraumer Zeit eine Hauptrolle bei dem