DNA. K. Krista

DNA - K. Krista


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ich mich mit tonloser Stimme an den Professor.

      Diesmal ist es mein „Onkel“, der zusammenbricht, weinend lässt er sich auf einem der bereitgestellten Stühle nieder und verbirgt das Gesicht in seinen Händen. >>Ich bin schuld, sie waren hinter mir her<<, höre ich ihn leise schluchzen.

      Es schmerzt mich sehr, den zwar von Statur schmächtigen Asiaten, aber mental sehr starken Mann zusammenbrechen zu sehen. Ich sehe seine Schultern erzittern, sein langer schwarzer Zopf fällt nach vorne über die Schulter und ich höre ihn vor Schmerz wimmern. Tränen laufen unaufhaltsam über sein schönes, weich gezeichnetes Gesicht. Seine schmalen, etwas schräg stehenden Augen röten sich und zeigen einen kaum zu ertragenden Kummer.

      >>Nein das glaube ich nicht „Onkel“ Juan<<, ich lege den Arm um ihn und spreche leise auf ihn ein. >>Für mich stellt sich das eher so dar, als ob diese Leute hinter mir her gewesen wären. Damit hat mein Vater bestimmt recht, warum ist mir auch nicht klar, aber das werde ich noch heraus bekommen. Dich trifft keine Schuld „Onkel“, bitte denke nicht an so etwas, du hast mir mein Leben wieder geschenkt, ohne dich würde ich nicht hier stehen. Auch mein Vater hat das immer so gesehen, meine Familie ist dir zu großem Dank verpflichtet. Lass uns nachsehen, was wir im Schließfach finden<<, ermutige ich den Professor, der sich langsam vom Stuhl erhebt und mit mir zusammen den Inhalt des Faches begutachtet.

      Es kommen zwei dicke Ordner zum Vorschein, ich schlage sie kurz auf, reiche sie dann jedoch an Onkel Juan weiter, nachdem ein kurzer Blick gezeigt hat, dass es darin nur um Gentechnik, Forschung und die Manipulation von DNA geht. Des Weiteren befinden sich drei Ausweise, jeweils mit aktuellen Fotos von mir, meiner Mutter und von meinem Vater darin, ausgestellt auf die Namen Natascha, Olga und Nicolai Petrow, wollte mein Vater in Russland untertauchen?

      Eigentlich hatte ich Antworten erwartet, aber es ergeben sich immer nur neue Fragen. Der Pass mit dem Namen Natascha trägt mein Bild.

      Im Schließfach befinden sich des Weiteren, eine Menge Bargeld und ein Umschlag mit den Adressen und Telefonnummern der Verbindungsleute, die mein Vater bereits im Brief erwähnt hatte. Resigniert stecke ich alles in meine Tasche, nehme mir allerdings fest vor, mich schnellstmöglich mit MAD Major Michael Berger in Verbindung zu setzen, vielleicht kann er mir einige Fragen beantworten.

      Wieder in der Wohnung meines „Onkels“ angekommen, mache ich mich daran, eine Kleinigkeit zum Essen zu zubereiten, während der Professor mit den beiden Ordnern aus dem Schließfach ins Wohnzimmer verschwindet.

      Die einfache Tätigkeit der Essenszubereitung tut mir gut, sie lenkt mich von meinem Schmerz ab. In den letzten paar Stunden ist meine Welt völlig aus den Fugen geraten, gerade noch war ich das wohlbehütet, aufwachsende Mädchen, der die ganze Welt offen steht. Ich musste mich nicht mit finanziellen oder familiären Problemen herumschlagen, im Gegenteil, mein Leben war ein einziger Spielplatz. Mir ist immer alles zugeflogen. Abgesehen von meinem schweren Unfall, hätte ich geschworen, neben dem Wort Glückspilz im Duden befindet sich mein Bild und nun, von einem Tag auf den anderen ist alles vorbei.

      Ich bin völlig allein, werde wahrscheinlich von skrupellosen, zu allem bereiten Männern gesucht, habe mein Heim, meine Familie, einfach alles, was mir bis dahin lieb und wichtig war, verloren. Während mir diese Gedanken kommen, fühle ich mich, als würde ich neben mir stehen, mich das alles gar nicht betreffen. Wie schön wäre das, wenn alles nur ein böser Traum wäre, ich plötzlich aufwache und meine Mutter steht an meinem Bett und ruft mir lächelnd zu.

      Alles liebe zum Geburtstag!

      In diesem Moment wird mir sehr deutlich klar, dass ich die Stimme meiner Mutter nie wieder hören werde, nie mehr in ihre wunderschönen grünen Augen sehen darf und diese Erkenntnis lässt mich weinend zusammen brechen.

      So findet mich der Professor wenig später immer noch schluchzend auf dem Küchen-boden, als er wieder in den Raum tritt. Behutsam hilft er mir auf und reicht mir ein Glas Wasser, während er mir zärtlich durchs Haar streicht. Dankbar lächle ich ihn an, für einen kurzen Moment hatte ich vergessen, dass ich in meinem Leid nicht alleine bin.

      Nachdem wir eine Kleinigkeit gesessen haben, frage ich nach, was die Durchsicht der Ordner ergeben hat und mein „Onkel“ nimmt mich ernst mit ins Wohnzimmer, wo wir uns Beide aufs Sofa setzen.

      >>Wir müssen dringend hier weg, dein Vater hatte recht,<< beginnt er ernst. >>Er hat herausgefunden, dass die Russen meine Forschungen weiter betrieben haben. Aller-dings spezialisierten sie sich zuerst auf die Verabreichung von tierischer DNA, die lei-der, nach den vorliegenden Unterlagen nicht so klappte, wie sie sich das wünschen und so weiteten, oder änderten, sie die Genmanipulation auf Menschen ab, die latente Anlagen zu parapsychologischen Fähigkeiten aufwiesen.<<

      Er muss wohl meinen verständnislosen Blick bemerkt haben und beginnt damit, mir die Genforschung in allen Einzelheiten zu erklären. Nach einigen Minuten kann ich nicht mehr folgen und bitte ihn, nicht so sehr ins Detail zu gehen, dazu hätten wir später noch genügend Zeit, jetzt interessieren mich, in leicht verständlichen Worten, nur die Forschungen, der Russen und warum mein Vater sich da einmischte.

      >>Gut, ich versuche dir die Angelegenheit in einfachen Worten zu erklären. Die Kreuzung von tierischer mit menschlicher DNA ist, nach den Unterlagen deines Vaters, nach mir, keinem Wissenschaftler mehr gelungen. Ich bin mir jetzt auch fast sicher warum, aber das würde jetzt zu weit führen. Die Russen verlagerten ihre Forschungen deshalb auf die Verstärkung bestimmter Anlagen, die bei einigen Menschen vorhanden sind. Sagen dir die Begriffe Telepathie oder Empathie etwas, auch Telekinese fällt in diesen Bereich?<<

      Als ich nicke, fährt er fort.

      >>Die Russen haben nun Personen ausfindig gemacht, die über eine der eben genannten Fähigkeiten verfügen und durch Manipulation der DNA versucht, diese Fähigkeiten zu steigern. Für den Geheimdienst oder das Militär wären Personen mit solchen Fähigkeiten von unschätzbarem Wert. Diese Forschungen sind jedoch illegal und die Personen, stellen sich nicht freiwillig für die Versuche zur Verfügung, wie du dir sicher denken kannst. Nach den Unterlagen deines Vaters hat er mit Hilfe des Majors beim Militärischen Abschirmdienst (MAD) in Deutschland, Michael Berger, zwei Institute in Deutschland und drei in Russland, ausfindig machen können, die sich mit derart illegalen Versuchen beschäftigen. In Russland konnte er es mit Hilfe des Journalisten Dimitri Godunow, zweimal verhindern, dass Personen, es handelt sich dabei meist um sehr junge Menschen, in die Hände dieser Verbrecher gelangten.

      Dein Vater beschäftigte, hier in Deutschland, sowie in Russland, mehrere private Er-mittler damit, die Institute und Kliniken, in denen er illegale Versuche vermutete, zu beschatten. Vor einigen Wochen wurde ein Ermittler in Russland geschnappt und irgendwie haben diese Leute herausbekommen, mit wem sie es zu tun haben und bezahlte Killer auf deinen Vater angesetzt. Diese hatten jedoch zunächst nur den Auftrag, deinen Vater und sein Umfeld zu beschatten, denn irgendwie sind sie dahinter gekommen, wer du bist.

      Nach den Unterlagen deines Vaters zu urteilen, sind diese Leute wirklich hinter dir her. Du bist der einzige Mensch, der eine Kreuzung von tierischer mit menschlicher DNA überlebt hat. Deinem Vater war allerdings nicht bekannt, ob die Russen von deinen Fähigkeiten wissen, da außer deinen Eltern und mir niemand über deine Fähigkeiten Bescheid weiß, ist dies eher unwahrscheinlich. Buddha sei Dank möchte ich dazu nur sagen, denn wenn sie wüssten, wie die Katzen - DNA bei dir mutiert ist, würden sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen um dich in ihre Finger zu bekommen.<<

      >>Wieso greift die Polizei hier in Deutschland nicht ein?

      Wenn ein Major des MAD über diese Machenschaften Bescheid weiß und wie aus den Unterlagen hervorgeht auch in Deutschland solche Institute existieren, wieso wird dann nichts dagegen getan<<, frage ich empört nach.

      >>Ich weiß es nicht Nicole, darüber habe ich in den Akten nichts


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