DNA. K. Krista
eine Selbstsicherheit aus, die nicht von jedem Menschen als angenehm empfunden wird. Dieser Eindruck wird noch durch seine stattliche Größe und sein markantes aber nicht unattraktives Gesicht unterstützt. Er hat sehr volles dunkelbraunes Haar, natürlich militärisch kurz geschnitten, einen sportlichen, durchtrainierten Körper und einen sehr vollen, sinnlichen Mund, der seine Gesichtszüge etwas weicher erscheinen lässt.
Die Unterhaltung gestaltet sich zu Beginn sehr schwierig, da Major Berger nicht davon zu überzeugen ist, dass ich die Arbeit meines Vaters weiterführen möchte. Immer wieder führt er die Gefährlichkeit dieses Unternehmens an, vor allem im Hinblick darauf, dass ich eine Frau bin. Hätte nur noch gefehlt und bei ihm hörte es sich tatsächlich so an, als hätte er n u r eine Frau, gesagt.
Nachdem ich mich durch Blickkontakt, mit meinem „Onkel“, seines Einverständnisses versichert habe, kläre ich Major Berger auf. Ich erzähle ihm von meiner Mutation und nachdem Meister Li ihm noch bestätigt, dass ich in der Kampftechnik der Shaolin ausgebildet bin, knickt Major Berger endlich ein.
>>Stellen sie sich das nicht so einfach vor, beginnt er immer noch skeptisch. Die illegalen Labore hier in Deutschland sind meist an russische Konsulate angeschlossen, so dass wir keinen Zugriff auf sie haben, oder sie sind so gut getarnt, dass ihnen bis heute nichts nachgewiesen werden konnte. Wir wissen, dass diese Institute mit den Russischen in enger Verbindung stehen, jedoch sind uns die Hände gebunden. Die russische Regierung will in dieser Angelegenheit nicht mit uns zusammenarbeiten, was auch verständlich ist, wenn man davon ausgeht, dass mit diesen „modifizierten“ Leuten, wie man diese Personen inzwischen nennt, der Geheimdienst und das Militär bereichert werden soll und an die, so genannten „Sanatorien“ in Deutschland, kommen wir nicht heran. Nicht ohne Beweise und diese konnten bis heute nicht beschafft werden<<, fügt er resigniert hinzu.
>>Ihr Vater hat sehr viel Geld und Zeit in die Beschaffung von Informationen über die illegalen Labore investiert, aber selbst ihm ist es nicht gelungen, Beweise zu beschaffen.<<
>>Mir wird des gelingen<<, erwidere ich selbstbewusst.
>>Ich bin fest entschlossen, diesen Leuten das Handwerk zu legen und ich habe ganz andere Möglichkeiten als mein Vater. Wenn sie möchten, können sie sich gerne selbst davon überzeugen<<, ich lächle Meister Li herausfordernd an. >>Wollen wir ihm zeigen, was ich kann?<<
Leider lässt Major Berger sich auf keine Demonstration ein.
>>Ich möchte ihre Fähigkeiten nicht schmälern Frau Arnold<<, wendet er sich direkt an mich, >>es ist nur so, ich habe bereits einen guten Freund, ihren Vater, im Kampf gegen diese Verbrecher verloren, ich könnte mir nie verzeihen, wenn auch ihnen etwas geschehen würde. Ihr Vater würde mir dies nie verzeihen, auch wenn er nicht mehr lebt, möchte ich eine solche Schuld nicht auf mich laden.<<
>>Herr Major, ob mit ihnen, oder ohne sie, ich werde den Kampf gegen diese Leute aufnehmen, sie entscheiden, ob sie mir dabei behilflich sind oder nicht<<, widerspreche ich ihm entschieden.
Er sieht mich lange nachdenklich an, bevor er antwortet.
>>Stur wie der Vater. In Ordnung Frau Arnold, wenn sie nach Deutschland kommen, werden ihnen alle Informationen, die mir vorliegen, zur Verfügung stehen. Informieren sie mich einen Tag vor ihrer Ankunft und wir verabreden einen Treffpunkt, an dem ich ihnen die Adressen der Institute übergeben kann.<<
VIERZEHN
Für die Abreise ist alles bereit, mein Koffer ist gepackt, das Zimmer in einem Hotel in München reserviert und ein Motorrad steht zur Nutzung, für mich bereit. Um zügig durch den Münchner Straßenverkehr zu kommen, ist es wesentlich sinnvoller, sich auf zwei, als auf vier Rädern zu bewegen.
Als ich im Alter von 18 Jahren begann, meinen PKW Führerschein zu machen, über-redete mein Vater mich, gleich den Motorradschein anzuschließen. Er war ein begeisterter Motorradfahrer und steckte mich mit seiner Leidenschaft, nach anfänglichem Zögern, an. Ich liebte die Wochenenden, wenn wir uns auf die Maschinen schwangen und kleine Touren unternahmen, die wir vorher bis ins kleinste Detail durchorganisierten. Mein Vater liebte keine Überraschungen, ohne vorherige Planung unternahm er kaum etwas, ein Grund mehr, dass mich seine Bemühungen, um die Vereitelung der illegalen Genforschung, so sehr überraschten. Dies passte nicht in das Bild, welches ich von ihm bis dahin hatte. Kannte ich meinen Vater und meine Mutter denn wirklich? Eine Frage, die ich auch meinem „Onkel“ stelle.
>>Dein Vater hat sich nach bekannt werden deiner Mutation und den Informationen, die er später über die illegalen Versuche an Menschen erhielt, verändert, das ist richtig. Er hat sein Leben verändert, jedoch nicht sein Wesen<<, erklärt der Professor. >>Dein Vater hat mich nicht in alle seine Aktivitäten eingeweiht, wie direkt er sich mit der Suche nach Instituten und Sanatorien beschäftigt hat, habe auch ich erst aus seinem Brief erfahren, doch trotz dem Schrecklichen, das er erfahren hat und der Erkenntnis, wie wenig er dagegen tun kann, ist er der Selbe liebenswürdige, verlässliche und aufrichtige Mensch, Vater und Freund geblieben, der er vorher war. Er war nie verbittert, wenn er wieder einmal einen Rückschlag in seinen Bemühungen erleiden musste, hat die Schuld immer bei sich selbst gesucht, oder die Verantwortung dafür übernommen, so war dein Vater Nicole, darin bist du ihm übrigens sehr ähnlich.<<
Plötzlich erinnere ich mich daran, dass wir noch nicht darüber gesprochen haben, wie es mit meinem „Onkel“ und Meister Li weitergeht, wenn ich Österreich verlasse. Obwohl uns allen dreien seit Tagen klar ist, dass ich nach Deutschland zurückkehre, haben wir das Gespräch immer wieder aufgeschoben. Jetzt lässt es sich nicht mehr vermeiden, ich möchte morgen sehr früh abreisen und mache mich deshalb auf den Weg in den Garten, in der Hoffnung, dort auf Meister Li zu treffen.
Bereits seit dem ersten Tag, als Li Song hier angekommen ist, meditiert er jeden Abend, kurz vor Sonnenuntergang, bei Wind und Wetter, unter der alten Linde, dieses Bild hat sich seit zwei Jahren in meinen Kopf eingeprägt und ich fühle bereits jetzt, wie sehr ich es vermissen werde. Dieses Bild der Ruhe im Einklang mit der Natur. Der buddhistische Mönch, in tiefer Meditation versunken, den Rücken an die Linde gelehnt und zu seinen Füßen die beiden Hunde. Selbst mir sehen die zwei misstrauisch entgegen, wenn ich in die Nähe dieses Ortes komme, als wüssten sie genau, dass Meister Li im Moment angreifbar ist und sie ihn beschützen müssen. Ich habe es nie herausgefordert, zu testen, wem die Loyalität meiner Hunde wirklich gehört, aus Respekt vor dem Meister und um die Beiden nicht in Gewissenskonflikte zu bringen, wenn man bei Hunden überhaupt von Gewissen reden kann, habe ich darauf verzichtet, mich zu dieser Zeit dem Meister zu nähern.
In den vergangen zwei Jahren habe ich Meister Li sehr ins Herz geschlossen. Nicht nur, dass er mich für meine Mission perfekt ausgebildet hat, er hat mir auch sehr in meinem Schmerz über den Tod meiner Eltern hinweg geholfen. Ich erinnere mich noch, wie er, ich war wie anfangs so oft, tieftraurig in Gedanken versunken allein auf unserem Grundstück unterwegs, als er plötzlich, wie aus dem Nichts neben mir steht und mir das Prinzip des „Loslassen“, im Buddhismus erklärt.
Diese Erinnerung zaubert ein leichtes Lächeln auf mein Gesicht. Ich war anfangs richtig sauer, hörte ihm nicht zu, alles was ich damals verstand war – lass den Schmerz an deine Eltern los, vergiss sie. So hatte ich seine Worte verstanden und konnte damit nicht falscher liegen.
„Loslassen ist der Schlüssel zum Glück“.
Dies ist ein Leitsatz von Buddha dem alle Buddhisten versuchen zu folgen. Sehr einfach und doch unsagbar schwer, es geht im Grunde um die Vermeidung von „Leid“. Wir Menschen schütten uns zu mit Konsumgütern, hängen uns an Menschen die manchmal gar nicht gut für uns sind, vielleicht nur, um nicht allein zu sein. Wir streben nach Macht, Erfolg