Die Anmut der Einsamkeit. Markus Szaszka
n>
Inhalt
Vorrede
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebtes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Nachrede
Impressum
Buchreihe: Großstadtballaden
Titel: Die Anmut der Einsamkeit
Untertitel: Gedanken eines Liebeskranken
© 2021 Markus Szaszka
Autor: Markus Szaszka
Herausgeber: Gefahrgut Edition
Lektorat: Selfpublishingo
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Großstadtballaden
Seit ein paar Jahren schon reise ich von Stadt zu Stadt, wo ich jeweils ein paar Monate, manchmal auch ein Jahr bleibe.
In dieser Zeit schreibe ich einen Roman, eine Geschichte, die an dem Ort spielt, an dem ich gerade eben bin.
In meinen Büchern beschäftige ich mich am liebsten mit gesellschaftlich relevanten Themen, aber auch die Liebe und das Alltägliche kommen nicht zu kurz.
Und wenn ich mit einem Manuskript fertig bin, dann ziehe ich weiter und das Abenteuer beginnt von vorne, in einer neuen Großstadt.
Wenn du mehr über mich und mein Schreibkonzept erfahren möchtest, dann schau doch gerne auf grossstadtballaden.com vorbei.
Dort gibt es alle Informationen zu meinen bisherigen Bänden und du kannst dich für einen Newsletter anmelden, in dem ich exklusive Kurzgeschichten, Essays uvm. teile.
Folge mir gerne auch auf Instagram. Ich bemühe mich, regelmäßig Lebenszeichen von mir zu geben, und ich freue mich über deine Nachrichten, Feedback, Rezensionen.
Lieben Gruß, dein Markus „Nirgendsmann“ Szaszka
Ein junger Mann kommt in eine gut gefüllte Berliner Kiezkneipe, bestellt eine Karaffe Wein bei der Bar, setzt sich an einen kleinen Tisch in der hintersten Ecke des Raumes und beginnt in sein Büchlein zu schreiben.
Vorrede
Mit meinem Daumen taste ich nach einem Ring, wo keiner mehr ist. Auch nach fünf Monaten ist es noch ungewohnt, keinen mehr zu tragen. Nicht mehr nervös mit ihm spielen zu können, wenn ich sonst nichts mit mir anzufangen weiß.
Ich mochte diesen Ring. Ich mochte, was er symbolisierte.
Verheiratet zu sein, damit fühlte ich mich sehr wohl.
Meine Frau ist also weg, die Gewohnheit, an sie zu denken, aber nicht.
Es ist der achtzehnte Februar, einundzwanzig Uhr – welches Jahr, das spielt keine große Rolle.
Morgen früh werde ich nach Wien fliegen und der Gedanke daran schmerzt. Mein Brustraum wabert, als ob ein schwarzes Loch darin rotieren würde.
Daran zu denken, meine Noch-Ehefrau zum ersten Mal seit unserer Trennung wiederzusehen, macht mich nervös.
Ich wünschte, ich würde sie nicht mehr lieben. Das würde alles einfacher machen, denn dann könnten wir uns auf Augenhöhe begegnen, aber das habe ich trotz aller Bemühungen nicht fertiggebracht.
Weil ich die Ruhe in meiner Wohnung nicht mehr ausgehalten habe, bin ich in meiner Stammkneipe auf der gegenüberliegenden Straßenseite eingekehrt, wo abends immer was los ist.
Mir ist nicht nach Gesellschaft zumute, aber zu Hause zu bleiben, das fällt mir heute schwerer als sonst.
Und hier im Artliners auf der Gärtnerstraße ist es gut möglich, nicht allein zu sein und gleichzeitig in Ruhe gelassen zu werden – wenn man das denn möchte.
Für einsame Trottel wie mich, die versuchen ihr Leben auf die Reihe zu bekommen und immer wieder aufs Neue daran scheitern, scheint Berlin wie gemacht zu sein.
Nur wenn meine Ritterrüstung ab und zu scheppert oder wenn mein Federbusch ulkig in meine Weißweinkaraffe kippt, dann sieht der ein oder andere Abendmensch zu mir, aber ansonsten kümmern sich die meisten um ihren eigenen Dreck.
*
So ist der Mensch des 21sten Jahrhunderts; hemmungslos mit sich selbst beschäftigt.
Ich bemühe mich stets, an das Gute im Menschen zu glauben, und deshalb möchte ich meine Generation nicht als stumpf oder dumm bezeichnen, wie es unzählige Schriftsteller vor mir getan haben, obwohl es so einfach wäre.
Verwirrt, unbeholfen, ulkig. Das sind passendere Wörter, die mir für die Menschen dieser Zeit einfallen. Für all die überforderten Einkäufer inmitten hochgeschwindiger Veränderungen.
So rasant, wie sich unsere Gesellschaft wandelt, und so viel, wie wir von diesem Wandel informationstechnisch mitbekommen, ist es wenig verwunderlich, dass viele von uns nicht mehr wissen, wo oben und wo unten ist.
Selbstverständlich ist Veränderung etwas Gutes, besser gesagt etwas Undiskutables, aber ob wir wirklich von jeder Veränderung dieses Erdballs mitbekommen müssen, das ist eine Frage, die wir uns ruhig und in aller Deutlichkeit stellen dürfen.
Hinzu kommen die vielen wirren Überzeugungen, die in unserer neuen Wahlheimat, dem Netz, auf uns einprasseln. Und mir scheint, dass es im einundzwanzigsten Jahrhundert zunehmend wenig Platz für die aufgeräumten Gelehrten der Prä-Internet-Epochen gibt.
Zu wenig optimiert sind die alten Wälzer, zu wenig orientieren sie sich an der optimalen Videoclip-Dauer, zu schlecht haben Diogenes, Petrarca und Sartre ihre Keywords recherchiert, sodass es wohl kein Wunder ist, dass keiner mehr auf sie hören mag, sondern lieber auf die Armada an Coaches, die in gut ausgeleuchteten YouTube-Zimmern erklärt, wie die Welt funktioniert.
Und so ist es mittlerweile passiert, dass wir gemeinschaftlich Reichweite mit Kompetenz verwechseln. Gutes Aussehen mit Weisheit. Zielstrebige Unternehmer mit Gelehrten.
Es ist ein gefährliches Spiel der Algorithmen, das uns regelmäßig den Schlaf am Abend und die Konzentration in der Früh raubt.
*
Das Halbwissen ist siegreicher als das Ganzwissen: Es kennt die Dinge einfacher, als sie sind, und macht daher seine Meinung fasslicher und überzeugender, hat jemand einmal geschrieben. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wer, aber ein Influencer