SAII-RON. Casy Paix

SAII-RON - Casy Paix


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dankbar, das er versuchte Najem vor Augen zuführen wie wichtig seine Arbeit war und vielleicht wäre es doch besser, wenn ich alleine ging. Sollte Kassathor in der Zwischenzeit wirklich angegriffen werden, dann wurde Najem hier gebraucht. Mein Magen zog sich plötzlich schmerzhaft zusammen, als ich an Viktor dachte.

      War war, wenn ihm in der Zeit meiner Abwesenheit etwas zustieß? Wollte ich mich wirklich heimlich davon stehlen, ohne ihm von meinen Plänen zu erzählen? Hatte ich die Kraft dazu?

      In den letzten Wochen hatte sich unser Verhältnis zueinander auf eine Art und Weise vertieft, die mehr als nur sexueller Natur war. Ich fühlte mich in Viktors Nähe wohl und irgendwie sträubte sich alles in mir, ihn auf diese Weise zu hintergehen.

      „Überlegst du deinen Plan aufzugeben?“, fragte Rieel prompt und durchschaute mich viel zu leicht.

      Sofort war Kyran an meiner Seite und verpasste mir einen Hieb gegen die Schulter.

      „Wage es nicht! Wir haben dich nur losgemacht, damit du unsere Meisterin zurückholst. Ziehe ja nicht den Schwanz ein nur, weil du dich vor Viktor fürchtest!“

      Wütend starrte ich in Kyrans silbrige Augen.

      „Ich habe es schon einmal gesagt, ich habe keine Angst vor Viktor und ich bin ihm keine Rechenschaft schuldig. Wenn ich gehen will, dann kann ich das auch tun! Egal wann und egal wohin!“

      Kyran sah mich nicht wirklich überzeugt an, aber er beließ es dabei und auch Rieel schwieg. Najem seufzte und schüttelte leicht den Kopf.

      „Es tut mir leid Najem. Vielleicht ist es wirklich besser du bleibst hier. Ich werde zurechtkommen und alleine bin ich um einiges schneller“, meinte ich und hoffte, dass ich überzeugend genug klang.

      Ich hätte Najem nur zu gerne dabeigehabt, aber ich verstand auch Rieels Argumente. Sollte wirklich ein Angriff über Kassathor hereinbrechen, dann wurde er hier dringend gebraucht.

      Ich stand auf, bevor ich mich selbst noch umentschied. Der Gedanke Viktor zu hintergehen lastete dummerweise schwerer auf meinem Gewissen, als mir lieb war. Das ich überhaupt einmal ein Gewissen gegenüber einem Dämon haben würde, war schon seltsam genug.

      „Wo willst du überhaupt hin?“, fragte Rieel und beobachtete, wie ich aufstand und sich langsam immer mehr helle Lichter um mich sammelten.

      „Nach Latherra“, erwiderte ich mit einem schiefen Lächeln, während meine Gestalt langsam verschwamm und das Tier in mir zum Vorschein kam.

      „Da hättest du gleich in Keross bleiben können. Latherra ist noch zwielichtiger und verkommener. Ich hätte mir gleich denken können das sich euer Tor dort befindet.“

      Bevor ich ihn danach fragen konnte, woher er von dem Tor wusste, stand ich schon auf meinen vier Beinen. Rieel griff überraschend in mein Nackenfell und zog mich zu sich heran.

      „Pass gefälligst auf dich auf, sonst wird Viktor Kassathor ganz von alleine zerstören und für unsere Meisterin gäbe es dann auch keine Rettung mehr“, raunte er mir zu.

      Ich knurrte leise und hoffte er würde das als Zustimmung sehen. Nach einem letzten Blick auf Najem, der mir zunickte, trabte ich zur Tür. Kyran hielt sie mir auf und musterte mich mit einem ungewöhnlich ernsten Gesicht.

      „Pass auf, Viktor ist zurück, nicht das du wieder angeleint wirst!“

      Ayaz zog seinen Bruder gerade noch rechtzeitig zurück, als ich nach ihm schnappte. Diese verfluchten Zwillinge!

      Doch Kyran hatte nicht Unrecht. Ich durfte auf gar keinem Fall Viktor über den Weg laufen.

      Vorsichtig lief ich die Treppen zur Eingangshalle hinab und witterte prüfend. Noch konnte ich Viktors Geruch nirgends wahrnehmen, geschweige denn diesen Dämon hören oder sehen. Trotzdem beschlich mich eine gewisse Vorahnung und ich beeilte mich weiterzukommen.

      Ich durchquerte gerade die Eingangshalle, als sich von einem Moment zum Nächsten die Luft um mich herum veränderte und eine überwältigende, dunkle Aura meine Sinne flutete.

      Verdammt, mein Glück hatte nicht lange angehalten!

      „Hübscher, erklärst du mir einmal, was genau du da vorhast?“

      Mein Herz pochte laut in meiner Brust und anstatt stehenzubleiben, sprang ich in wenigen Sätzen zu dem großen Eingangstor.

      „Zacharias!“

      Viktors harscher, wütender Befehlston hätte mich fast erstarren lassen, aber ich zwang mich, mich auf gar keinen Fall zu ihm umzudrehen, sondern drückte meine Schulter gegen das alte Holz.

      „Zacharias ich warne dich! Bleib sofort stehen!“

      Ich spürte, wie Viktors dämonische Bannsiegel auf mich zuhielten und fast panisch zwängte ich mich nach draußen. Etwas in mir zog sich schmerzhaft zusammen und ich zögerte kurz.

      War es wirklich richtig so Hals über Kopf davon zu laufen?

      Vielleicht könnte ich Viktor meinen Plan ganz vernünftig erklären? Vielleicht würde er mir zustimmen und wir könnten gemeinsam nach Ellysa suchen? Vielleicht ließ er ja wirklich mit sich reden?

      Doch dann krachte hinter mir das Eingangstor mit einem gewaltigen Knall an die Außenmauern und Viktors dämonische Aura hielt mit einer Intensität auf mich zu, die mir Angst einjagte. Mit einem Satz sprang ich die Treppen hinunter und zwang mich zu einem schnelleren Tempo.

      „ZACHARIAS!“

      Ich rannte wie ein Wahnsinniger, preschte über den gepflasterten Weg und tauchte mit einem Sprung in das Dickicht des schwarzen Waldes ein. Ich war Viktor entkommen – zumindest vorerst.

      Der Duft von Essen stieg mir in die Nase und ließ meinen Magen kläglich knurren. Es roch so gut, das es die reinste Qual war. Doch wie die Male zuvor würde ich es nicht anrühren. Es war nicht so, das ich nicht wollte, sondern eher, dass ich nicht konnte. Mir schnürte sich die Kehle zu, sodass es unmöglich war auch nur einen einzigen Bissen hinunter zu bekommen.

      Panische Angst und Hilflosigkeit hielten mich in einer gefährlichen Spirale gefangen. Einer Spirale, aus der es kein Entkommen gab.

      Wie hatte ich nur zulassen können das es soweit gekommen war?

      Eingesperrt in den Verdammten Reichen, umringt von toten Seelen und Dämonen.

      Wie hatte ich mich nur aufgeben können?

      Denn das hatte ich getan – irgendwie.

      Ich schlang meine Arme um die Knie und wippte leicht vor und zurück. Die Kälte der Wand in meinem Rücken kroch in mich hinein und ließ mich zusätzlich erzittern.

      Raue Steine schrammten über den dünnen Stoff des Kleides und hinterließen ihre Spuren auf meiner Haut. Meine Augen huschten zu dem Bett, an der Wand gegenüber und ich verfluchte mich selbst. Zumindest was diese Sache betraf, könnte ich es mir einfach machen, aber meine Sturheit und mein Selbsthass hinderten mich daran, mich auf die einladenden Decken zu legen. Seit mich Akesh in die Verdammten Reiche gebracht hatte, hatte ich keine einzige Nacht darin geschlafen.

      Wie lange war das jetzt her?

      Tage, Wochen, Monate?

      Ich wusste es nicht, aber seit jenem Vorfall in Keross hatte ich Akesh, den Herrn dieser Hölle hier, nicht mehr gesehen.

      Als ich an Keross zurückdachte, stieg neu Übelkeit in mir auf und mein Magen drehte sich erneut um. Schnell beugte ich mich zur Seite und würgte, doch zum Glück kam nichts hoch. Sarkastisch verzog ich den Mund.

      Was hätte ich auch erbrechen sollen?

      Zitternd lehnte ich mich zurück an die Wand. Keross war mein Untergang gewesen, die Selbstaufgabe meines Ichs, das Ende meiner Seelen.

      Wie viele Tote hatte ich in der zerstörten Stadt hinterlassen? Wie viel Leid verursacht?

      Leid, das ich nie wieder gut machen konnte.

      Meine weiße


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