Die verbotenen Bücher. Roger Reyab

Die verbotenen Bücher - Roger Reyab


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      Von vielen Parteien scharf kritisiert und geächtet, hat die AfD damit etwas getan, dass ihnen sicher Wählerstimmen einbringen wird, was aber vielleicht nicht nur aus Kalkül, sondern auch aus dem Impetus heraus geschah, dass die Stimme der Dresdener Gehör verdient.

      Das Problem ist nämlich, dass ein Parteiensystem, das sich in bestimmten wichtigen Punkten immer einig ist, sich schneller abnutzt, als ein System, das auch kontroverse Themen offensiv diskutiert.

      Das bundesdeutsche Parteiensystem ist, meinem Eindruck nach, extrem abgenutzt. Es hat sich in eine Bredouille manövriert, die sich aus der Tatsache ergibt, dass es bestimmte Denkblockaden und Tabus gibt, die einfach nicht diskutiert werden dürfen. Aus welchen Gründen das auch bei der merkwürdigen Ladehemmung der Gedankenfiltration gegeben sein mag, bleibt es doch ein zutiefst undemokratisches Phänomen.

      Demokratie besteht aus These und Antithese. Wenn man aber nur eine alternativlose These kennt, dann gerät man in Gefahr, die Wirklichkeit auszublenden. Da die Realität komplex und vielfältig ist, wird das Ganze aber noch bizarrer, wenn man gerade aus dem Argument der Vielfältigkeit und Freiheit heraus, die Freiheit immer wieder behindert.

      Ich muss an dieser Stelle wohl nicht all die viel bemühten Zitate der Denker zum Besten geben, die immer wieder auf diesen wichtigen Umstand einer demokratischen Kultur verwiesen haben. Es mag manchem als überzogen erscheinen, aber es gehört schon zu den antagonistischen Widersprüchen einer Kultur, dass es nun gerade ein Teil der Ostdeutschen ist, die der ersten ostdeutschen Kanzlerin der Bundesrepublik, die Gefolgschaft verweigern.

      Ich will nicht darüber mutmaßen, ob das vielleicht daran liegt, dass die Kanzlerin vielen Menschen in der ehemaligen DDR doch noch assoziativ etwas Magenschmerzen bereitet.

      Dies besonders deshalb, weil die Dresdener sicher wissen, was es bedeutet, in einer Diktatur zu leben.

      Frau Merkel ist sicher weit davon entfernt, eine Diktatorin zu sein, aber die ungeheure Zustimmung bei ihrer eigenen Partei von fast 99,7 % lässt schon bei einigen humorlosen Zeitgenossen möglicherweise Assoziationen aufkommen, die natürlich durch nichts von der Realität gedeckt werden.

      Vielleicht wird aber das System Merkel auch deshalb von einigen Menschen als repressiv wahrgenommen, weil sie nicht das Gefühl haben, dass man sie ernst nimmt. Das Problem hatten wir schon. Frau Merkel hat aber alles getan, um integrativ auf die schlecht integrierten Deutschen einzugehen.

      So sagte sie, dass es zwar eine Meinungsfreiheit gäbe, aber diese Freiheit nicht für Hetze missbraucht werden dürfe. Das waren klare Worte, die noch dadurch ergänzt wurden, dass die Menschen aufpassen sollten, dass sie nicht durch fremde Mächte instrumentalisiert werden.

      Frau Merkel hat absolut recht.

      Die Meinungsfreiheit endet da, wo die Freiheit des anderen Menschen anfängt. Aber da stellt sich dann die Frage, warum Frau Merkel nichts gegen die Veranstaltungen der Grauen Wölfe in Deutschland unternimmt?

      Diese Vereinigung steht auch nicht gerade in dem ungeschmälerten reinen Ruf, sich aus puristisch demokratischer Tradition an Werten der westlichen Demokratien zu orientieren.

      Das ist aber etwas anderes. Sieht Frau Merkel so. Einige, schlecht informierte Menschen, aber nicht.

      Einige Menschen meinen, dass es eben deshalb angebracht sei, Frau Merkel mit einem Kopftuch zu zeigen.

      Ich persönlich finde, dass ihr das richtig gut steht. Jetzt nur mal aus dem ästhetischen Aspekt heraus. Denn die Hosenanzüge sind nun bekannt, das Kopftuch aber noch nicht.

      Und das ist schließlich auch nichts gegen die drastischen und völlig verfehlten Darstellungen unserer Kanzlerin in Griechenland, die ihr gar einen Hitlerbart andichteten. Mit so etwas muss ein profilierter Politiker halt leben.

      Besonders im Hinblick auf die nun schon fast tagelang andauernde Trauerbekundung für eine mir bis dato unbekannte Zeitung namens Charlie, die es schaffte, durch das Medieninteresse von ein paar Seiten Satirezeichnungen, fünf Millionen Exemplare zu verkaufen, kann man von einem gewissen Ungleichgewicht sprechen, das sich einerseits aus dem Kampf gegen den islamischen Terror und andererseits aus dem vorhandenen und forcierten Islam ergibt.

      Ich sage es ganz deutlich. Es war furchtbar, was den Redakteuren da geschehen ist und ich bin voller Mitgefühl. Aber es kam mir manchmal der zugegebenermaßen etwas unpassende Gedanke, dass es doch auch möglich gewesen wäre, dass man die Zeitung mal eine Woche ruhen lässt und nicht veröffentlicht.

      Aber die Redaktion von Charlie war da wohl anderer Meinung und hat ihre Auflage damit von geschätzten 40- bis 60 000 Exemplaren auf fünf Millionen erhöht. Man soll so was vielleicht angesichts der Tragödie nicht denken, aber das ist ein Reingewinn von 15 Millionen € (Verkaufswert 3 Euro) bei einem dünnen Heftchen, das einen Mohamed auf dem Cover hatte.

      Und da fällt mir Frau Merkel ein.

      Sie hat doch selbst gesagt, dass die Meinungsfreiheit bei Hetze endet.

      Wenn ich mir die vergangenen Cover der Charlie-Redaktion ansehe, dann muss ich bei etwas objektiver Betrachtung eingestehen, dass ich den künstlerischen Wert der Zeichnungen vielleicht nicht richtig beurteilen kann.

      Aber wenn ich diese ungenügende künstlerische Bildung meiner Person wohlwollend in Rechnung gestellt haben möchte, will ich doch leise anmerken, dass mich der künstlerische Inhalt nicht angesprochen hat.

      Ein Werk eines Künstlers wird nicht dadurch besser oder schlechter, dass man durch den Tod des Autors betroffen ist. Ich meine damit, dass jeder Mensch, der durch Terror, Krieg und Gewalt umkommt, immer zu bedauern ist. Aber das hat doch nichts mit dem Wert seiner künstlerischen Arbeit zu tun.

      Vielleicht ist das aber auch ein Aspekt, dass diese Frage von unseren Qualitätsjournalisten niemals gestellt wurde. Vielleicht ist es das, was manche Menschen verunsichert.

      Seit Tagen hören wir, dass es in Paris, jetzt in Brüssel, Tote durch Terroranschläge gab. Immer waren es die fundamentalistischen und in Terrorcamps geschulten Islamisten, die den Tod von Menschen verursachten. Dann hören wir, dass die westliche Welt aber ihre Freiheit der Berichterstattung mit Händen und Füssen verteidigen wird.

      Wenn so etwas aber dann dazu führt, dass jeder, der bei einem Terroranschlag ums Leben kam, danach Multimillionär posthum ist, dann wird es da sicher ambitionierte Schriftsteller geben, die ihr Gesamtwerk krönen wollen.

      Man soll mich da nicht falsch verstehen.

      Ich will nur auf einen Widerspruch hinweisen, was uns wieder auf den eigentlichen Kern der PEGIDA zurückführt.

      Dann gab es überall Trauermärsche und auch die PEGIDA-Demonstranten sollen angeblich teilweise mit Trauerflor den Montagsumzug begangen haben.

      Ich empfand das aus der Distanz heraus etwas befremdlich, wenn auch verständlich und menschlich nachvollziehbar.

      Es war natürlich dann auch kein Wunder, dass man von offizieller Seite sofort in die Lücke vorstieß und sagte, dass man nicht einerseits von der „Lügenpresse“ reden kann und dann auf der anderen Seite, so einen Anlass, der die Berichterstattung der „Lügenpresse“ seit Tagen dominierte, einfach so glauben kann.

      Das war dann die logische Reaktion.

      Das Problem ist nämlich, dass die PEGIDA da etwas orientierungslos erscheint.

      Man muss dem Justizminister Heiko Maas, den ich bisher nicht kannte, da unumwunden recht geben.

      Man kann doch nicht einerseits immer schimpfen, dass die Presse alles verheimlicht und vertuscht, und dann auf der anderen Seite, wieder zu allem mitmarschieren, was die Presse sagt.

      Deswegen hat der Herr Maas da auch sehr gut reagiert und auf diese Schwachstelle der PEGIDA hingewiesen.

      Wenn die PEGIDA allerdings gar nicht reagiert hätte, dann hätte man vielleicht gesagt, dass es doch klar war. Es war doch klar, dass diese tumben Zeitgenossen kein Mitgefühl haben und auch zu den Werten der Demokratie ein gespaltenes Verhältnis haben. Das wäre sicher dabei herausgekommen.


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