Gefahr im Odenwald. Birgid Windisch

Gefahr im Odenwald - Birgid Windisch


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für wichtig“, erklärte Wernher noch einmal betroffen. „Entscheidungen betreffen wichtige Dinge und dies war für mich – äh, wie sagst du manchmal“, erzog die Stirn in Falten, – „Pipifax?“ „Ja, Pipifax, so sage ich, bei unwichtigen Dingen!“, Lene sprang ungeduldig auf. „Aber für mich war es wirklich wichtig. Ich wollte es später einmal unseren Kindern zeigen können, oder es aufheben, für unvorhergesehene Ereignisse, wie dieses hier zum Beispiel!“, funkelte sie ihn wütend an. Wernher schüttelte aufgeregt den Kopf. Dieses Weib, immer gleich auf 180! Auch so ein Ausdruck, den er sich von ihr angeeignet hatte, wie so viele andere. „Ich gehe gleich zum Pfarrer und hole die Münzen“, rief er ungehalten und sprang auf. „Damit endlich Ruhe ist!“ Er nickte bekräftigend und verließ die Küche. „Halt!“, stand nun auch Lene auf. Das hatte sie auch wieder nicht gewollt. So schnell sie aufgebracht war, so rasch war sie auch wieder unten - auf dem Boden der Tatsachen. „Das ist doch nicht so wichtig!“ Sie rannte ihm hinterher, sah aber nur noch die Tür zufallen. Rumms! Die war zu. Sie zuckte zusammen. Ihr Wernher war eigentlich kein Freund davon, Türen zuzuschlagen. Das war eher ihre Spezialität. Er musste wirklich aufgebracht sein. Schuldbewusst betrat sie die Küche. Frau Faust sah sie kopfschüttelnd an. „Hast du es geschafft und deinen Mann endlich einmal so richtig schön aufgeregt und in Rage gebracht? Da habe ich schon lange darauf gewartet!“ Die Oma schüttelte den Kopf. Ihre Lene, sie legte manchmal los, ohne vorher in Ruhe nachzudenken und das Hirn einzuschalten. Naja, früher oder später musste Wernher ja damit konfrontiert werden und lernen, damit umzugehen. Oma schüttelte noch einmal finster den Kopf.

      Lene setzte sich geknickt auf die Eckbank. Jetzt tat ihr der Ausbruch leid und sie nahm sich fest vor, nie mehr gleich zu explodieren, sondern vorher erst einmal nachzudenken, bevor sie loslegte.

      Kapitel 7

      Beim Pfarrer

      Derweil war Wernher voller Wut im Laufschritt zum Pfarrhaus gelaufen. Leider war es nicht weit weg, nur die dritte Querstraße hoch, dann war er da. Immer noch aufgebracht, legte er den Finger auf die Klingel und ließ ihn gleich dort. Mit einem Ruck wurde die Tür aufgerissen und der Pfarrer stand da. „Was ist denn passiert?“, rief er erschrocken, mit aufgerissenen Augen. „Nichts Schlimmes, Herr Pfarrer“, antwortete Wernher begütigend. „Mein überaus feinfühliges Weib meint nur, ich sei ein Depp“, erklärte Wernher bitter, „weil ich sie nicht gefragt habe, bevor ich die Münzen bei ihnen deponiert habe!“ „Nanana“, strich der Pfarrer beruhigend über Wernhers Arm. „Die Frauen wollen gefragt werden. Da musst du dich dran gewöhnen!“ Wernher hatte dem Pfarrer gesagt, dass es sich um eine seltene Münzsammlung seines Onkels handele, die er aus Sicherheitsgründen nicht mehr im Haus haben wolle. Der Pfarrer hatte sich so seine Gedanken über die Münzen gemacht und allerlei Vermutungen darüber angestellt. Ein Dummer war er schließlich nicht und konnte sich keinen Reim darauf machen, wie derart alte Münzen in den Besitz von Wernhers Onkel gekommen sein sollten. „Naja, ich habe mir zwar Gedanken über die Münzen gemacht, aber ich glaube nicht, dass sie unrechtmäßig in deinen Besitz sind und daher tilge ich sie aus meinem Gedächtnis und übergebe sie dir hiermit wieder.“ Der Pfarrer drehte sich um und kam nach kurzer Zeit mit dem Sack, in dem die Münzen verwahrt wurden, wieder zurück. „Danke für ihr Verständnis, Herr Pfarrer!“ Wernher reichte ihm verlegen die Hand. „Ich hätte sie ja meiner Mutter gegeben, aber die war bereits wieder im Kloster in Aachen, als es mir eingefallen ist.“ Der Pfarrer klopfte ihm auf die Schulter und sah Wernher bedeutsam an. „Weißt du, ich kenne Lene schon, seit sie auf der Welt ist und sie hat schon viel aushalten müssen. Der Tod ihrer Eltern hat sie geprägt. Umso froher bin ich, dass sie so einen lieben Mann gefunden hat. Du hast das Herz auf dem recht en Fleck. Hab Geduld mit ihr!“ Er räusperte sich laut. „So und nun muss ich noch die Sonntagspredigt vorbereiten. Wer weiß, wann ich wieder Zeit dafür finde!“ Wernher nickte und drückte den verblüffen Pfarrer kurz an sich, dann machte er sich auf den Heimweg. Er musste unbedingt seiner Lene sagen, wie lieb er sie hatte. Niemand wusste besser als er, dass nichts selbstverständlich war auf der Welt und ein Lächeln entspannte sein Gesicht.

      Kapitel 8

      Hin und her

      Am nächsten Tag, nach einer Nacht voller Liebe, waren Lene und Wernher rechtschaffen hungrig und die Oma bemühte sich, froh, dass sie einander wieder gut waren, ihren Hunger zu stillen. Glücklich lächelnd, stellte sie die Kaffeekanne auf den Tisch und setzte sich zu den beiden.

      „Hast du gestern etwas ausrichten könne, beim Pfarrer?“, wollte die Oma, Wernher aufmerksam anblickend, wissen. „Natürlich hat er das“, entgegnete Lene selbstbewusst. „Ich habe deinen Mann gefragt“, lachte Frau Faust ihr vorlautes Enkelkind an. „Ja, ich weiß, Oma, aber du siehst doch, wie vertieft er in sein Frühstück ist“, grinste Lene frech, mit dem Kopf auf ihn deutend. Wernher lächelte glücklich, während er begeistert, Ei und ddBrot in sich hineinschaufelte und meinte trocken: „Aber das hätte mich nicht von einer Antwort abgehalten, ich kann nämlich mehrere Dinge gleichzeitig tun. Ich bin noch nicht so von der Technik verdorben, wie die heutigen Männer.“ Lene knuffte ihn liebevoll in die Seite und konnte nicht anders, als ihm rundheraus zuzustimmen. „Wissen wir doch, mein Schatz, aber deswegen musste du es nicht immer so heraushängen lassen!“ Wernher ließ den Blick unwillkürlich erschrocken nach unten wandern, während Lene in glockenhelles Lachen ausbrach. „Es hängt doch gar nichts heraus, Lene. Mir dünkt, dir müsste einmal dringend etwas Mores beigebracht werden, dein Mundwerk ist in letzter Zeit gar zu lose!“ Gespielt streng sah er sie an, jedoch sein vorlautes Weib kannte ihren Mann zu gut und grinste munter weiter. Die Oma konnte nicht anders, als unwillkürlich mitzulachen und glücklich sah sie ihre beiden an. Das wusste nur Gott allein, wie lieb sie die beiden hatte und wieviel Angst, sie doch noch zu verlieren. Sie seufzte leise-

      „Wisst ihr, was ich gestern herausgefunden habe?“ Lene sprach, heftig kauend und machte einen aufgeregten, aber zufriedenen Eindruck. Frau Faust und Wernher sahen sie verständnislos an. „Ich war im Internet, recherchieren, über Hans und Madern und da ist mir einiges aufgefallen!“

      „Was denn?“ wollten Wernher und Oma, wie auf einem Munde wissen. „Irgendetwas muss an den Aufzeichnungen falsch sein“, mampfte Lene weiter. „Wie meinst du das?“, wollte Wernher verständnislos wissen. „Na, ich habe gelesen, dass Hans Burgmann auf der Breuburg geworden ist und Madern, Dienstmann auf der Veste Otzberg.“ „Und was ist daran falsch?“ Wernher wusste immer noch nicht, was sein holdes Weib bezweckte. „Na, wir haben Hans auf der Starkenburg gesehen, wo er uns belauert hat!“ „Deswegen kann doch trotzdem alles so gewesen sein, wie es geschrieben steht“, beschied ihr Wernher müde. „Na gut, aber wenn er damals angeblich auf der Breuburg war, wieso haben wir ihn nicht eher dort gesehen?“ Wernher sah sie nachdenklich an. „Ganz einfach, es ist schon eine ganze Weile her, dass wir dort waren und - wir waren noch nicht auf der Starkenburg und hatten den Schatz noch nicht gefunden.“ „Aber wir haben ihn doch dort gelassen und nur ein paar Münzen mitgenommen!“ „Ja, mein Schatz“, stöhnte Wernher und rollte genervt die Augen. „Vielleicht war Hans da noch gar nicht in der heutigen Zeit und hat erst vor kurzem, hier von dem Schatz erfahren.“ „Ja“, rief Lene mit leuchtenden Augen. „Und vielleicht hat ihn das nicht ruhen lassen, wenn er so gierig ist, wie du ihn beschrieben hast!“ „Genau! Und so werden wir ihn auch zurück in die alte Zeit lotsen. Wir müssen ihn wissen lassen, dass der Schatz noch in der alten Zeit ist, dann wird er nicht widerstehen können“, meinte Wernher voll Genugtuung. „Aber wie?“, meinte Lene grübelnd. „Hm, das könnte schwierig werden.“ Wernher zog die Stirn in Falten.

      „Könnt ihr nicht ein Inserat in der Zeitung aufgeben?“ Frau Faust sah von einem zum anderen. „Und wenn er es dann nicht liest?“ Lene war nicht überzeugt. „Dann müssen wir dafür sorgen, DASS er es liest!“ Die Oma nickte heftig. „Wir stellen ihm eine Falle, indem wir überall, wo er auftauchen könnte, Plakate aufhängen, in denen von dem Schatz die Rede ist, aber so, dass nur er es versteht.“ „Eine Art verschlüsselte Botschaft, also.“ Lene nickte nachdenklich. „Und die Botschaft, ist eine Münze aus dem Schatz!“ Frau Faust lachte leise. „Das wird er sicher sofort verstehen!“

      „Na


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