Teufel Alkohol. Carl Betze

Teufel Alkohol - Carl Betze


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oft die Funktion, eine Gemeinsamkeit zu schaffen: Es werden die gleichen Getränke bestellt und gemeinsam bis zum Rausch getrunken. Männer neigen stärker als Frauen im Rausch dazu, „Macht“ zu demonstrieren, zum Beispiel indem sie sich mit anderen in Trinkspielen und Mutproben messen oder gegen Regeln verstoßen. Das ist auch eine Erklärung dafür, dass Männer häufiger unter Alkoholeinfluss Unfälle verursachen oder Schlägereien anzetteln.

      Auch in der Werbung werden häufig männliche Rollenbilder aufgegriffen, attraktiv in Szene gesetzt und mit dem Produkt Alkohol verknüpft. Ein gewaltiges Werbebudget sorgt hier dafür, dass die gedankliche Verbindung zwischen Männern und Alkohol gestärkt wird. Eine Studie über Alkoholwerbung im deutschen Fernsehen ergab, dass ein Großteil der Darsteller in der Werbung für alkoholische Getränke männlich ist. Vor allem in der Bierwerbung setzt die Industrie auf Männer.

      Alkohol reduziert Hemmungen, dämpft Ängste und erhöht die Risikobereitschaft – kein Wunder also, dass manche sich stärker fühlen, wenn sie etwas getrunken haben. Auch das gemeinsame Trinken in der Gruppe trägt zu diesem „Machtgefühl“ bei.

      Frauen trinken anders als Männer, auch wenn sich Männer und Frauen in vielen gesellschaftlichen Bereichen einander angenähert haben. Statistiken zeigen, dass Frauen seltener zu alkoholischen Getränken greifen und auch geringere Mengen konsumieren.

      Dass Frauen beim Thema Alkohol zurückhaltender sind als Männer, hat auch etwas mit gesellschaftlichen Rollenbildern zu tun. Lange war es vor allem in der Öffentlichkeit verpönt, als Frau Alkohol zu trinken. Auch Spirituosen tranken früher fast ausschließlich Männer. Frauen konsumierten hochprozentigen Alkohol vor allem in Form von „Hausmitteln“ („Kräuterschnaps“), denen eine medizinische Wirkung zugeschrieben wurde.

      Während hohe Trinkmengen bei Männern oft männlich und damit positiv bewertet werden oder weniger auffallen, gelten viel trinkende Frauen schnell als „unweiblich“ oder „billig“. Daher ist es verständlich, dass sich viele Frauen beim Alkohol stärker kontrollieren als Männer.

      Für Frauen gibt es gute Gründe dafür, sich beim Alkoholkonsum nicht am Verhalten von Männern zu orientieren, denn die gleiche Menge Alkohol lässt bei Frauen den Promillewert stärker ansteigen als bei Männern. Denn Frauen sind im Allgemeinen leichter und ihr

      Körperflüssigkeitsanteil ist niedriger.

      Außerdem bauen Frauen Alkohol langsamer ab. Deshalb sind Frauen schneller und wegen des verlangsamten Abbaus auch länger in einem für sie riskanten Bereich.

      Viele wissenschaftliche Studien haben zudem ergeben, dass Frauen sensibler auf das Zellgift Alkohol reagieren. Deshalb liegen bei ihnen die Grenzen für risikoarmen Alkoholkonsum niedriger als bei Männern (03).

      Alkohol ist ein prosperierender Wirtschaftsfaktor.

      Im Jahr 2016 betrugen die staatlichen Einnahmen aus Bier-, Schaumwein- und Spirituosensteuer 3,165 Milliarden Euro. Auf Wein wird in Deutschland keine Steuer erhoben.

      Die Werbeaufwendungen für alkoholische Getränke in TV, Rundfunk, Plakatwerbung und Zeitungen/Zeitschriften betrugen 2016 rund 557 Millionen Euro.

      Es wird immer günstiger, sich in einen Rauschzustand zu versetzen: Innerhalb der letzten 40 Jahre sind alkoholische Getränke im Vergleich zur sonstigen Lebenshaltung um 30 Prozent billiger geworden. Dabei sanken die Verbraucherpreise für Wein um 38 Prozent, für Spirituosen um 33 Prozent und für Bier um 26 Prozent.

      Über 90% der deutschen Bevölkerung trinken Alkohol (04).

      Jeder siebte Erwachsene trinkt dabei des Guten zu viel (05).

      Die Folgen des hohen Alkoholkonsums in der deutschen Bevölkerung schlagen sich dabei leider auch in Statistiken nieder, die man gern vernachlässigt, wenn man über Alkohol spricht.

      Jährliche Schätzungen für Deutschland belaufen sich auf etwa 74.000 Todesfälle, die durch riskanten Alkoholkonsum oder durch den kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak verursacht werden.

      Rund 1,77 Millionen Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren sind alkoholabhängig.

      Beinahe ebenso viele, nämlich 1,61 Millionen Männer und Frauen in derselben Altersgruppe trinken missbräuchlich Alkohol und stehen damit oft kurz vor der Abhängigkeit.

      Die direkten und indirekten Kosten alkoholbedingter Krankheiten werden pro Jahr auf 40 Milliarden Euro geschätzt.

      Die WHO bringt rund 200 Krankheiten mit Alkoholkonsum in Verbindung, darunter Leberzirrhose und einige Krebsarten. In dem 500-seitigen Bericht heißt es zudem, Alkoholkonsum mache Menschen anfälliger für Krankheiten wie Tuberkulose, HIV und Lungenentzündungen (06).

      Überhöhter Alkoholkonsum wirkt sich zudem auch auf andere Statistiken negativ aus.

      So ereigneten sich in 2016 insgesamt 13.403 Alkoholunfälle mit Personenschaden in Deutschland. Bei diesen Unfällen starben 225 Menschen, 16.770 Personen wurden verletzt.

      Und die Kriminalstatistik sagt aus, dass anno 2016 insgesamt 242.494 Tatverdächtige ihre Tat unter Alkoholeinfluss begangen. Das sind stolze 10,3 Prozent aller Tatverdächtigen (07).

      Laut WHO trinken 2,3 Milliarden Menschen weltweit Alkohol – in Amerika, Europa und im Westpazifik sind es mehr als die Hälfte der Einwohner. Europa weist die höchste Zahl der Alkoholkonsumenten auf.

      Mit Blick auf den weltweiten Alkoholkonsum rechnet die WHO mit einem Anstieg in den kommenden zehn Jahren, insbesondere in Südostasien, im Westpazifik und auf dem amerikanischen Kontinent.

      Damit einhergehen werde vermutlich auch ein Anstieg der alkoholbedingten Krankheiten und Todesfälle (08).

      03 – was passiert, wenn wir Alkohol trinken?

      „Als ich von den schlimmen Folgen des Trinkens las, gab ich es sofort auf – das Lesen“

      Der Mensch als solcher ist ein hochgradig komplexes, vielschichtiges System.

      Greift man in dieses ein, indem man dem Körper man die Droge Alkohol zuführt, bewirkt dies unweigerlich eine ganze Reihe von Reaktionen.

      Wenn von Alkohol gesprochen wird, ist meist Ethanol (oder veraltet „Äthylalkohol“) gemeint. Es gibt auch andere Alkohole, wie Methanol oder Glykol, diese sind jedoch hochgiftig und nicht trinkbar.

      Alkohol entsteht durch Gären von Fruchtzucker oder anderen zuckerhaltigen Rohstoffen, wie Kartoffeln, Getreide oder Mais (09).

      Die Droge Alkohol, also die einfach strukturierte chemische Substand Ethanol mit der Summenformel C2H5OH ist eine farblose Flüssigkeit. Der Ethanolgehalt alkoholischer Getränke schwankt zwischen 2-3% (Leichtbiere) und 80% (manche Rumsorten). Als alkoholfrei gelten Getränke mit weniger als 0,5% Vol. Ethanol-Gehalt.

      Alkohol wird von den Schleimhäuten schnell resorbiert. Die geringsten Mengen werden über die Mundschleimhaut aufgenommen, mehr im Magen, die Hauptmenge im Dünndarm. Geringe Mengen Alkohol können schon zehn Minuten nach dem Trinken resorbiert sein. Höher konzentrierte Alkoholika werden dabei schneller aufgenommen als solche mit geringem Ethanolgehalt. Dreißig bis sechzig Minuten nach dem Trinken ist der höchste Blutalkoholspiegel erreicht, sechzig bis neunzig Minuten nach dem letzten Schluck ist die Verteilung des Alkohols im Körper abgeschlossen.

      Alkohol kann im Körper nicht gespeichert werden, er wird durch Oxidation abgebaut. Endprodukte des Alkohols sind Kohlendioxid (CO2) und Wasser. Die Hauptmenge wird in der Leber abgebaut, meist eine Anzahl von speziellen Isoenzymen (10).

      Auch, wenn der Körper Alkohol nicht speichern kann – bereits das kurze Verweilen der Substanz im menschlichen Organismus kann gravierende Auswirkungen haben.

      In Maßen genossen – ein Getränk pro Tag für Frauen und zwei für Männer – hat Alkohol dabei ein paar überraschende gesundheitliche Vorteile.

      Viele Studien haben gezeigt, dass der moderate Alkoholgenuss sowohl Männer als auch Frauen zu 25-40% vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen kann. Das gilt


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