Leif Robbins - Shackleton. Rüdiger Renkus

Leif Robbins - Shackleton - Rüdiger Renkus


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wird auch für Lien und Leif so bleiben. Sie werden von der Mayer-Station aus am Shackleton-Unterricht teilnehmen. Allerdings werden sie dann nicht mehr vier Sekunden auf eine Antwort warten müssen. So lange brauchen nämlich sonst die Funksignale vom Mond zur Erde und wieder zurück.

      Leifs und Liens Reise ist also eine Stippvisite. Sie sollen dabei ihre neuen Lehrer und Mitschüler kennen lernen.

      Der Transferwagen hält mit einem kleinen Ruck an. Dann rollt er rückwärts auf die Mondfähre zu und bleibt schließlich direkt vor der Luftschleuse stehen.

      Dr. Cousteau löst seinen Gurt und steht auf.

      „Nehmt Euer Gepäck, Kinder!“ sagt er.

      Auch Leif löst den Sicherheitsgurt um seinen Bauch und drückt sich vom Sitz nach oben. Seine Tasche liegt auf dem Sitz neben ihm. Sie ist grau, länglich und rund wie eine übergroße Wurst - und auf ihrer Seite prangt das Emblem des Astronautenkorps.

      Eigentlich ist es Papas Tasche. Für Leif ist sie viel zu groß – und im Moment auch zu schwer.

      „Soll ich Dir die Tasche abnehmen?“, fragt Mama.

      „Nein, geht schon", antwortet Leif und schüttelt den Kopf. Er hängte sich die Tasche um die Schultern.

      „Bist Du sicher?“ Mama sieht ihn eindringlich an.

      Leif hängt sich den langen Tragriemen um. Dann stapft er mit der Tasche auf dem Rücken in Richtung Luftschleuse und an Mama vorbei. Dabei ist es doch Mamas Schuld, dass die Tasche so schwer war. Sie sollen nur eine Woche wegbleiben, aber Mama hat ihm drei Overalls eingepackt! Vielleicht hat sie jetzt wenigstens ein schlechtes Gewissen.

      „Soll ich Dir vielleicht helfen?“, fragt Lien und grinste Leif an. Sie zieht ihren pinken Koffer auf Rollen hinter sich her.

      „Nein!“, Leif stapft auch an ihr vorbei. Mamas Gewissen und Liens Erdenmuskeln sind ihm jetzt egal – seine Tasche wird er selber tragen!

      „Raumfähre ‚Falke’ – der Transferwagen ist in Position.“ sagt Dr. Cousteau.

      Der Leiter der Mayer-Station steht neben dem Kommunikationsterminal. Auf dem Bildschirm erscheint das Gesicht von Al, dem Piloten der Mondfähre. Er fliegt oft die Mayer-Station an und die Kinder kennen ihn gut. Eigentlich heißt er Alan, aber alle nennen ihn 'Al'.

      „Verstanden, ich fahre die Luftschleuse ran.“, sagt Al.

      Im hinteren Teil der Kabine hat der Transferwagen eine große Tür durch die man ein- und aussteigen kann. Von außen bewegt sich jetzt die Luftschleuse der Mondfähre darauf zu. Ein leises Zischen ertönt, wird lauter und verstummt schließlich.

      „Falke, Druckausgleich ist hergestellt“, sagt. Dr. Cousteau und betätigt einen Knopf neben der Tür. „Wir steigen jetzt über.“

      Die Tür des Transferwagens gleitet zur Seite und am hinteren Ende der Luftschleuse öffnet sich die Außentür der Mondfähre.

      Die kleine Gruppe geht los.

      „Willkommen an Bord!“, begrüßt sie Al.

      Der Pilot verstaut das Gepäck seiner Passagiere im hinteren Teil der Kabine. Dann winkt er die kleine Gruppe an sich vorbei in das Innere der Raumfähre. Die Kabine ist geräumig. Leif staunt. Von innen wirkt alles viel größer. Die Außenwände sind dünn und offenbar ganz leicht gebaut. Sie sind von einem Muster aus sechseckigen Trägern überzogen und es sieht in der Fähre fast so aus wie in einem Bienenstock.

      In der Kabine gibt es sechs Sitze, vier in einer hinteren Reihe und zwei weitere im vorderen Teil. Die vorderen Sitze sind für die Piloten da. Sie haben jeweils eine Bedienkonsole vor sich und einen kleinen Joystick an der Seite. Al schwingt sich in den linken Pilotensitz. Heute wird er die Fähre alleine fliegen. Für einen so kurzen Flug über den Mond braucht man nur einen Piloten.

      Leif will sich gerade in einen der hinteren Sitze setzen, als Alan sich umdreht.

      „Kommen her, Leif!“ Al lächelt ihn an und weißt auf den noch freien Pilotensitz. "Astronauten sitzen vorne.“

      Leif spürt wie er rot wird. Mit der rechten Hand streicht er verlegen über das Astronautenabzeichen auf seinem Overall. Es stimmt, Leif ist ein echter Astronaut – ein Missionsspezialist! Die Leiterin des Astronautenkorps selber hat ihn zum Astronauten ehrenhalber ernannt. Als Anerkennung dafür, dass er durch die Mayer-Station nach einem schweren Meteoriteneinschlag gerettet hat.

      „Na los, Leif!“ Dr. Cousteau klopft ihm auf die Schulter.

      Leif tritt in den vorderen Teil der Kabine und lässt sich in den rechten Pilotensitz gleiten. Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus.

      „Du hast ein Glück – und das bei Deinem ersten Flug.“, kommentiert Lien das Geschehen spöttisch. Aber ihr Lächeln verrät, dass sie sich für Leif freut.

      Alan beugt sich zu Leif herüber und hilft ihm dabei die Gurte über Brust und Bauch zu schließen.

      „So, Copilot“, sagt Al dann. „Dann wollen wir mal starten. Headset!“

      Leif greift nach den Kopfhörern und setzt sie auf. Dann drückt Al den Knopf der Sprechverbindung.

      „Mayer hier Falke – Wir sind bereit und erbitten Startfreigabe“, meldet er.

      Leif blickt durch die großen Fenster vor ihm hinaus auf die Startrampe. Der Transferwagen ist schon zurück auf dem Weg zur Mayer-Station.

      Die Station ist in ein Felsmassiv hinein gebaut. Aus den vielen Fenstern funkeln Lichter und in der Mitte kann man die große verglaste Front der Lounge sehen.

      „Verstanden Al – Startfreigabe erteilt." Es ist Papas Stimme, die jetzt in Leifs Kopfhörern ertönt. Papa ist der Chefingenieur der Mayer-Station. Aber Papa ist auch ein Astronaut und heute hat er Dienst in der Flugkontrolle.

      "Danke, Raik", erwidert Al - und dann ergänzt er: "Noch eine kleine Änderung im Flugplan, als Copilot ist gerade Missionsspezialist Leif Robbins eingesprungen."

      "Verstanden!", antwortet Papa. "Wird im Flugplan vermerkt!"

      Leif platzt fast vor stolz. Vorsichtig blickt er sich um. Dr. Cousteau sitzt auf einem der mittleren Sitze und lächelte in an. Lien reckt den Kopf zu einem der kleinen runden Fenster an der Kabinenwand und blickt hinaus.

      „Und los geht’s!“ ruft Al.

      Er berührt eine Schaltfläche und kurz darauf geht ein leichtes Rütteln durch die Raumfähre. Draußen huscht ein dünner Staubschleier über die Startrampe. Die Triebwerke haben gezündet.

      Leifs Hände umfassen die Armlehnen. Sanft hebt die Fähre ab. Der Bordcomputer blendet in die Scheiben der Fenster die wichtigsten Daten ein. Ihre Höhe beträgt jetzt 3 Meter ... 10 Meter ... 20 Meter. Leifs Augen haften auf den Lichtern der Mayer-Station.

      Die Raumfähre dreht sich langsam nach rechts und Leifs Heimat verschwindet aus seinem Blick. Unter ihnen ragen nur noch die zwei halbkugelförmige Gebäude der Helium-3 Reaktoren aus dem Mondstaub. Hinter den Gebäuden breitet sich das Mare Imbrium aus – das Meer der Ruhe. Das riesige „Mondmeer“ reicht bis zum Horizont und ist über und über mit Mondstaub bedeckt. Nur ab und zu sticht der Krater eines vor langer Zeit eingeschlagenen Meteoriten heraus.

      Dann verschwindet auch das Mare Imbrium. Vor Leif liegt jetzt der Gebirgszug der Montes Carpatus. Die Raumfähre steigt immer höher und neigt sie langsam nach vorne. Sie fliegen am Mons Kranz vorbei und über das Hochplateau hinweg. Unter Ihnen erscheint der Krater „Tobias-Maier C“. Hier haben Leif und Lien, Dr. Chen – Liens Vater – gerettet als er in eine Höhle gestürzt war.

      Dann fliegt die Raumfähre weiter nach Süden und über Gegenden hinweg, die Leif noch nie zuvor gesehen hat.

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