Wandlerin. Ana Marna
mal abgesehen?“
Karina schüttelte den Kopf.
„Nein“, sagte sie leise. „Ich meine, ein paarmal musste ich Männer abwehren, die zudringlich wurden. Aber ich konnte immer entkommen.“
Er wirkte eher ungläubig.
„Du bist nie ausgeflippt? Und hast dich dabei gewandelt?“
„Naja.“ Karina zögerte. „Ich rege mich manchmal schon recht schnell auf. Aber bisher konnte ich mich immer rechtzeitig zurückziehen. Ich weiß ja, dass eine Wandlung in der Öffentlichkeit nicht ratsam ist. Und ich will auf keinen Fall jemandem Angst einjagen oder gar verletzen.“
„Hm.“ Er wirkte nicht überzeugt, bohrte aber nicht nach. „Wie sieht es mit deinen Fähigkeiten aus? Beherrschst du Tarnung?“
„Irgendwie schon – denke ich. Aber ich weiß natürlich nicht, wie weit es überhaupt möglich ist, unsichtbar zu werden.“
Er grinste. „Also mit dem entsprechenden Training wird dich niemand sehen. Wandler natürlich ausgenommen.“
„Also ist es normal, dass ich Wärmebilder wahrnehme?“
Jetzt klappte ihm der Mund auf.
„Wärmebilder? Du siehst im Infrarotbereich? Verdammnis, das ist – neu.“
Karina war sich nicht sicher, ob ihr das gefiel. Aber viel wichtiger war ihr etwas anderes.
„Hab ich das richtig verstanden, dass Wandler einander sehen können, auch wenn sie sich – äh – tarnen?“
Javier nickte abwesend.
„Ja, wir haben wohl eine spezielle Ausstrahlung, Ausdünstung, was auch immer. Du wirst immer wissen, ob ein Wandler neben dir steht oder nicht. Aber Wärmebilder können wir normalerweise nicht erkennen. Wie sieht es mit deinen anderen Sinnen aus?“
„Sie sind besser als vorher.“
„Um wieviel besser?“
Karina zögerte. War es klug, diesem Mann alles zu verraten?
„Karina“, drängte er. „Du kannst mir wirklich vertrauen. Aber wenn wir deine Verfolger abhängen wollen, muss ich wissen, was du für Fähigkeiten besitzt.“
Also gut. Karina atmete tief durch.
„Ich höre und rieche sehr viel besser. Sogar besser als ich sehen kann.“
„Hast du irgendwann mal Dinge bewirkt, die dir seltsam vorkamen?“
„Du meinst, ob ich gehext habe? Nein!“
Das kam entschlossen. Sie konnte sich wirklich nicht entsinnen, jemals Ungewöhnliches bewirkt zu haben. Aber sie war auch immer damit beschäftigt gewesen, ihre neuen Fähigkeiten zu kontrollieren und unauffällig zu bleiben.
„Schade“, murmelte er. „Hexerei könnte uns tatsächlich helfen. Aber gut. Infrarotsicht ist vielleicht schon ein entscheidender Vorteil.“
„Ich will nicht kämpfen“, flüsterte Karina.
Er streichelte beruhigend über ihre Hand, die wieder normal aussah.
„Ich auch nicht“, versicherte er ihr. „Zumal deine Verfolger in der Überzahl sind. Und von Erdil weiß ich, dass er einer der besten Kämpfer von Asher Hunter ist. Es wäre nicht ratsam, ihm über den Weg zu laufen. Und Kriegerwölfe sind leider echte Kampfmaschinen. Die kennen nichts anderes. Also sollten wir ihnen möglichst aus dem Weg gehen.“
Karina war alles andere als beruhigt, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. Noch immer fragte sie sich, warum ihr dieser Wandler helfen wollte. Immerhin lief er ja in Gefahr, ebenfalls angegriffen zu werden. Aber sie wagte es noch nicht, nachzufragen. Sie wollte ihn nicht vertreiben. Er war die erste Person, mit der sie ehrlich reden konnte. Der Erste, der bereit war, ihr zu erklären, in was sie da hineingeraten war. Und das war ein gutes Gefühl. Eines, das sie nicht so schnell verlieren wollte.
„Vielleicht sollten wir jetzt schlafen“, schlug Javier vor. „Morgen früh überlegen wir, wie es weitergeht.“
Karina stimmte zu. Die Aussicht, wieder in einem Bett zu schlafen, war sehr verlockend. Und Javier schien es ehrlich mit ihr zu meinen. Vielleicht würde sie zum ersten Mal seit Tagen wieder durchschlafen können.
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