Lost Spirit. Serena S. Murray

Lost Spirit - Serena S. Murray


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kalt. Ich wusste weder, wo du hin bist, noch wann du nach Hause kommst. Du weißt doch, dass du vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein sollst.“ Schließlich kam Mutter zu ihr und strich über ihre Wange.

      „Was ist los? Du siehst aus, als ob du einen Geist gesehen hättest.“ Debbie lachte, aber ihr war anzusehen, dass das Verhalten ihrer Tochter sie nervös machte. Maddie konnte ihren Blick einfach nicht von der Kochschürze abwenden, die ihre Mutter trug. Es lag nicht daran, dass sie pink war. Oder dass darauf eine Frau im Bikini zu sehen war. Es lag an der Schürze an sich. Debbie Pearson ging normalerweise nur in einem Business Outfit aus dem Haus. Sie trug sehr selten Jeans und schon gar keine Hosen, die bequem aussahen. Doch genau das war jetzt der Fall. Maddie riss sich zusammen.

      „Mom, etwas Seltsames ist im Wald passiert. Da war eine Stimme und ich kann mich nicht mehr verwandeln.“ Okay, selbst in Maddies Ohren klang das unrealistisch und verrückt. Aber als ihre Mutter an ihrer Stirn ihre Temperatur fühlte, klappte ihr beinahe die Kinnlade herunter.

      „Geht es dir nicht gut? Hast du Fieber? Es kann nicht sein, dass du wirklich einen Geist gesehen hast, du hast keinerlei Fähigkeiten eines Nekromanten oder auch nur Orakels als Kind gezeigt. Und was genau hast du im Wald gesucht? Du weißt doch, dass das das Gebiet des Daemon Rudels ist. Sie hätten dich töten können, wenn sie dich gefunden hätten.“ Verwirrt schüttelte Maddie den Kopf.

      „Ich verstehe kein Wort. Mom, was ist hier los? Hast du gehört, was ich gesagt habe? Ich kann mich nicht mehr verwandeln! Meine Sinne sind abgestumpft und…“ Siedend heiß fielen ihr die Worte der Stimme ein. Da war es um ihren Wunsch gegangen, ein ganz normales Mädchen zu sein. Nun war es Debbie, die verwirrt den Kopf schüttelte.

      „Kind, ich weiß nicht, was du meinst. Hast du wieder eines deiner Fantasy Bücher gelesen und bist dann eingeschlafen? In was solltest du dich verwandeln?“

      „In meine Wölfin“, erwiderte Maddie vorsichtig. Debbie zog belustigt eine Augenbraue nach oben.

      „Du willst mich auf den Arm nehmen, oder? Egal, jetzt ist Schluss damit. Geh nach oben und wasch dich. Ich wärme das Essen wieder auf, dann gibt es Abendessen.“

      „Was ist mit Dean und Eve?“

      „Wen meinst du? Hast du neue Freunde, von denen ich nichts weiß? Ich fürchte, für mehr hungrige Teenager reicht das Essen nicht.“ Maddie schüttelte verwirrt den Kopf, dann durchfuhr sie eine eisige Kälte. Ohne ihrer Mutter eine Antwort zu geben, ging sie in den Flur hinaus. Langsam schloss sie die Tür hinter sich. Ihre Gedanken überschlugen sich, während ihr Körper in eine seltsame Lethargie verfiel. Kurz darauf hörte sie auch schon Teller klirren. Zögernd schaute sie die Treppe hinauf, doch dann gab sie sich einen Ruck. Ihr Körper fühlte sich fast taub an, als sie die Stufen nach oben ging. Es befanden sich drei Zimmer im ersten Stock. Maddie hatte ein Eigenes, ihre Mutter schlief im Zimmer am Ende des Ganges und das größte Zimmer war den Zwillingen zugefallen. Maddie drehte den Türknauf und schaltete das Licht an. Seltsamerweise war die Sonne mittlerweile wirklich untergegangen. Der Schein einer einzelnen Glühbirne, die verloren in der Mitte des Zimmers hing, verbreitete einen zu hellen Schein. Statt der zwei Betten standen nun Kisten über Kisten herum. Und statt eines Tisches für zwei Kleinkinder gab es einen Schreibtisch, auf dem sich Rechnungen stapelten, die es nicht in die Ordner auf dem Boden geschafft hatten.

      „Eve und Dean sind verschwunden“, murmelte sie fassungslos. Mit zitternden Beinen ließ sie sich am Holzrahmen der Tür entlang auf den Boden gleiten. Anscheinend hatte dieses seltsame Wesen ihr ihren unbedacht geäußerten Wunsch erfüllt. Sie war nun ein normaler Teenager, deren Mutter sich wie eine Mutter benahm und in der Küche für das Abendessen sorgte, anstatt von unterwegs etwas mitzubringen. Ihre Wölfin war verschwunden, was die Leere in ihrem Inneren erklärte. Völlig überfordert von der ganzen Situation legte sie den Kopf in die Hände. Wie konnte so etwas sein? Träumte sie oder war es Realität? Von hier oben hörte sie ihre Mutter in der Küche summen. Das war so untypisch für die Rudelführerin, die Maddie kannte, dass sie sich schließlich einen Ruck gab, um in ihr eigenes Zimmer zu gehen. Auch das sah anders aus. An der Wand hingen Poster von Sängern, die Maddie nicht einmal kannte. Sie interessierte sich eigentlich nicht so sehr für Musik. Dafür waren aber all ihre geliebten Bücher noch da. Doch weder der Ball, den sie als Welpe zerbissen hatte, noch die Fotos ihrer Geschwister waren an ihrem Platz auf der Kommode zu finden. Maddie ballte die Hände zu Fäusten und unterdrückte die Panik, die erneut von ihr Besitz ergriff. Sie würde herausfinden, was genau geschehen war. Und dann würde sie es rückgängig machen. Irgendwie würde sie das schaffen.

      Flynn fluchte leise, als der Nachbarshund anfing zu bellen. Im Schutz der Dunkelheit huschte er durch den Garten des Mehrfamilienhauses, das er zusammen mit seinen Eltern, seiner jüngeren Schwester und fünf weiteren Familien bewohnte. Es war ein Haus in dritter Reihe, sodass er ein wenig brauchte, um die viel befahrene Hauptstraße zu erreichen. Zielstrebig machte er sich auf den Weg, bis er nach wenigen Minuten den Waldrand erreichte. Das Schimmern an seinem Blickrand ignorierend, lief er ins Dickicht, bis er von der Straße aus nicht mehr zu sehen war. Die Unruhe hielt ihn fest im Griff. Seine Haut kribbelte und er konnte einfach nicht stillstehen. Aus der Ferne hörte er Wolfsgeheul, doch das war so gewöhnlich wie die Waldtiere, die schnell vor ihm flohen, obwohl er keine Gefahr für sie darstellte. Schließlich erreichte er die Stelle, nach der er gesucht hatte. Verborgen zwischen zwei großen Bäumen und kleineren Waldbeerensträuchern verbarg sich ein kleiner Kräutergarten. Gerade, als er sich bückte, um ein Büschel der Kräuter auszureißen, hörte er es hinter sich knacken. Sein Herz fing an zu rasen und Schweiß trat auf seine Stirn. Der Wolf, der sich angeschlichen hatte, starrte ihn an. Dann kam das Knurren, tief aus der Brust, bis schließlich die Zähne zu sehen und die Lefzen nach oben gezogen waren. Flynn hob beide Hände über den Kopf. Er wusste, dass das hier ein normaler Wolf war, kein Wandler. Im Prinzip war das sogar weniger gefährlich. Doch dieses Tier hier würde keine Rücksicht darauf nehmen, dass er ein Orakel war. Die Rippen stachen aus den Seiten des Wolfes hervor. Sein braunes Fell war schmutzig und verfilzt.

      „Ganz ruhig. Glaub mir, ich eigne mich nicht so sehr als Mahlzeit.“ Der Wolf knurrte nur noch tiefer, als er aus seiner ungünstigen Situation herauskrabbelte und sich vor seinen Kräutern aufstellte. Flynns Gedanken rasten. Was sollte er tun? Er hatte zwar ein Messer im Stiefel stecken, aber der Wolf würde schneller an seiner Kehle hängen, als er die Waffe ziehen konnte. Wenn er seine Magie benutzte, dann verriet er sich. Und das kam auf keinen Fall in Frage. Selbst, wenn er sein Leben dafür verlor. Adrenalin jagte durch seine Adern. Doch das Blut gefror in seinen Adern, als er ein weiteres Wolfsheulen hörte. Wie aufs Stichwort sprang eine weiße Wölfin aus dem Dickicht. Sie knurrte wie der echte Wolf, doch ihre Augen wanderten unruhig hin und her. Für wenige Sekunden schloss Flynn die Augen. Eine Wandlerin, die sich wahrscheinlich gleich dem echten Wolf unterordnen würde. Sie verhielt sich nicht wie eine dominante Wandlerin, sondern eher wie ein verschrecktes Mädchen, das nicht wusste, was sie tun sollte. Und das obwohl sie um einiges größer war. Zum Glück konzentrierte sich der braune Wolf jetzt auf die Unterbrechung und nicht mehr auf Flynn. Er wusste, dass er keinen Fluchtversuch wagen sollte. So würde er nur schneller als Beute erlegt werden. Die Luft war getränkt von Schweiß, Angst und animalischen Trieben. Flynn sah sein letztes Stündlein gekommen, doch plötzlich erinnerte sich die weiße Wölfin daran, dass sie im Rang über dem reinblütigen Jäger stand. Sie schoss nach vorn und biss zu. Im Licht des Mondes konnte er sehen, dass ihr Fell nicht rein weiß war, sondern eine interessante Färbung aufwies. Der hungrige Wolf ließ sich nicht so leicht verjagen. Er kämpfte um das Recht, den Menschen zu töten, der unglücklicherweise seinen Weg gekreuzt hatte. Die Wölfin steckte einige schlimme Bisse ein, die sich hauptsächlich auf ihre Beine und ihre Flanke konzentrierten. Doch schließlich erwischte sie den männlichen Wolf am Nacken. Sie schleuderte ihn umher und stieß zum ersten Mal ein Knurren aus, das als dominant zu bezeichnen war. Und endlich zog der Wolf den Schwanz ein und verschwand winselnd. Flynn blieb, wo er war. Die Wölfin schnaubte und leckte sich kurz über ihre Wunden, dann schaute sie zu Flynn.

      „Du gehörst nicht zum Daemon Rudel. Also gibt es für dich keinen Grund, mich zu bestrafen, weil ich mich nachts außerhalb der Stadt aufhalte.“ Innerlich stöhnte er auf. Was machte er da? Versuchte er durch Logik sein Leben zu retten? Und das gegenüber einem Wesen,


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