Liebe und Alltag in der DDR. Helena Zauber

Liebe und Alltag in der DDR - Helena Zauber


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Die war nämlich in sich grün gemustert.

      „Olaf hat gestern die Lampen angebracht und die Löcher für die Haken auf dem Balkon gebohrt. Dann hat er den Spiegelschrank im Bad anbringen wollen. Dabei ist er mit dem Bohrer in der Küche angekommen. Ich konnte nur noch lachen und habe gesagt:, Von der anderen Seite kann ich ja einen Topflappen anhängen!´. Es ist nämlich gleich neben dem Herd. Donnerstag macht Olaf dann die Gardinenstangen ran. Ich freue mich so auf Dich und darüber, dass Du im Urlaub nicht mehr in die Wohnunterkunft kommen musst!

       Heute hatte ich Post von Deinen Eltern. Deine Mutter hat sich erbarmt und am 30.6. sich für meine Zeilen bedankt. Hat sie auch an Dich geschrieben? Sie haben mir auch nicht zum Geburtstag gratuliert.“

      Hier muss ich doch mal erwähnen, meine Schwiegereltern waren vom Anfang unserer Ehe bis zum Ende sehr speziell.

      „Ich bin ganz schön k.o., das Streichen mit der Rolle geht ganz schön in die Arme. Aber nun ist es ja bald geschafft und Konni hilft mir beim Saubermachen. Apropos: Konni: Ihre Aussprache war ja heute. Alle waren da, nur der Obermacker von der Unterkunftsverwaltung nicht. Er wollte wohl seine Niederlage nicht öffentlich hinnehmen. Jedenfalls bleibt sie nun erstmal in ihrem Zimmer.“

      Ich beende den Tagesbericht an Hannes mit ein paar Bemerkungen abschließend zu seinen Eltern und dass ich mit dem schmerzenden Handgelenk aufhören muss zu schreiben, nicht ohne liebe Grüße und ihn meiner Liebe versichert zu haben.

       G

      

       leich am nächsten Morgen

      „Nun bist Du schon zwei Monate dort und mir kommt es viel länger vor. Aber die nächsten drei Wochen werden für uns beide wohl sehr schnell vergehen, oder?

       Fratz, Du wirst Augen machen, wenn Du kommst! Das Wohnzimmer ist dann nämlich fast komplett fertig. Ich hoffe, dass Dir alles gefällt und versuche es so schön, wie möglich für uns zu machen.“

      Diese Zeilen sagen mir, ich hatte doch schon alle Möbel für das Wohnzimmer, als Überraschung für meinen Schatz. Das deckt sich auch mit meinen Erinnerungen.

       A

      

       m Abend des 3. 7. kann ich Hannes

      „Und das kam so. Ich bin während der Pause auf Arbeit mal schnell zum Kuchenstand vorgelaufen und war ganz in Gedanken, wegen unserer Wohnung. Ich dachte gerade darüber nach, wo ich Bretter für ein Regal herbekomme. Da spricht mich ein Arbeiter an: ,Nun mal nicht so schnell!´. Er kam mir irgendwie bekannt vor, klar aus dem „Struck“ aber ich sage, ganz in Gedanken: ,Ich brauche Bretter´ und er antwortet doch prompt, in dem er fragt: ,Wie viele und wie groß?´. Da war ich baff, sagte aber die Größe und drei Stück. Du wirst es nicht glauben, Fratz, mittags brachte er mir die Bretter! So brauchte ich nur noch die Leitergestelle dazu kaufen und Olaf hat es mir gleich angebaut. Die Bretter sind so toll, das ist nie und nimmer Abfallholz. Und das Beste ist, sie kosten nichts. Er wisse ja, wie das so ist, wenn der Mann bei der Armee ist, wollte helfen. Na, ich gebe ihm am Wochenende im ,Struck´ einen Kaffee aus.

       Fratz, freust Du Dich ein bisschen mit, dass doch noch alles so gut klappt? Ich denke doch, oder? Wie geht es Dir? Kannst Du mir mal schreiben? Ab nächste Woche Mittwoch kannst Du ja schon an die neue Adresse schreiben. Mir ist wie Weihnachten, weil ich so viel Vorfreude habe! Hoffentlich gefällt Dir alles!

       Ach mein Liebling, noch drei Wochen bis wir uns sehen! Hoffentlich geht mit Deinem Urlaub alles klar! Schade, dass Du bei allem nicht dabei sein kannst! Konni meinte ja scherzhaft, unsere Männer würden sich ins gemachte Netz setzen und das müsse ja eigentlich umgekehrt sein. Aber keine Angst, ich lass Dir noch Arbeit übrig. Außerdem müssen wir ja im Frühjahr wieder renovieren, weil das Haus noch arbeitet. Da ist es auch gut, dass ich jetzt nur einfache Tapete genommen habe.“

      Am Morgen des 4. 7. melde ich mich mit den Worten:

      „Ich habe heute wieder wirres Zeug geträumt: Plötzlich standen Deine Eltern vor der Wohnungstür um gute Ratschläge zu geben. Meinst Du die kreuzen hier unangemeldet auf? Das machen sie ja bei Oma und Hans auch immer so. Na ja, ich vergesse diesen Traum schon wieder. Morgens wird man hier von der Kälte wach und das im Juli. Hoffentlich ist es bei Dir in der Nähe von Berlich nachts wärmer. Hast Du auch genug zu essen? Schreib bloß mal. Es ist nämlich doch ganz schön doof, wenn keine Post von Dir kommt, auch wenn ich weiß, dass so schnell keine kommen kann.

       So nun muss ich aber los, hab ja noch ein Arbeitsverhältnis.“

       Auc

      

       h mein nächster Brief beginnt mit

      „Bin gleich nach der Arbeit in die Wohnung gefahren und habe Erdbeeren eingeweckt. Es sind 4 große und 4 kleine Gläser geworden.“

      Jetzt denke ich gerade, dass ich so was noch gemacht habe! Sicherlich, weil es auch Erdbeeren selten und wenig gab und Hannes und ich sie gerne aßen. Aber Ella und ich haben auch meine selbst genähten Gardinen aufgehängt. Wir fanden, diese sind toll geworden.

      „Langsam wird aus dem Betonkasten eine Wohnung! Deine Boxen stehen jetzt 3,5 Meter auseinander, das ist ein Klang! Es ist schon wieder Zeit zum losgehen. Entschuldige, dass dies nur ein kurzer Brief geworden ist. Heute in einer Woche ist es soweit, dann ziehe ich um. Ich bin schon ganz aufgeregt!“

      „

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       Ich war heute mit Konstanze

       schon um 15:00 Uhr in unserer Wohnung. Wir sind von der Arbeit aus getrampt, um Zeit und Busgeld zu sparen. In der Beziehung wohnen wir dann günstig.“

      Das Ostseeviertel, in das Hannes und ich zogen, war gleich der erste Stadtteil von Greifswald, der in Richtung Lubmin lag.

      „Wir haben wieder geputzt und anschließend beide ausgiebig geduscht. Der Boiler ist nicht leer geworden. Das ist doch gut, oder? Danach waren wir bei Konni fernsehen und haben uns von der vielen Arbeit erholt.“

      Am 6. 7. morgens stellte ich fest, dass ich in einer Woche schon in der neuen Wohnung aufwachen werde:

      „Ich bin gespannt, wie das wird.“

      14. Kapitel

       M

      

       ein 37. Brief geht wieder über 2 Tage,

      Man konnte damals ganz legal Baumaterialien im AKW erwerben. So genanntes Rest- oder Abfallmaterial. Allerdings musste das bei Beton spontan und schnell gehen. Dann machte ich mir Sorgen, dass Hannes im Feldlager nachts frieren könnte:

      „Frier Dir bloß nichts ab!“

      Was ich damit wohl meinte?

      Es scheint, als wäre im Juli 1985 das Wetter merkwürdig gewesen. Seit ein paar Tagen war es am Tag heiß aber in der Nacht kalt, was ich sogar in meinem Unterkunftszimmer merkte. Gleichzeitig gab es dort immer noch kein warmes Wasser. Was mich ja nicht groß störte, da ich ja in der Wohnung duschen oder baden konnte. Aber am Vortag hatte ich festgestellt, dass unser Keller dort unter Wasser stand:

      „Ein Glück, dass ich die Kartons auf einen Metallreif mit einer Sauerkrautplatte gelegt habe. Das habe ich hier gefunden. Hier ist sowieso rundum Baustelle. Es gibt auch noch keine Mülltonnen. Richtig fertig ist das Haus auch noch lange nicht. Es gibt auch noch keinen Fernsehanschluss. Der Antennenverteiler


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