Star-Liner. Michael Schenk

Star-Liner - Michael Schenk


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nicht von ungefähr, denn die von Menschen mitgebrachten Lebensformen begannen die einheimischen zu dominieren. Eine verhängnisvolle Entwicklung, der man inzwischen bei Neubesiedlungen entgegenzuwirken suchte. Der Mensch sollte sich seine Welten nicht mehr untertan machen, sondern als ihr Bestandteil leben.

      Nach gut einer Stunde Fahrt tauchten am Horizont dunkle Wolken auf, die gelegentlich von einem rötlichen Schein erhellt wurden.

      „Verehrte Gäste, wir nähern uns nun allmählich dem Feuerring. Er besteht aus zwölf sehr dicht beieinander liegenden Vulkanen. Ursprünglich voneinander getrennt, gab es vor einigen 10.000 Jahren eine Supereruption, die letztlich dazu führte, dass die meisten Calderas, das sind die Krater, in sich zusammenfielen und zu einem gemeinsamen verschmolzen. Gleichzeitig hoben sich die einzelnen Vulkane an. Heute bilden sie den großen Krater, der aus zehn Magmaquellen gespeist wird, die alle gemeinsam nach Westen strömen. Dort ergießt sich die Magma dann über den niedrigsten Punkt des Kraterrandes. Sie werden feststellen, dass das ein unvergesslicher Anblick ist. Mehr will ich nicht verraten“, sagte die Einheimische. „Lassen Sie sich einfach überraschen.“

      Die Frau hatte nicht zu viel versprochen. Eine weitere Stunde später hielten die Busse der roten Gruppe auf der Kuppe eines großen Hügels, der über die Baumkronen des Waldes aufragte und freien Blick auf den Feuerring der Vulkane bot.

      Viele der Touristen blieben auf ihren Sitzplätzen, denn schon der Anblick durch die Panoramascheiben der Fahrzeuge war atemberaubend.

      Der zusammengewachsene Vulkankegel ragte rund viertausend Meter in die Höhe und dort, wo die Magma über den Rand floss, gab es einen Vorsprung, so dass die zähe und glühende Masse wenigstens zweitausend Meter im freien Fall zurücklegte, bevor sie auf die Schräge des Hangs traf und von dort in breitem Strom nach Westen floss. Einige hundert Meter vom Fuß des Vulkans entfernt schob sie sich in einen großen See, von dessen Ufer dichte Dampfschwaden aufstiegen.

      Joana und William stiegen mit den Tour-Guides und Catherine DeVille aus. Dann folgten immer mehr der anderen. Holo-Vid-Kameras wurden gezückt, andere machten Stereoaufnahmen mit ihren Fotoapparaten.

      Direkt neben Joana und Will baute sich das Team von Galactic News auf und Yoko Sakakura schien regelrecht verzückt, als sie ihre Eindrücke ins Mikrofon sprach. „Hier ist Yoko Sakakura für den Passenger´s Observer. Ich stehe hier einige Kilometer vom so genannten Feuerfall entfernt und ich muss sagen, der Anblick übertrifft alle Beschreibungen, die ich bislang von diesem herrlichen Wunder erhalten habe. Wie Sie sehen können, verehrte Zuschauer, hat man tatsächlich den Eindruck, das Feuer falle aus dem Himmel. Dazu ein unbeschreibliches fernes Donnern und ein ungeheuerliches Zischen, wenn die feurige Glut auf die nasse Flut trifft.“ Yoko wandte sich der Einheimischen zu, die ebenfalls ausgestiegen war. „Eine Frage an unsere charmante Begleiterin … Die Magma erkaltet doch sicherlich in diesem See. Wird da das Ufer nicht immer breiter und die Wasserfläche schrumpfen?“

      „Normalerweise wäre das der Fall, doch dieser See ist eigentlich kein See, sondern die Verbreiterung des Noabatsa-River. Seine Strömung ist unglaublich stark und packt die abkühlende Glut und reißt sie mit sich. Natürlich lagert sich viel davon ab, doch der Noabatsa fräst sich förmlich sein neues Flussbett hindurch. Um Ihnen eine Zahl zu nennen … In den vergangenen dreißig Jahren ist das östliche Ufer um keine zehn Meter breiter geworden.“

      „Ich danke Ihnen für diese Information“, sagte Yoko artig und wandte sich wieder der Kamera zu. „Liebe Zuschauer, der Feuerfall von Vulkan gehört ganz sicher zu den Wundern der Galaxis und wir können gespannt sein, welche Sehenswürdigkeiten uns auf dieser Kreuzfahrt noch erwarten. Sie hörten Yoko Sakakura von Galactic News mit einer Sendung für den Passenger´s Observer von Interstellar Travel Tours.“

      Yoko ließ das Mikrofon sinken und führte mit der freien Hand eine Geste quer über ihre Kehle durch, die seit Jahrhunderten keinen Zweifel an ihrer Bedeutung ließ.

      Kameramann Ted Johnson ließ die Holo-Vid-Kamera sinken und Tontechniker Horst Remmers schaltete sein Aufnahmegerät ab. Sofort war Patty Morrow heran und verteilte kühle Erfrischungsgeräte an das Team.

      „Wir werden nachvertonen müssen“, meinte Remmers. „Mir kommt das Grollen des Vulkans ein wenig … schwach … vor. Etwas bedrohlicher würde besser klingen.“

      Yoko nickte. „Kein Problem. Das kannst du in deiner Trickkiste bestimmt entsprechend mixen. Wie war das Bild?“

      „Einwandfrei.“ Johnson strich beinahe zärtlich über das Gehäuse seiner Kamera.

      Joana hatte schon etliche Aufnahmeteams verschiedener Sender auf der Sky-Base Arcturus gesehen und ihr kam die Kamera von Johnson ungewöhnlich groß vor. „Eine Frage, Mister Johnson, wenn Sie erlauben … Ihre Kamera, sie kommt mir etwas unhandlich vor.“

      Der Mann grinste sie an. „Ist sie auch. Ist ein älteres Modell, aber ich ziehe es den modernen vor. Hier werden viele Einstellungen nicht von einer Tetronik durchgeführt, sondern müssen per Hand vorgenommen werden. Sehen Sie, Miss, ich verlasse mich nur ungern auf automatische Einstellungen.“

      „Manchmal nimmt Ted bewusst scheinbar falsche Justierungen vor, um bestimmte Effekte zu erzielen“, assistierte Patty Morrow. „Ted gehört noch zur alten Schule, wenn Sie verstehen. Halt ein echter Medien-Traditionalist.“

      Ted lachte auf und klatschte die Hand der jungen Frau ab.

      Yoko hatte gerade einen Kommentar in ihren tragbaren Mini-Comp am Handgelenk gesprochen. Joana hörte, wie sie sich wieder an ihr Team wandte. „Ein Beitrag für den Observer soll fünfzehn Minuten lang sein. Ein paar fehlen uns noch. Irgendwelche Vorschläge?“

      Prompt meldete sich Patty zu Wort. „Genau genommen ist Vulkan der Erde und dem Mars sehr ähnlich. Ein bisschen zu ähnlich, finde ich. Wie wäre es mit ein paar weiteren Landschaftsaufnahmen und der von ursprünglich einheimischen Tieren? Dann könnten Sie einen mahnenden Kommentar zu invasiven Lebensformen einbinden, Yoko.“

      „Keine schlechte Idee“, meinte die Moderatorin, „aber ich fürchte, das würde den Einheimischen und auch Interstellar Travel Tours nicht besonders gefallen. Zumal wir diesen Punkt in der Eröffnungssendung der Reihe schon ausführlich ansprechen. Lasst uns lieber noch ein paar Nahaufnahmen vom Feuerfall machen. Aus einem etwas anderen Winkel.“

      „Kameradrohne?“, schlug Ted vor.

      „Ausgezeichnete Idee. Luftaufnahmen kommen immer gut. Ja, nimm die Drohne und versuche ein paar Aufnahmen aus dem Inneren des Feuerrings zu bekommen.“

      Patty Morrow öffnete ihre große Umhängetasche und entnahm ihr eine kleine Kameradrohne. Während das Fluggerät mit schwirrenden Rotoren davonflog, entfernte sich Joana von dem Team und trat an William Southrons Seite.

      „Ein toller Anblick, nicht wahr?“, sagte er leise und Joana spürte, wie er die Hand unmerklich um ihre Taille legte.

      Im ersten Moment überlegte sie, ob sie sich ihm entziehen solle. Doch sie hatte schließlich Urlaub und ein klein wenig Entspannung stand ihr gut. Vielleicht war dieser William ja doch eine angenehme Begleitung. Immerhin, mit dem Feuerfall fing die Kreuzfahrt recht interessant an und in den folgenden Tagen und Wochen konnte sich ja noch so einiges ergeben …

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