Die Verdammten Reiche. Casy Paix

Die Verdammten Reiche - Casy Paix


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rasenden Herzschlag zu beruhigen, denn ich musste wieder auf die Beine kommen um von hier zu fliehen. Einen weiteren Angriff seitens des Magiers würde ich nicht überstehen. Verbissen drückte ich die Beine durch, doch ich hatte keine Kraft mehr mich zu bewegen. Eine bleierne Schwere hatte sich meiner bemächtigt und unfähig mich auch nur das kleinste bisschen zu bewegen lauschte ich hilflos den näher kommenden Schritten.

      Eine Welle aus Furcht und Verzweiflung brach über mich herein, denn ich ahnte, das wenn er mich erreichen sollte, mir neben dem brennenden Schmerz noch etwas viel Gefährlicheres drohte.

      Meine weiße Seele verdichtete sich zu einer silbrig schimmernden Barriere und schloss mich vollständig ein. Sofort konnte ich leichter atmen und die Schmerzen ebbten ab. Absolute Stille umgab mich. Nichts was jenseits dieser Barriere war, schien mir etwas anhaben zu können. Ich fühlte mich geschützt, geborgen und losgelöst. Ich war mir sicher, das die Kraft des Magiers nicht ausreichen würde, bis zu mir durchzudringen. Er würde mir nichts mehr anhaben können. Ich musste es nur schaffen aufzustehen und von hier zu verschwinden.

      Nie hätte ich gedacht das meine weiße Seele so mächtig sein konnte. Immer hatte ich ihr Gegenstück für das machtvoller von beiden gehalten, doch anscheinend hatte ich mich da getäuscht. Die silbrige Barriere meiner weißen Seele hüllte mich in einen schützenden Kokon und fasziniert beobachtete ich die kleinen Wirbel, die immer wieder darin entstanden. Es war so wunderschön anzusehen, das ich mich regelrecht in diesen Anblick verlor und die sich nähernde Gefahr vergaß.

      Jedoch nur so lange, bis ich grob am Kinn gepackt wurde und von einem Augenblick zum nächsten in zwei amarantfarbene Abgründe blickte.

      „Du bescherst mir nichts als Ärger kleine Hexe. Wie kannst du es wagen in meinem Reich diese Reinheit freizulassen? Ich hätte dir beide Seelen nehmen sollen!“

      Akeshs harte, gefühllosen Worte lösten eine andere Art von Angst in mir aus, doch gleichzeitig entfachte die Berührung seiner Finger ein fast vergessenes Gefühl. Von jetzt auf gleich erlosch meine weiße Magie und ich kam mir wieder unsagbar verletzlich vor. Akeshs Augen huschten über meinen Hals, aber bevor ich etwas sagen konnte, ließ er mich los und stand auf.

      Ein Zittern überkam mich und ängstlich sah ich zu seiner riesigen Gestalt auf. Er beachtete mich aber nicht weiter, sondern trat an mir vorbei und dem Magier gegenüber, der direkt hinter mir stand.

      Ich hatte nicht einmal bemerkt das er mir so nahe gekommen war.

      „Xylas, was bei allen Verdammten tust du hier?“

      Akeshs Stimme war mehr ein Knurren als verständliche Worte, doch der Magier schien ihn nur zu gut zu verstehen. Ein entwaffnendes Lächeln erschien auf seinen schön geschwungenen Lippen und mir wurde mit einem Mal noch kälter.

      „Freust du dich denn nicht mich zu sehen?“

      „Nicht im Geringsten.“

      „So ehrlich wie immer, aber genau das liebe ich an dir mein Bruder.“

      Xylas warf mir an Akesh vorbei einen unleserlichen Blick zu und mir wurde erst in diesem Moment bewusst, wie falsch ich lag. Xylas war nicht nur irgend ein Magier, nein, er war viel mehr. Er war ein wilder Gott!

      „Anscheinend begreift deine kleine Hexe endlich, mit wem sie sich angelegt hat.“

      „Ist es nicht eher so, das du sie provoziert hast? Du holst sie aus dem Verlies nur um sie dann umzubringen?“, fragte Akesh missmutig.

      „Ich wollte dich nur zum Handeln zwingen. Du wirktest so unentschlossen“, verteidigte sich Xylas mit einem Schulterzucken.

      Ungläubig starrte ich Xylas an. Er war es also gewesen der mich aus meiner kalten Zelle hierher gebracht hatte. Unmöglich, das konnte nicht wahr sein!

      Das Schlimmste daran war jedoch, dass mich in seinen Armen dieses verräterische Gefühl der Geborgenheit ergriffen hatte und allmählich begriff ich meinen Irrtum. Xylas Gefährlichkeit lag im Verstecken, anders als bei Akesh, dessen tiefschwarze Aura schon Warnung genug war. Xylas war derjenige, der Rias und die anderen umgebracht hatte. Selbst wenn er es nicht eigenhändig getan hatte, so hatte er zumindest den Befehl dazu gegeben. Wütend ballte ich meine Hände.

      „Ich werde dich eigenhändig umbringen!“, zischte ich zornig und funkelte ihn böse an.

      „Nur zu, versuche dein Glück!“

      „Du hast sie alle umgebracht! Du -“

      „Sei still Ellysa!“

      Akeshs scharfer Befehl ließ mich verstummen. Xylas zog herausfordernd eine Augenbraue nach oben während sich seine Augen unheilvoll verdunkelten.

      „Du hast es ihr also nicht gesagt? Du hast ihr die Wahrheit über ihre Gefährten verschwiegen? Anscheinend willst du sie doch quälen.“

      „Verschwinde Xylas! Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein!“, stieß Akesh wütend hervor, während seine Aura dunkler und erdrückender wurde.

      Xylas verkniff sich ein Lächeln und in einer fast sanft anmutenden Geste strich er Akesh mit dem Finger über die Wange.

      „Lass uns ein anderes Mal darüber sprechen. Ich habe gerade tatsächlich nicht so viel Zeit und die will ich mir schließlich nehmen, wenn ich mit dir zusammen bin. Wie es scheint, macht meinen Männern ein kleiner Dieb Probleme. Bis bald mein Lieber.“

      Nach einem letzten eisigen Blick auf mich, drehte sich Xylas um und war schon im nächsten Moment verschwunden.

      „Was hat das alles zu bedeuten?“, hauchte ich.

      Zu mehr war ich nicht in der Lage. Der brennende Schmerz von Xylas Angriff war zwar verschwunden, aber das änderte nichts daran, das ich mich kraftlos und müde fühlte. Mit klopfendem Herzen wartete ich darauf, das mir Akesh antwortete.

      Bedeuteten Xylas Worte das Rias, Viktor und die anderen noch lebten? Das ich auf einen uralten Trick hereingefallen war? Bedeutete es, das ich mich von Xylas gekonnt hab täuschen und anstacheln lassen? Das Keross teilweise Vernichtung tatsächlich nichts weiter war, als das Ergebnis eines kleinen Spiels, indem ich einer braven Schachfigur gleich den Zug der Zerstörung ausgeführt hatte? Und wofür das alles? Nur um zu zeigen wie gefährlich ich war? Das meine Kräfte endlich versiegelt werden mussten?

      Ich musste es von Akesh hören, ich musste die Wahrheit erfahren!

      „Es ist Zeit, das ich dich zurückbringe.“

      Akesh Worte jagten mir einen kalten Schauer über den Rücken und ich sah die Chance verstreichen von ihm die Antwort zu bekommen, die ich so sehr begehrte.

      „Nein, warte!“, flehte ich, als er sich mit einer geschmeidigen Drehung zu mir umwandte.

      Seine unheilvolle Aura legte sich wie ein erstickender Mantel über mich, als er sich hinabbeugte und mich hochhob. Ich sackte an seine breite Brust und eine vernebelte Erinnerung blitzte in meinem Kopf auf.

      „Bitte, bitte bring mich nicht zurück in das Verlies.“

      Ich konnte die Tränen in meiner Stimme hören und hasste mich selbst dafür.

      Seit wann war ich so hilflos geworden? So verwundbar?

      Die Antwort kam sofort, seit mir meine schwarze Seele fehlte. Die Kraft, die sie mir gegeben hatte, war mit nichts gleichzusetzen.

      „Hast du Angst vor der Kälte, der Dunkelheit oder vor mir?“, fragte Akesh und ich konnte das dunkle Vibrieren seiner Stimme an seiner Brust hören.

      „Ich weiß es nicht. Ich weiß momentan gar nichts mehr“, antwortete ich ehrlicherweise.

      Wahrscheinlich war es von allem etwas. Das Eingesperrt sein in dieser kalten Zelle hatte mich mit meinen Ängsten und meiner Einsamkeit konfrontiert. Seltsamerweise verspürte ich gerade in Akeshs Nähe nichts davon. Sogar meine Angst war im Moment verschwunden.

      Darüber, dass sich das schlagartig ändern konnte, war ich mir nur


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