Mutige Studenten. Geri Schnell

Mutige Studenten - Geri Schnell


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vorbeigebracht und er hat die Kurzzusammenfassung gelesen.

      Sein Mine wirkt skeptisch, noch sagt er kein Wort und liest sie ein zweites Mal genauer durch. Für Anna ist es schwer auszumachen, ob er ihrer Theorie zustimmt, oder ob er sie für Schwachsinn hält, wie er sich gerne Ausdrückt, wenn ihm ein Student nicht die richtige Antwort gibt.

      Nachdem er die Zusammenfassung nochmals durchgelesen hat, blättert er durch den Bericht. Ab und zu bleibt er auf einer Seit etwas länger, dann blättert er ohne einen Kommentar abzugeben weiter. Anna bekommt es langsam mit der Angst zu tun. Irgendwie hat sie das Gefühl, dass der Professor nicht einverstanden ist. Doch noch hat er sich nicht richtig geäussert. Doch dann blickt er auf, bald wird das Urteil gefällt.

      «Ja Frau Fuchs», beginnt er und scheint sich seinen Kommentar noch zu überlegen, «ich weiss nicht, wie Sie zu diesen Schlüssen gekommen sind, sehr gewagt, ich hoffe, dass Sie die Theorie gut begründen können.»

      «Ich hoffe schon.»

      «Wenigstens haben Sie sich die Mühe gemacht, etwas Eigenständiges abzuliefern und nicht nur Berichte aus dem Internet umgedichtet, das werde ich ihnen als Pluspunkt anrechnen. Nur die Theorie sollte schon auf einer guten Grundlage aufbauen. Da bin ich skeptisch, ich muss mir wohl oder übel die Zeit nehmen, alles genau zu studieren. Sie hören noch von mir.»

      Damit war die Besprechung beendet. Mit einem gemischten Gefühl verlässt Anna das Büro des Professors. War sie zu weit gegangen? Ein Gefühl der Angst steigt in ihr auf und sie fühlt sich schlecht und dabei sollte sie eigentlich erleichtert sein, sie hat ihre Arbeit abgegeben, jetzt kann sie wieder mit dem zivilen Leben beginnen.

      Olivia befasst sich langsam mit den eingesammelten Pflanzen. Sie legt einen Katalog an und bereitet Proben zur Bestimmung der DNA vor. Solche Versuche dauern einige Zeit, sie wird noch einige Wochen auf ein Ergebnis warten. Allzu viel erhofft sie sich von den Ergebnissen nicht. Schon vom geografischen Standpunkt aus, kann es keine bedeutende Übereinstimmung geben, die Proben wurden auf der gegenüberliegenden Seite der Erde genommen. Zudem sind die Klimabedingungen und das Alter der Proben soweit auseinander, dass man davon ausgehen muss, dass es gar keine Übereinstimmung gibt.

      Dies würde die Sache wieder interessanter gestalten. Immerhin hat sie Pflanzen gefunden, die von der Art her, eine gewisse Ähnlichkeit mit Pflanzen aus der Pfahlbauerzeit aufweisen. Dies könnte unter Umständen so interpretieren werden, dass die Schöpfung unter ähnlichen Bedingungen zu ähnlichen Konstruktionen kommt. Doch um solchen Schlüsse zu ziehen, braucht sie die genauen Ergebnisse.

      Heute Nachmittag hat sie noch einen Termin bei der Kollegin, welche versucht, das Tagebuch zu retten. Sie hofft, dass man wenigstens das Alter des Fundes herausfinden kann.

      «Hallo, ich bin Leni», wird sie von der jungen Frau im weissen Kittel begrüsst.

      «Ich weiss, - Ich bin Olivia.»

      «Komm mit, ich zeige dir wie weit wir mit deinem Fund gekommen sind.»

      «Kann man etwas entziffern?»

      «Ich hoffe schon, nur, es ist in einer sehr kleinen Handschrift geschrieben, zudem hatte die Tinte eine schlechte Qualität, doch wir werden das Ding schon schaukeln, es ist alles eine Frage des Aufwandes.»

      «Danke für die Hilfe», bedankt sich Olivia, «ich bin gar nicht sicher, ob sich ein solcher Aufwand überhaupt lohnt. Ich habe auch kein Budgets für solche Untersuchungen.»

      «Das lass meine Sorge sein, es ist eine gute Übung, ich kann die Kosten unter Versuche abbuchen, das ist kein Problem.»

      «Da bin ich dankbar, es interessiert mich einfach, es muss einen Grund geben, warum das Tagebuch so gut versteckt wurde.»

      «Die ersten drei Seiten haben ich bereits soweit vorbereitet, dass wir sie einscannen können. Wir würden auf dem Papier nichts mehr erkennen, doch der Scanner registriert die feinsten Unterschiede, so wird der Text lesbar.»

      «Und, hast du schon herausgefunden, in welcher Sprache es geschrieben ist?»

      «Du wirst es nicht glauben, es ist in deutscher Sprache geschrieben, allerdings in einer verschnörkelten Handschrift, es wird nicht einfach sein, den Text zu entziffern, viele Buchstaben kann man kaum voneinander unterscheiden, aus Erfahrung weiss ich, dass man sich sehr schnell an eine Handschrift gewöhnt, sobald man deren Eigenheiten einmal erkannt hat, wird es einfacher.»

      «Gut, wir werden sehen, was es zu erzählen gibt.»

      «Morgen schicke ich dir ein PDF, dann kannst du beginnen, die Story zu lesen, viel Spass.»

      «Danke, ich kann es kaum erwarten.»

      «Erwarte nicht zu viel», beschwichtigt Leni, «manche Leute schreiben ein Tagebuch, dabei haben sie gar nichts zu erzählen.»

      Schiffbrüchige

      Wie versprochen erhält Olivia am nächsten Morgen das versprochene Mail. Sie ist überrascht. Die ersten Seiten wurden mit einer gut leserlichen Schrift in kurzen Sätzen geschrieben. Der Schreiber schildert, die damaligen Ereignisse. Olivia taucht in eine weit zurückliegende Zeit ein.

      Ein gewisser Urs Sommer, war als Offizier einem Transportschiff zugeteilt. Peinlich genau notierte er, die Ereignisse auf dem Schiff. Aus dem geschriebenen geht hervor, dass das Schiff kriegswichtige Güter aus Deutschland nach Japan transportieren musste. Leutnant Sommer hatte das militärische Kommando über die Jütland, wie das Schiff hiess. Zivilsten stellten die restliche Besatzung stellte. Leutnant Sommer war dafür verantwortlich, dass die Interessen des Führers eingehalten wurden. Es gab einige Eintragungen über das Verhalten von Besatzungsmitgliedern, die für die Betreffenden bei der Heimkehr nach Deutschland zu Problemen führen könnten.

      Dann kam der Eintrag vom 7. Mai 1942. Das Schiff war mit einem Konvoi in der Sulawesi See unterwegs. Der Konvoi wurde von amerikanischen Schiffen angegriffen. Leutnant Sommer wollte den japanischen Kriegsschiffen nicht in die Quere kommen und ging auf Kurs West, um die Philippinen mit grossem Abstand zu umfahren.

      Man war schon ausser Sichtweite des übrigen Konvois und kam gut voran. Von weitem hörte man Kanonendonner, doch der Lärm wurde immer leiser. Stunden später flogen amerikanische Flugzeuge über das Schiff. Sie waren auf der Rückkehr von der eigentlichen Schlacht.

      Dann geschah das Unglaubliche. Eines der Flugzeuge hatte noch Bomben an Bord und da sie sich von der Schlacht entfernten, fanden sie, dass auch ein Handelsschiff ein lohnendes Ziel sei und warfen die Bomben auf die Jütland. Das Schiff geriet in Brand und die Besatzung musste die Jütland aufgeben.

      Der nächste Eintrag ins Logbuch wurde erst zwei Tage später datiert. Er besagte, dass sich sechs Leute in ein Rettungsboot retten konnten. Ob es weitere Besatzungsmitglieder in ein anderes Rettungsboote geschafft hatten, wusste der Schreiber nicht. Das Rettungsboot war mit sechs Personen besetzt. Nebst dem deutschen Funker Jürg Eicher, war der Matrose Knut Heglund und Leutnant Sommer als Deutsche im Rettungsboot. Dazu drei Japaner, ein Offizier mit der gleichen Funktion wie Leutnant Sommer, der Schiffskoch und ein japanischer Matrose. Eine illustre Gruppe, die nicht besonders gut harmonierte, wie Olivia schnell feststellte.

      Anscheinend hatte Leutnant Sommer das Logbuch versteckt. Er fürchtet, dass die früheren Eintragungen im Logbuch, den Funker und den Matrosen in erhebliche Schwierigkeiten bringen würden, falls die Aufzeichnungen je in die Hände der Gestapo gelangen sollten. Vermutlich schrieb er nur dann, wenn im keiner seiner Leidensgenossen beobachtet, denn, was Jürg Eicher mit ihm machen würde, wenn er die Einträge lesen würde, beunruhigte ihn, denn Jürg war nicht gut auf Hitler zu sprechen und sagte dies jedem der es wissen wollte. Leutnant Sommer schien sich vor Jürg und Knut zu fürchten. Hier im Rettungsboot konnte er sich nicht auf seine hierarchische Stellung verlassen.

      Die sechs Männer waren nun aufeinander angewiesen. Gleichzeitig waren sie auch Konkurrenten, denn die Nahrungsmittel im Boot waren begrenzt. Im Logbuch ist die tägliche Ration vermerkt, die jeder der sechs Männer pro Tag zugeteilt erhält. Es ist heute schwer zu berechnen, ob die Rationen gut dosiert


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