Die lustigen Weiber von Windsor. William Shakespeare

Die lustigen Weiber von Windsor - William Shakespeare


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      FALSTAFF. Meine ehrlichen Jungen, ich will euch sagen, was mir vorschwebt.

      PISTOL. Ein Wanst von hundert Pfund.

      FALSTAFF. Keine Wortspiele, Pistol! Allerdings hat mein Wanst es weit in der Dicke gebracht; aber hier ist die Rede nicht von Wänsten, sondern von Gewinsten, nicht von Dicke, sondern von Tücke. Mit einem Wort, ich habe im Sinn, einen Liebeshandel mit der Frau Fluth anzufangen; ich wittre Unterhaltung bei ihr; sie diskuriert, sie kommt entgegen, sie schielt mit dem Seitenblick der Auffod'rung: ich konstruiere mir die Wendungen ihres vertraulichen Stils, und die schwierigste Passage ihres Betragens in reines Englisch übersetzt, lautet: ich bin Sir John Falstaffs.

      PISTOL. Er hat ihr Vorhaben studiert und dann versiert; aus der Sprache der Züchtigkeit ins Englische.

      NYM. Der Anker ist tief: soll dieser Humor gelten?

      FALSTAFF. Nun, das Gerücht sagt, daß sie den Knopf auf ihres Mannes Beutel regiert; er besitzt ein Regiment von Engeln.

      PISTOL. Nimm gleichviel Teufel dir in Sold, und auf sie los, mein Sohn! –

      NYM. Der Humor steigt; recht gut, humorisiert mir diese Engel! –

      FALSTAFF. Ich habe hier einen Brief an sie geschrieben, und hier einen zweiten an Pages Frau, die mir jetzt eben gleichfalls verliebte Augen zu warf und meine Statur mit höchst kritischen Blicken musterte. Zuweilen vergoldete der Strahl ihres Anschauens meinen Fuß, und zuweilen meinen stattlichen Bauch.

      PISTOL. So schien die Sonn' auf einen Düngerhaufen!

      NYM. Ich danke dir für den Humor.

      FALSTAFF. Oh, sie überlief meine Außenseite mit so gieriger Aufmerksamkeit, daß das Verlangen ihres Auges mich zu versengen drohte wie ein Brennglas. Hier ist auch ein Brief für diese; sie führt gleichfalls die Börse; sie ist eine Küste von Guiana, ganz Gold und Fülle. Diese beiden sollen meine Schätze werden, und ich will sie brandschatzen; sie sollen mein Ost- und Westindien sein, und ich will nach beiden Handel treiben. Geh, trag' du diesen Brief an Frau Page, und du jenen an Frau Fluth: unser Weizen blüht, Kinder, unser Weizen blüht.

      PISTOL.

      Soll ich Herr Pandarus von Troja werden,

      Die Seite stahlbewehrt? dann, Luzifer, hol' alles!

      NYM. Ich will keinen schofeln Humor ausspielen; da nehmt den Humorsbrief wieder, ich will das Dekorum manifestieren.

      FALSTAFF zu Robin.

      Hör', Kleiner, trag' die Briefe mir geschickt;

      Segl' als mein Frachtschiff zu den goldnen Küsten.

      Ihr Schurken, fort! Zergeht wie Schloßen, lauft,

      Trabt, plackt euch, rührt die Fersen, sucht euch Schutz; –

      Falstaff lernt jetzt französische Manier

      Nach neuster Art: ich und mein Page hier.

      Falstaff und Robin ab.

      PISTOL.

      Die Geier packen dein Gedärm, denn Würfel falsch

      Und Sechs und As hilft durch, prellt reich und arm.

      Mir schwellt der Sack von Dreiern, wenn du darbst,

      Du phryg'scher, niederträcht'ger Türke du!

      NYM. Ich habe Operationen im Kopf, die der Humor der Rache sind.

      PISTOL. Willst Rache?

      NYM. Ja, beim Firmament und seinem Stern!

      PISTOL. Mit Witz? Mit Stahl?

      NYM.

      Mit beiderlei Humoren ich;

      Dem Page bedeut' ich dieser Liebsanstalt Humor! –

      PISTOL.

      Und Fluth von mir die Kund' erhält,

      Wie Falstaff, schnöder Knecht,

      Die Taub' ihm raubt, ums Geld ihn prellt

      Und kränkt sein Eh'bett echt.

      NYM. Mein Humor soll nicht abkühlen: ich will Page zu Giftgedanken irritieren: ich will ihn mit Gelbsucht durchglühen, denn die Explausion der Mine ist furchtbar: das ist mein wahrer Humor.

      PISTOL. Du bist der Mars der Malkontenten, ich stehe dir bei. Marsch, fort!

      Sie gehn ab.

      Vierte Szene

      Im Hause des Doktor Cajus.

      Frau Hurtig, Simpel und John Rugby treten auf.

      FRAU HURTIG. He, John Rugby! Sei so gut, geh ans Fenster und sieh, ob du meinen Herrn kommen siehst, Herrn Doktor Cajus: wenn er kommt und findet jemand im Hause, so wird er des lieben Gottes Geduld und des Königs Englisch einmal wieder schön zurichten.

      RUGBY. Ich will gehn und aufpassen. Rugby ab.

      FRAU HURTIG. Geh; wir wollen auch einen Nachttrunk dafür zusammenbrauen, wenn's mit dem Steinkohlenfeuer zu Ende geht. – Ein ehrlicher, williger, guter Bursch, wie nur je einer einen Dienstboten im Hause verlangen kann; und das muß ich sagen, kein Plappermaul und kein Händelmacher: sein schlimmster Fehler ist, daß er so erpicht aufs Beten ist; in dem Stück ist er ein bißchen wunderlich; aber wir haben alle unsre Fehler. – Nun, das mag so hingehn. – Peter Simpel, sagt Ihr, ist Euer Name?

      SIMPEL. Ja, in Ermangelung eines bessern.

      FRAU HURTIG. Und Herr Schmächtig ist Euer Herr?

      SIMPEL. Ja, meiner Treu.

      FRAU HURTIG. Trägt er nicht einen großen runden Bart, wie eines Handschuhmachers Schabmesser?

      SIMPEL. Ei bewahre, er hat nur so ein kleines, dünnes Gesichtchen, mit einem kleinen gelben Bart; ein zimtfarbnes Bärtchen.

      FRAU HURTIG. Ein friedfertiger, tranquiler Mann, nicht wahr?

      SIMPEL. Ja, das ist er: aber dabei ist er mit seinen Fäusten so bei der Hand, als nur irgendeiner zwischen seinem und meinem Kopf: er hat sich einmal mit einem Flurschützen geprügelt.

      FRAU HURTIG. Was Ihr sagt! Ach, nun besinne ich mich auf ihn: Wirft er die Nase nicht, so zu sagen, in die Luft? – und stapft, wenn er geht?

      SIMPEL. Ja, mein' Seel', das tut er.

      FRAU HURTIG. Nun, der Himmel beschere Annchen kein schlimmeres Glück! Sagt dem Herrn Pfarrer Evans, ich werde für seinen Herrn tun, was ich kann; Anne ist ein gutes Mädchen, und ich wünsche, –

      Rugby kommt wieder.

      RUGBY. Ach, Herrje! da kommt mein Herr! –

      FRAU HURTIG. Nun wird es über uns alle hergehn. Lauft hier hinein, lieber junger Mensch, geht in dies Kabinett! Sie schiebt Simpel ins Kabinett. Er wird nicht lange bleiben. – He, John Rugby! John! He, John, sag' ich! Geh, John, und frage nach deinem Herrn: ich fürchte, es ist ihm was zugestoßen, daß er nicht heimkommt. Singt. Tralldaldera! Tralldaldera! –

      Doktor Cajus kommt.

      CAJUS. Was singen Ihr da? Ik nik lieben solken Poß: – ik bitten, geht, und 'ohlen mik in meine Kabinett un boîtier vert, einen Büchs, einen grünen Büchs: Entendez-vous?

      FRAU HURTIG. Jawohl, ich werd's Euch holen. Ich bin froh, daß er nicht selbst hinein geht; wenn er den jungen Menschen gefunden hätte, wäre er eifersüchtig geworden.

      CAJUS. Ouf, ouf, ouf, ouf! Ma foi, il fait fort chaud. Je m'en vais à la Cour, – la grande affaire. –

      FRAU HURTIG zurückkommend. Ist's diese, Herr Doktor?

      CAJUS. Oui, mettez – le in mein Taschen, dépéchez, 'urtig. Wo steck' die


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