In Your Arms. Isabella Kniest

In Your Arms - Isabella Kniest


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es Liza eigentlich in der Arbeit?« Tina machte einen Schritt zurück. »Läuft es noch immer gut?«

      Er hatte Tina ein wenig über Lizas Mobbingprobleme berichtet. Nicht sämtliche Geschichten, vor allem nicht diejenigen aus ihrer weit zurückliegenden Vergangenheit, dafür einige Geschehnisse der letzten Monate.

      »Ja, sie setzte sich das erste Mal gegen ihre Kollegin durch. Und diese besagte Kollegin meidet Liza nun.«

      »Das klingt ja großartig!«

      Gemeinsam ließen sie sich wieder auf die von der bereits untergegangenen Abendsonne erwärmte Holzbank nieder.

      »Hoffentlich wird die Situation sich noch weiter verbessern.«

      Liza sollte jeden Tag mit einem guten Gefühl in die Arbeit fahren dürfen.

      Ein jeder Mensch sollte dies.

      »Ganz bestimmt!« In typisch fröhlicher Tina-Manier warf sie ihm ein schier explodierendes Grinsen zu – umrahmt von roten Lippen und zwei niedlichen Grübchen. »Weil Glück in der Luft liegt.«

      Er lächelte zurück. »Da hast du zweifelsohne recht.«

      »Natürlich habe ich das«, erwiderte sie frech. »Schließlich werde ich bald heiraten. Ich. Die abgedrehte Tina, die Männern höchstens auf die Nerven geht.«

      »Dermaßen schlimm bist du wirklich nicht«, gab er kichernd zurück. »Manchmal ein wenig ungestüm, aber sicherlich nicht nervig.«

      Es folgte ein weiterer Bist-du-dir-wirklich-ganz-ganz-sicher-Blick. »Manchmal strapaziere ich eure Nerven schon gewaltig.« Ihrem darauffolgenden erheiterten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien sie sich an diesem Umstand nicht wirklich zu stören. »Aber ohne mich wär’s auch ziemlich langweilig.«

      Er wusste nicht, ob oder wie er auf diese Äußerungen reagieren sollte. Immerhin wollte er sie weder beleidigen noch verletzen. Aus diesem Grunde schwenkte er ganz ungeniert in eine andere Richtung. »Wie sieht es überhaupt mit dem Hochzeitsessen aus? Habt ihr euch entschieden?«

      Laut Tinas Angaben standen Lammfleisch in Sauerrahmsoße, gebackener oder gebratener Hecht, Geflügelrollbraten, Grillspieße mit Scampi sowie Rindsbraten zur Auswahl.

      »Wir haben uns darauf geeinigt, alle Speisen anzubieten. Gerade weil es heutzutage viele Allergiker gibt, dachten wir, dass eine große Auswahl da besser ist.«

      »Tolle Idee.« Er strich sich einige von einer Windböe ins Gesicht gewehten Haarsträhnen zurück. »Aber dann fehlt euch ein vegetarisches Menü.«

      »Ich wäre ja nicht Tina, wenn ich nicht auch daran gedacht hätte, oder?«

      Kichernd schüttelte er den Kopf. »Wo denke ich nur hin?«

      »Für eventuelle Veganer«, erklärte sie mit Stolz geschwelter Brust. »Gibt es einen Gemüseauflauf – ohne Milch aber dafür mit Soja und Tofu.« Sie krauste die Stirn. »Was so viel wie das Gleiche ist … Wie kann man so etwas nur hinunterwürgen?«

      Er lachte.

      Ja, das fragte er sich manchmal ebenfalls. Gesunde Ernährung schön und gut, doch ab und an einmal etwas Fleisch, Fisch und Eier gehörten genauso zu einer ausgewogenen Mahlzeit, wie Gemüse, Obst und Dinkelbrot.

      »Und was habt ihr euch als Nachspeise ausgedacht?«

      »Pudding, Eis, verschiedenste Torten und Fruchtschalen garniert mit Schokosoße.«

      Solch köstliche Speisen!

      »Jetzt werde ich hungrig.«

      Glucksend rieb Tina sich den Bauch. »Das wird ein einziges großes Fressen!«

      Jans klingelndes Handy unterbrach die vergnügliche Unterhaltung.

      Liza, schoss es ihm sofort in den Kopf. Das muss Liza sein.

      Mit prickelnden Wangen griff er nach dem neben sich liegenden Telefon.

      »Ist das dein Herzblatt?«, vermutete Tina richtig.

      Er nickte ihr entschuldigend zu. »Ja, kann ich –« Er deutete auf das Handy.

      »Natürlich, natürlich …« Beschwingt und breit lächelnd hüpfte Tina von der Bank. »Richte ihr einen Gruß aus – und redet nicht zu viel unanständiges Zeugs.« Ein letztes Zuzwinkern folgte, dann war sie verschwunden.

      Unanständiges Zeugs …

      Dies taten sie ohnehin nicht durchs Telefon – bestenfalls wenn sie sich in den Armen hielten.

      Andererseits … die Gespräche über ihre gemeinsame Zeit und den langen Stunden im Bett waren auch nicht eben unschuldig ausgefallen …

      Kitzelnde Schmetterlingsschwärme im Bauch spürend hob er ab – und Lizas liebliche Stimme erklang. »Hallo, meine Seelenhälfte. Wie geht es dir?«

      Wie jedes Mal fühlte er sich schlagartig um unzählige Tonnen Geröll erleichtert.

      »Ich vermisse dich gar so sehr«, gestand er seufzend. »Eine jede vermaledeite Sekunde.«

      Noch nie zuvor in seinem Leben hatte seine Sehnsucht derart schmerzhafte Ausmaße angenommen, wie es bei Liza der Fall war. Jeder Atemzug, jeder Schlag seines Herzens war gefüllt mit Erinnerungen an diese wundervollen Tage des baren Glückes. Sobald er die Lider schloss, fühlte er ihre Lippen auf seinen, spürte die Hitze ihres Körpers, sah ihre ihn demütig musternden Augen, hörte ihre verhaltenen Seufzer …

      »Nur noch eine Nacht schlafen«, erwiderte seine Traumfrau erheitert. »Dann sehen wir uns.«

      »Gott sei Dank!«

      Seine vor Melodramatik triefende Äußerung entlockte ihr ein herzhaftes Lachen. »Ich habe meinen Eltern Bescheid gegeben, dass wir um die Mittagszeit ankommen. Das passt, oder?«

      Frisches Glück rauschte ihm durch die Adern.

      Und wie dies passte!

      Dann durften er und Liza sich für die Autofahrt genügend Zeit lassen, was bedeutete: kurze Stopps für lange Küsse, und womöglich sogar mehr …

      Sein Herz machte einen Sprung – seine Männlichkeit regte sich unwillkürlich.

      »Fabelhaft, meine Teure.« Sein Blick glitt über den dämmernden dunkelroten Abendhimmel. »Ich kann es kaum erwarten.«

      Das Zusammentreffen mit ihren Eltern ebenso wenig wie eine neue gemeinsame Nacht gefüllt mit leidenschaftlichen Liebesspielen, intimen Gesprächen, zärtlichen Küssen …

      Konnte sein Leben noch besser werden?

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