Grenzgänger. Heinrich Pingel
nicht mehr geöffnet, kein Einkaufsladen, nur die Filiale einer Bäckerei mit kleinem Nebenraum hat am Mittwochnachmittag geöffnet. Das Kaffeekränzchen der älteren Damen trifft sich hier jeden Mittwochnachmittag. Ich bin ein exotischer Gast. Ich trinke und trinke, Apfelschorle, Wasser, Kaffee und esse ein Stück Kuchen, eine Bratwurst im Brötchen. Herrlich.
Grenzmahnmal in Eicha – brütende Nachmittagshitze
Es hilft nichts. Es geht weiter. Noch ist der Akku etwas geladen, es geht bergan und irgendwie komme ich wieder auf den Kolonnenweg, der mir allerdings aufgrund der Hoppelei nach einem Kilometer zuviel wird. Durch eine Wiese geht es auf die Landstraße. Ich komme an einer Herde Schafe vorbei, die das Grüne Band wohl kultivieren sollen, vielleicht sogar im Auftrag des BUND.
In Eicha ist es nachmittags um halb fünf bullenheiß. Ich werde argwöhnisch beäugt, wie ich mit meinem Stativ Fotos von mir, dem Fahrrad und den Grenzreliquien mache. Bei der Umarmung des DDR-Grenzpfahles in Schwarz-Rot-Gold weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll …, anscheinend zu viele traurige Erinnerungen. Vielleicht kommt auch die Hitze noch dazu.
Im unterfränkischen Irmelshausen habe ich kurz vor sechs keine Lust und Kraft mehr weiterzufahren. Gasthaus „Zur Linde“. Familienbetrieb. Die gute alte Zeit der 60er und 70er Jahre. Ein freundlicher Wirt im fortgeschrittenen (in meinem) Alter bietet mir ein ruhiges Zimmer an. Die Dusche ist herrlich. Die Beine und die Schulter schmerzen. Ich trinke nach der Dusche eine Flasche Wasser, mehrere Birnenschorlen usw. Das Rostbrätl und der Salat schmecken.
Als ich wieder ein paar Tagebuchnotizen gemacht habe, gehe ich noch einmal vor die Tür und frage einen älteren, langhaarigen Mann: „ Was malst du da ?“ – „ Von Ihnen lasse ich mich nicht mit Du anreden, wir haben noch keine Schweine zusammen gehütet .“ Es stellt sich heraus, dass er ein Tagebuch mit sehr schönen Malereien führt und ein Aussteiger aus München ist, der schon in den 90er Jahren nach der Öffnung der Grenzen in diesen bayrischen Grenzort gekommen ist. Bundeswehr, BGS und Amerikaner hätten hier zu DDR-Zeiten auch ihre Spitzel im Ort gehabt. Hier sei eine hohe Militärkonzentration vorhanden gewesen. Fulda-Gap. Wir diskutieren über Zeitgeschichte, die Generation der 68er und schließlich bietet er mir an, morgen sein Atelier zu besuchen. Welch eine Ehre.
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