Der Nagel. Rainer Homburger
der Betrag ist bescheiden, wenn man sich vor Augen führt, was durch eine Verkürzung des Krieges an Geldern eingespart wird. Und nicht nur an Geldern. Denken Sie an die vielen Zerstörungen überall in Europa. Vor allem aber die vielen Menschenleben, und die sind mit Geld sowieso nicht aufzuwiegen.« Er unterbrach wieder, um damit die Bedeutung seiner Ausführungen zu unterstreichen. »Denken Sie darüber nach. Die Entscheidung sollte aber bald fallen, sonst werden wir womöglich von den militärischen Ereignissen überrannt. Die Chancen, an Hitler heranzukommen, werden nicht größer, und wenn ich Erfolg haben soll, muss ich schon bald wieder rüber, mich vorbereiten und vor allem aber meine Beziehungen spielen lassen.«
Nun wartete David ganz bewusst einige Sekunden, bevor er etwas erwiderte. Er rutschte auf seinem Stuhl in eine lässige Haltung, mit der er auszudrücken versuchte, dass er nicht sonderlich beeindruckt war, wenngleich innerlich ziemlich aufgewühlt. Dann fragte er Chapman so ganz nebenbei.
»Und was, wenn wir auf Ihr Angebot nicht eingehen?«
Chapman atmete kurz, aber deutlich hörbar ein.
»Ich glaube, Sie sollten sich ganz genau überlegen, ob Sie es nicht annehmen wollen. Ich sehe keine andere Möglichkeit, den Krieg vorzeitig zu beenden. Und das Geld sollte doch wohl kein Problem darstellen.« Seine Stimme zitterte jetzt und der Ton wurde lauter.
David versuchte weiter, lässig und wenig beeindruckt zu wirken. Er wollte Chapman aus der Reserve locken. Er wollte einfach wissen, was ihn zu so einem Schritt bewogen hatte. Das Geld kann es nicht sein, davon hat er nichts. Und zudem verfügte seine Familie über ausreichend Vermögen, soweit war ihm bekannt. Und sein Leben zu opfern, um als Held in die Geschichte einzugehen, das nahm er ihm nicht ab.
»Mr Chapman«, fuhr David fort. »Ich kann Ihre Absichten nicht nachvollziehen. Und ich verstehe die Gründe nicht. Überzeugen Sie mich davon. Erklären Sie mir, warum Sie das machen wollen.«
»Ich habe persönliche Gründe«, erwiderte Chapman in ruhigem Ton. Von seiner kurzen Erregung zuvor war nichts mehr zu spüren. »Ich denke, die muss ich nicht unbedingt ausführen, da sie auf die Ausführung keinen Einfluss haben.«
»Das sehe ich anders«, stellte David fest, aber Chapman machte keine Anstalten, seine Gründe darzulegen. David überlegte, ob er darauf bestehen sollte, entschied sich aber dagegen. »Sie wissen, dass ich das nicht alleine entscheiden kann. Ich werde mit dem Premierminister sprechen müssen.«
»Das weiß ich und ich bitte darum, dies bald zu tun. Denken Sie an die vielen Toten und Verletzten, die der Krieg schon gekostet hat.« Damit stand er auf und streckte David die Hand entgegen. »Ich höre wieder von ihnen?«
David nickte und gab ihm die Hand. Mr Chapman verabschiedete sich auch von Frank, dann ging er zur Tür. Ohne sich noch einmal umzudrehen verließ er den Raum.
»Was hältst du davon?«, fragte Frank, als die Tür ins Schloss gefallen und die Geräusche von draußen wieder auf das gewohnte, leichte Hintergrundgeräusch gefallen waren.
»Ich weiß nicht.« David ging langsam um seinen Schreibtisch herum. »Nach all dem, was wir von ihm wissen und was in den Akten steht, hat er bei der Abwehr und der Gestapo die besten Kontakte. Er dürfte also durchaus eine Chance haben, Hitler zu töten.«
»Und was meinst du, wird Churchill dazu sagen?«
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