Atlantis. Roy O'Finnigan

Atlantis - Roy O'Finnigan


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      »Kapitän, wir haben unsere Sonde gefunden«, verkündet der 1. Offizier zufrieden.

      »Gut gemacht«, lobt der Kommandant der aggressivsten Rasse des Universums. »Bringt den Sender an. Falls die Flüchtlinge sich so weit erholen, dass sie die Sonde finden, wird er uns darüber informieren.«

      »Sir, sollen wir den dritten Planeten mit den Überlebenden nicht besser auch gleich vernichten?« In Erwartung einer positiven Antwort nähern sich etliche Fangarme den dafür notwendigen Steuerelementen.

      Die Frage scheint einen sensiblen Punkt beim Kapitän zu berühren. Er straft seinen untergebenen Offizier mit einem verachtenden Blick. „Haben wir denn genug Energie dafür?«

      »Nein«, gibt dieser kleinlaut zu.

      »Gut, dass es hier wenigstens einen gibt, der für alle mitdenkt. Wo wir gerade dabei sind, wie lange reicht unsere Energie noch?«

      »Der 1. Offizier wertet gewissenhaft die Anzeigen aus und stellt Berechnungen an. »Wir können noch 63 Tage Gold sammeln. Dann reicht es gerade noch für den Flug zu Vela.«

      »Nur für den Flug?«, der Führungsoffizier und Denker für alle verdreht die Augen. Seine Tentakel zuckend drohend.

      »Nein Sir. Vela ist bereits instabil«, beeilt sich der Rangniedere zu erläutern. »Bei Ankunft bleibt uns noch ausreichend Energie, um die Supernovaexplosion vorzeitig auszulösen. Das dabei entstehende schwarze Loch produziert so viel negative Energie, dass wir unseren Speicher wieder voll aufladen können.«

      Der Kapitän überprüft die Berechnungen. Nervös wartet der Eins-O auf sein Urteil. Der Analysierende unterbricht sein Studium gelegentlich mit kritischen Blicken, bei denen der 1. Offizier sich möglichst weit wegwünscht. Die Situation ist ihm so unangenehm, dass er sich in seiner Not sofort in ein schwarzes Loch gestürzt hätte, wäre eines in Reichweite gewesen.

      »Na also, geht doch«, gibt sich der Oberste Denker gnädig.

      Benachrichtigung

      [Anm. des Autors: Man verzeihe die verspätete Aktivierung des Übersetzungsprogramms Babelfisch 2047v 3.1. Die Nachricht von dem 53,6 Lichtjahre entfernten Planeten Wazramon kam unerwartet zu nachtschlafender Zeit.]

      »… Signal wurde empfangen.«

      »Die Atlanter sind wieder aufgetaucht? Jetzt schon? Ist das verifiziert worden?«

      Die Stimme des Fragenden donnert durch die ehrwürdige Regenbogenhalle. Sowohl die Säulen als auch die Kuppel sind aus einem einzigen Diamanten geschnitten. Die unglaublich riesige Ansammlung von Kohlenstoff in seiner wertvollsten Form stammt von einem untergegangenen Planeten, dessen Name bereits vergessen war, bevor an den Edelstein Hand angelegt wurde.

      »Ja, Admiral Gigantus. Es gibt keinen Zweifel.«

      Der oberste Befehlshaber der Sternenflotte der aggressivsten Rasse des Universums benutzt drei seiner Tentakel, um eine dreidimensionale Darstellung des betreffenden Raumsektors aufzuspannen. In Ruhe betrachtet er die Szene. Schließlich wendet er seine Aufmerksamkeit wieder seinem Adjutanten zu. »Gut. Die Purge1717 soll startklar gemacht werden.«

      Der Major hebt die Augenbrauen. [Anm. des Autors: Er drückt auf Art der Bewohner des Planeten Wazramon Erstaunen aus. Leider ist es mir nicht möglich, die tatsächliche Veränderung des entsprechenden Körperteils der im Wasser lebenden Mennerianer adäquat zu beschreiben.]

      »Sir, Ist das unbedingt notwendig? Die Purge1414 sollte reichen.«

      »Wir gehen kein Risiko ein, Major Rasino. Dass wir die Atlanter einmal besiegt haben heißt nicht, dass es diesmal wieder ein Kinderspiel wird. Das zeigt sich allein dadurch, dass sie früher wieder aufgetaucht sind, als erwartet. Obwohl wir ihren Heimatplaneten zerstört haben. Unser stärkstes Kampfschiff ist gerade gut genug.«

      »Jawohl Sir!« »Allerdings ...«, fügt er nach einer kurzen Pause hinzu.

      »Allerdings was?«, blafft ihn sein Vorgesetzter an.

      »Sir, wenn wir die Purge1717 schicken, dann ist kein Schiff mehr mit Overkill 4 Bewaffnung in der Nähe. Falls wir angegriffen werden sollten, müssen wir uns mit Overkill 3 verteidigen.«

      »Was soll das heißen, Major?«, echauffiert sich der Admiral. Vor lauter Aufregung schwebt er zur Kuppel hoch und blickt auf seinen Untergebenen herab. Über ihm bricht sich das Sonnenlicht in allen Farben. Bunte Fetzen jagen sich gegenseitig über die gewölbte Oberfläche. »Als ich in ihrem Alter war, hatten wir Overkill 2. Damit haben wir alles vernichtet, was es zu vernichten gab. Bei der Raumschlacht im westlichen Tarantelnebel waren wir nicht nur zahlenmäßig, sondern auch waffentechnisch unterlegen. Trotzdem haben wir einen grandiosen Sieg errungen. Auf die Intelligenz hinter der Waffe kommt es an. Die Waffe selbst ist sekundär. Strategie und Taktik! Sie sind noch zu jung, um zu wissen, wer damals das Kommando führte. Das sollten Sie nachholen«, kanzelt er seinen Adjutanten ab.

      »Natürlich weiß ich das, Sir«, beeilt er sich zu sagen. Den legendären Sieg haben wir Ihrer genialen Strategie zu verdanken.“

      »Gut! Wenigstens etwas, das Sie auf der Raumakademie gelernt haben. Ach und noch was, Major. Sorgen Sie dafür, dass die Sache so schnell wie möglich erledigt wird.«

      »Sie autorisieren Warp 10?«

      Admiral Gigantus quittiert die Frage mit einem stechenden Blick. »Warp 10 reicht nicht. Ich erwarte, dass unser Schiff in drei Jahren dort ankommt. Ich befehle Warp 15. Der Kapitän soll unterwegs tanken. Bei der Auswahl der Sonne unterliegt er keinen Einschränkungen.Bloß keine Umwege machen. Es gibt ja genügend von dem Zeugs.«

      »Jawohl Sir«, verabschiedet sich Rasino.

      Beim Verlassen der Halle verharrt der Major zwischen den Säulen. Sein Blick ruht auf dem Garten, der sich vor ihm ausbreitet. Ein Meisterwerk mit den schönsten Blumen und Pflanzen des Planeten. Lichtflecken tanzen auf den Blüten und Blättern. Er sieht zur Oberfläche hoch, wo die Sonnenstrahlen von den Wellen gebrochen werden.

      Der Offizier katapultiert sich mit einem kräftigen Stoß seiner Fangarme von den Kristallsäulen und gleitet über das botanische Kunstwerk dahin. Zu dieser Tageszeit herrscht geschäftiges Treiben. Horden von Mennerianern strömen in die Halle oder verlassen sie eilig mit wichtigen Aufgaben.

      Inmitten der Anlage nimmt ein tiefer Riss seinen Anfang. Wie die hässliche Narbe, im perfekten Antlitz eines hübschen Mädchens. Er stört und irritiert das Auge des Betrachters. Eine Narbe, die an die Ereignisse vor über 15231 Jahren erinnert. Trotz der vielen Zyklen kennt die Geschichte jedes Kind auf Wazramon. Der Major erinnert sich daran, wie er sie das erste Mal von seinen Eltern hörte. Von Generation zu Generation wird sie weitergeben, damit die Apokalypse nie in Vergessenheit gerät. Der Tag, an dem eine bis dahin unbekannte Rasse auftauchte und ein Ultimatum stellte. Sie forderten sämtliches Gold des Planeten und drohten mit der völligen Zerstörung.

      Die Mennerianer ahnten nicht, dass die Fremden ihre Forderung wörtlich meinten. Sie wollten nicht das bisschen Gold, das die Mennerianer bis dahin von der Oberfläche gefördert hatten, sondern vor allem das Gold aus dem Planetenkern.

      Hilflos mussten sie mit ansehen, wie ihr Planet angebohrt und das Gold aus dem Kern extrahiert wurde. Der Prozess ging nicht spurlos an Wazramon vorüber. Nur widerwillig gab er seinen Schatz preis. Er wehrte sich mit Planetenbeben und spuckte Lava ins Weltall. Tiefe Risse taten sich auf und verschlangen riesige Teile des Meeresbodens. Inseln versanken, während an anderer Stelle neues Land aufstieg. Milliarden Mennerianer wurden Opfer der Katastrophe. Mit knapper Not konnten sie damals ihre Zivilisation retten.

      Erst viele Jahre später erfuhren sie mehr über die Frevler. Ein Satellit hatte alles aufgezeichnet. Die Auswertung der Daten offenbarte ihnen ein Geheimnis. Das wahre Geheimnis von Gold. Sie beschlossen es sollte für immer ihr Geheimnis bleiben. Niemand sollte je davon erfahren. Sie würden alles tun,


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