Ein Liebesabenteuer. Alexandre Dumas

Ein Liebesabenteuer - Alexandre Dumas


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       Alexandre Dumas

       Ein Liebesabenteuer

      Inhaltsverzeichnis

       I.

       II.

       III.

       IV.

       V.

       VI.

       VII.

       VIII.

       IX.

       X.

       XI.

       XII.

       XIII.

       XIV.

       Impressum

      I.

      Einen Morgens, im Herbst 1856, öffnete mein Diener, ungeachtet des ausdrücklichen Befehls, den ich ihm gegeben hatte, mich nicht zu stören, meine Thür, und sagte als Antwort auf die sehr bedeutungsvolle Grimasse, die er auf meinem Gesichte bemerkte:

      »Mein Herr, sie ist sehr hübsch.«

      »Wer denn, Dummkopf?«

      »Die Person, für die ich mir erlaube, Sie zu stören, mein Herr.«

      »Und was liegt mir daran, daß sie hübsch ist? Du weißt doch, wenn ich arbeite, bin ich für: niemand zu Hause.«

      »Und dann, mein Herr,« fuhr er fort, »kommt sie von einem Freunde von Ihnen.«

      »Der Name dieses Freundes?«

      »Er wohnt in Wien.«

      »Der Name dieses Freundes?«

      »O, mein Herr, ein drolliger Name, ein Name wie Rubin oder Diamant.«

      »Saphir?«

      »Ja, mein Herr, Saphir heißt er.«

      »Das ist etwas Anderes; da laß sie in das Atelier eintreten und bringe mir einen Schlafrock herunter.«

      Mein Diener ging hinaus. Ich hörte einen leichten Schritt, der an der Thür meines Kabinetts vorüber ging; dann kam Monsieur Theodor, meinen Schlafrock über den Arm gehängt, herunter.

      Wenn ich einem Diener dieses Zeichen der Rücksicht beilege, ihn Monsieur zu nennen, so geschieht es, wenn er sich durch seine Dummheit oder seine Schelmerei auszeichnet.

      Ich habe drei der schönsten Exemplare dieser Art, wie man sie nur finden konnte, gehabt: nämlich Monsieur Theodor, Monsieur Joseph und Monsieur Viktor.

      Monsieur Theodor war nur ein Dummkopf, aber er war es vollständig.

      Ich gebe dies hier beiläufig an, damit der Herr, bei dem er diesen Augenblick ist, wenn er überhaupt einen Herrn hat, ihn nicht mit den beiden Anderen verwechsele.

      Ueberdies hat die Dummheit einen großen Vorzug vor der Schelmerei; man sieht immer bald genug, daß man einen einfältigen Bedienten hat; man bemerkt immer zu spät, daß man einen schelmischen hat.

      Theodor hatte seine Schützlinge. Mein Tisch hat immer einen ziemlich großen Umfang, so daß zwei oder drei Freunde sich daran niedersetzen können, ohne erwartet zu sein. Sie finden nicht immer ein gutes Mittagessen, aber sie finden immer ein gutes Gesicht. An den Tagen, wo das Mittagessen nach dem Geschmack des Monsieur Theodor gut war, setzte er diejenigen von meinen Freunden oder Bekannten, die er den anderen vorzog, davon in Kenntniß.

      Nur sagte er je nach der Empfindlichkeit der Leute zu Einigen:

      »Monsieur Dumas sagte diesen Morgen: Es ist lange, daß ich diesen lieben N. nicht gesehen habe; er sollte doch heute kommen und ein Mittagessen von mir verlangen.«

      Und der Freund, gewiß, einem Wunsche zuvorzukommen, kam, ein Mittagessen von mir zu verlangen.

      Dem Anderen, der weniger empfindlich war, begnügte er sich, den Ellenbogen zu berühren und zu sagen:

      »Es giebt heute ein gutes Mittagessen, kommen Sie doch.«

      Und gewiß, ein gutes Mittagessen zu finden, kam dieser Freund, der sonst wahrscheinlich nicht gekommen wäre.

      Ich erwähne diese Einzelheit der großen Persönlichkeit des Monsieur Theodor; wenn ich das Portrait vervollständigen sollte, müßte ich dieses ganze Kapitel dazu anwenden.

      Kehren wir zu dem von Monsieur Theodor angemeldeten Besuche zurück.

      Mit meinem Schlafrocke bekleidet, wagte ich zu dem Atelier hinaufzusteigen. In der That fand ich dort eine reizende junge Frau von hohem Wuchse und blendender Weiße, mit blauen Augen, kastanienbraunen Haaren und prächtigen Zähnen; sie trug ein Kleid von perlengrauem Taffet, welches bis zum Halse hinaufging, einen faconnirten Shawl, von arabischem Stoff und einen jener reizenden Hüte, welche die Deutschen mit dem Beinamen »Ein letzter Versuch« belegt haben, die leider von dem französischen Geschmack ein wenig verachtet sind, und die selbst der häßlichen oder nicht mehr jungen Frauen so gut stehen.

      Sie überreichte mir einen Brief, auf dessen Adresse ich das unleserliche Gesudel des armen Saphir erkannte.

      Ich steckte den Brief in meine Tasche.

      »Nun,« sagte sie mit stark markirtem fremden Accent zu mir, »Sie lesen nicht?«

      »Unnöthig, Madame,« antwortete ich ihr; »ich habe die Handschrift erkannt, und Ihr Mund ist so graziös, daß ich von ihm selber zu erfahren wünsche, was mir die Ehre Ihres Besuche verschafft.«

      »Nun, ich wünsche Sie zu sehen, das ist Alles.«

      »Ei! Sie haben doch gewiß die Reise von Wien nicht ausdrücklich deshalb gemacht!«

      »Wer sagt Ihnen das?«

      Meine Bescheidenheit.«

      »Verzeihen Sie; aber Sie gelten am Ende nicht für bescheiden.«

      »Ich habe meine Tage der Eitelkeit, das ist wahr.«

      »Welche?«

      »Die, wo die Anderen mich beurtheilen, und wo ich mich vergleiche.«

      »Mit Denen, die Sie beurtheilen?«

      »Sie haben Geist, Madame; nehmen Sie doch gefälligst Platz.«

      »Wenn ich nur hübsch gewesen wäre, hätten Sie also nicht diese Einladung an mich ergehen lassen?«

      »Nein, ich hätte eine andere ausgesprochen.«

      »Himmel! welche Thoren die Franzosen sind!«

      »Es ist nicht ganz ihre Schuld.«

      »Nun, als ich Wien verließ, um nach Frankreich zu gehen, legte ich ein Gelübde ab.«

      »Welches?«

      »Das, mich zusetzen, das ist Alles.«

      Ich


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