Ein Liebesabenteuer. Alexandre Dumas

Ein Liebesabenteuer - Alexandre Dumas


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      »Sie haben also Lust, mich zu hören?« sagte Madame Pleyel zu der Fremden.

      »Ich sterbe vor Verlangen!«

      »O Himmel! es ist sehr leicht! Sie kommen mit einem Manne, der das Vorrecht hat, mich Alles thun zu lassen, was er will.«

      Ich fiel ihr um den Hals; ich hatte sie noch nicht umarmt.

      »Was wollen Sie, daß ich Ihrer Tragödin spiele?« fragte sie mich ganz leise.

      »Irgend Etwas in dem Genre von dem, was Sie bei Ihrem Instrumentenhändler in Hamburg gespielt.«

      Sie lächelte mit jenem traurigen und bezaubernden Lächeln, welches an die vergangenen Leiden erinnert, und warf ein brillantes Vorspiel in die Lüfte.

      »Ah! Marie, Marie.« sagte ich zu ihr, »Sie sind glücklich. Wir. verlangen kein Glück von Ihnen.«

      »Und wenn mein Herz brechen will, wie das der Antonia?«

      »Nun, so werde ich meine Hand darauf legen, und verhindern, daß es bricht.«

      Sie sah mich an, zuckte leicht die Achseln und sagte zu mir:

      »Geck!«

      Und sie begann.

      Ich will nicht versuchen, Euch zu sagen, was die große Künstlerin uns vorspielte; nie haben unter irgend einer Hand Elfenbein und Holz solche Accorde hervorgebracht; ohne Unterbrechung folgten einander eine Stunde lang die ergreifendsten Empfindungen, die berauschendsten Schmerzen; das Instrument selbst schien zu leiden, zu klagen, zu seufzen.

      Endlich, nach Verlauf einer Stunde stand sie mit einem Schrei aus.

      »Sie haben kein Mitleiden mit mir,« sagte sie zu mir, »sehen Sie nicht, daß Sie mich tödten?«

      Ich sah Madame Bulyowsky an. Sie war blaß, bebend, fast ohnmächtig.

      Zuhörerin und Spielerin waren einander würdig.

      Die beiden Frauen umarmten einander von Neuem; ich zog Madame Bulyowsky fort; ich fürchtete mehr für diese schwache und nervöse Natur, als für die kräftige und mächtige Natur der Marie Pleyel.

      »Nun,« fragte ich sie, als ich auf der Straße war, »wollen Sie noch Etwas in Brüssel sehen?«

      »Und was sollte ich sehen, nachdem ich diese bewundernswürdige Frau gesehen und gehört habe?« fragte sie mich.

      »Was wollen wir denn thun?«

      »Ich reise nach Spaa ab —— und Sie?«

      »Wahrhaftig, ich. ich folge Ihnen.«

      Eine Viertelstunde später waren wir auf dem Bahnhofe und reisten nach der Stadt der Mineralwasser und, der Spiele ab, welche ich, während meines dreijährigen Aufenthalts in Belgien nicht die Neugierde gehabt hatte zu besuchen.

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